Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Bäume und war 12 bis 20 „Schuh", also höchstens rund 6 Meter breit. Dieser aus 25 bis 36 „Gstören" zusammengesetzte Floßzug umfaßte die gewaltige Menge v,on 500 bis 600 Stück Baumstämmen, mit einem Kubikinhalt von beiläufig 15.000 Kubikschuh, was rund 500 Festmetern entspricht, also der Holzmasse eines der großen Donauflöße. Wie sich solch ein Floß ausnahm, wenn es die Ybbs herabschwamm, entnehmen wir einer begeisterten zeitgenössischen Schilderung, die ein Beobachter am 2. März 1866 im „Südtiroler Volksboten" von seinen Eindrücken gab. „Eine wahre Riesenschlange wälzte sich über den Ybbsfluß, zwar langsam, aber sicheren Ganges aus den Schluchten des Otschergebirges kommend, hier herab. Es war ein Floß von 32 Baumlängen oder einzeln zusammenhängenden Flößen mit über 600 Stämmen, darunter einzelne wahre Musterstämme. Diese Riesenschlange bewältigten nur elf Mann; Männer, die beim Wasser aufgewachsen sind und jede Welle kennen. Der ganze Floß hat die Form eines Keiles, der erste läuft spitzig zu, hat zwei Schaufeln und ein Steuerruder. Die Flößer sind mit Stangen bewaffnet, die mit einem eisernen Widerhaken. versehen sind. Die folgenden Flöße sind breiter und mit Wieden stark aneinander befestigt. Unter den Brücken fuhren die Flößer mit so leichtem Spiele dahin, daß man staunte. Nur für das glückliche· Weiterkommen über die Wehren fürchtete man ... , weil sie einengewaltigen Wasserfall bildeten. Alle Herzen schlugen dem Augenblick entgegen, in welchem die Flöße, im Angesichte Waidhofens, über die großen W ehre gehen würden. Man konnte ein gewisses Gefühl des Grauens und der Bangigkeit nicht unterdrücken. Doch. bald sah man, wie leicht solchen Wassermännern auch diese Kunst. ankomme. Als der Kopf des Floßes eine schiefe Richtung nach abwärts nahm, stemmte sich der erste Steuermann nach vorne fest an, stieg auf das Steuerruder, so daß es hoch in der Luft schwebte und unten nicht v,erletzt werden konnte und hielt sich mit der anderen Hand rückwärts an einer befestigten Stange und so fuhr er stehend in die tiefen Fluten hinab, ohne daß ihm das Wasser über die Knöchel kam." Wenn man noch hinzusetzt, daß sich am Tage des Abganges des ersten Ybbsfloßes ganz Waidhofen am Ufer der Ybbs einfand und sich sogar Gichtkranke, die seit vielen Jahren ihr Bett nicht mehr verlassen hatten, ans Ufer tragen ließen, um Zeugen des Ereignisses zu werden, dann kann man das Aufsehen ermessen, das die Eröffnung der Ybbsflößerei in der ganzen Gegend hervorrief. 28

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