Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Brettern ist über sie ein Weg bereitet, damit man nicht über die klotzigen Baumstämme hinwegklettern müsse. Im Vorderteil des Floßes haben die Flößer, ebenfalls aus schönen, weißen Brettern, ein niedliches Häuschen errichtet. Es enthält eine Küche mit einem großen, eisernen Herd und einen mit Stroh gefüllten Schlafraum für die Flößer. Eine kleine Welt für sich ist dieses Floß. Während man sich auf den kleinen Enns- oder Traunflößen irgendwie ausgesetzt vorkommt, fühlt man sich auf diesem großen Floß ausgesprochen geborgen wie auf einem großen Schiff. Mit seiner Länge von 60 und seiner Breite von 13 Metern bietet es einen imposanten Anblick und seine Masse von 600 Festmetern wuchtet majestätisch in dem Flößerhafen von Au. Vorne sind acht, hinten neun Ruderstände angebracht und riesige Taue liegen, schön gerollt, für die kommenden Landungsmanöver bereit. Heute, am Vorabend, geht es in dem kleinen Flößerwirtshaus hoch her. Im Gastraum sitzen die Flößer beisammen und sprechen in festlicher Erwartung von nichts anderem als v.on der bevorstehenden Floßreise, von denkwürdigen, gefahrvollen, aber auch von lustigen Fahrten. Eine besondere Note erhält diese Fahrt dadurch, daß nebst uns einige „Herrn", wie die Flößer sagen, die Fahrt mitmachen, der Eigentümer des Floßes und einige Forstleute vom Attersee. Erst spät suchen wir unsere Betten auf und „bald"' heißt es wieder aufstehen. Am nächsten Morgen werden noch Kisten und Kasten mit Nahrungsmitteln, Tonnen mit eisgekühltem Fleisch, einige Eimer Most und etwa ein Dutzend Bierfässer an Bord geschafft. Um 7 Uhr früh ist alles fertig. Und nun kommt der feierliche Augenblick der Abfahrt, die, nach alter Sitte und altem Brauch vor sich geht. Nauführer Buchinger überschaut noch einmal sein Schiff, dann spricht er mit erhobener Stimme: ,.Alsdann, dann fahren ma halt in Gotts Nam'I' ' Das ist das altgeweihte Zeichen zur Abfahrt. Nur in Gottes Namen vertrauen sie sich dem gewaltigen Strom an, denn sie v.issen sich hier in der Gewalt eines Höheren, in dessen Hände sie sich begeben. Nun werden Taue gelöst und langsam, unter Geächze und Gekrach setzt sich die riesige Holzmasse, erst fast unmerklich, in Bewegung Noch sind wir ja im Hafen, dessen Wasser die kleine Aist nur eine schwächliche Strömung v.erleiht. Am Ufer halten viele Leute noch das sogenannte „Afterseil", bis der Nauführer kommandiert: ,.Lass· aus in Gotts Nam'I" Jetzt ist das Floß frei. 30

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