Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Donauflößer und Schiffsmeister Au an der Donau. Die zu einem großen Flößerhafen ausgebaute Aistmündung hat Platz für sehr viele der kleinen Flöße, die aus der Enns und der Traun hier einfahren. Kleine Häuschen stehen am Ufer unter dicken Weißpappeln. Riesige Jiolzplätze links, Stoppelfelder rechts, über die der weiche, warme Wind der Ebene zieht. Welcher Gegensatz zu dem scharfen, beinahe brennenden Bergwind ~er Alpentäler, zu der durchdringenden Kälte im Morgendämmern an der Enns und am Attersee, die den Menschen nicht ruhen läßt und zur letzten Anstrengung anzuspornen scheint. Dem lauen Südost in diesem lebenswarmen Flachland überläßt man sich gerne. Lind kühlt er die sonnenheiße Stirn und säuselt leise durch Schilf und durch -die Weidenbüsche, spielt in den Kronen der Silberpappeln, daß ihre Blätter schillernd glänzen im flirrenden Sonnenglast. An den kleinen Häusern vorbei wälzt der alte Strom, leise glucksend, seine silbernen Wellen. Seine Wasserfläche dünkt uns, die wir aus den schmalen Wildflüssen kommen, endlos weit, wenn wir sie, am Ufer sitzend, überblicken.· Au reiht sich an Au, weithin nur Wasser und Wald. Unmittelbar am Donaustrand steht das hübsche Haus, das einem der Brüder Tauber gehört, einem Mitglied der alten Flößermeister- und Nauführerfamilie von Au. Der Vater der beiden „Tauberbuam" Franz und Johann, die heute das Geschäft führen, hat schon um 1885 angefangen, als Flößer zu fahren und hat unter dem damaligen Nauführer Starzinger gelernt. In der Wachau, in Spitz, ist der alte Herr geboren, aber seine beiden Söhne sind in Au daheim und möchten es gar nirgends anders sein. Hunderte Flöße haben sie schon nach Wien und nach BUdapest gesteuert. Aber wenn sie das Floß ,an seinen Bestimmungsort gebracht haben, dann fahren sie so schnell wie möglich wieder heim. Das Stadtleben lockt sie nicht. Der Flößerhafen ist ihre Welt, das niedliche Ortchen Au an der Donau, das Floß, das Holz. Und dann die Familie, die Frau, die Kinder, die ihren Heimatort, den Strom und das sonnendurchglühte Flachland, die ·weite des Blicks über das Wasser und die pappelbestandene Au so heiß lieben wie die Väter und Männer. Und so sind sie alle, die Männer von Au und die Ihrigen. 'Ihr Leben verläuft zwischen dem Floßmachen und dem Floßsteuem, der Rückfahrt und wieder dem Floßmachen und Floßrudern. Und •dieses Leben ist schön, wie sie versichern. Der zwölfjährige Franzl Tauber will heute schon nichts anderes als nur „am Wasser" sein. 23

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