Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Die Flößer erzählen, wie schwierig die Bringung dieses Holzes ist. Hier handelt es sich nicht um ganze Schläge, aus denen man das Holz dann etwa mit Hilfe der sogenannten Riesen ins Tal bringen könnte. Es handelt sich diesmal um ausgesucht starke Stämme für die Budapester Schiffswerft. Und diese dicken Stämme alter Baumriesen müssen in den verschiedensten Waldteilen zusammengesucht werden. Wenn sie gefällt sind, werden sie mit Ketten umwunden und an sie Pferde gespannt. Die Zugpferde müssen erst langsam an diese Arbe it gewöhnt werden. Sie müssen lernen, wie die Gemsen über die Steilhänge des Höllengebirges zu klettern. Und fängt der Riesenstamm auf dem Hang zu gleiten und zu kollern an, dann hängt der Holzknecht schnell das Gespann aus. Die Pferde haben es schon gelernt, zur Seite zu springen, um dem Stamm fre ie Bahn zu geben. Nicht wenige Pferde haben bei dieser schwierigen Holzbringung ihr Leben lassen müssen, so wie ihre mensc_hlichen Kameraden, die Holzknecht'. Am See wird das Holz dann gesammelt und mit Motorplätten, in früherer Zeit mit Ruderplätten, zur Ager geschafft. In Kammer am Attersee werden aus den Stämmen die Flöße gemacht, auf deren einem wir unsere Entdeckungsfahrt machen. Auf dem Wege nehmen wir einen am Vortage ausgerissenen Stamm mit. Die Flößer haben sich die Stelle gemerkt und hängen ihn heute ,.zu". Es nützt ihm nichts, trotzdem er sich im Uferschlamm versteckt hat, er muß mit nach Budapest. Das letzte Wehr in der Ager, das Puchleitner-Wehr bei AttnangPuchheim, ist das längste, wird aber mit Sicherheit bezwungen. Da plötzlich tauchen vor uns die tiefgrünen Fluten eines bedeutenden Flusses auf. Die Ager mündet in die Traun ein. Die durch den Regen und die zahlreichen Industriebetriebe schmutziggrau gefärbten Wasser des Abflüßchens des großen Sees drinnen im Salzkammergut verschwinden spurlos in denen des stattlichen Flusses. Alles Schmutzige sinkt von ihnen ab und weiter fließt die Traun in tiefgrüner Reinheit dem Strome zu. Am linken Ufer, auf stolzer Höhe, Kirchtürme und die breite Front eines mächtigen Barockbaues: Lambach ist erreicht und unsere Fahrt ist für heute zu Ende. Fünf Stunden sind wir auf der Ager geschwommen. Aber das wäre ohnehin recht rasch gewesen, versichern uns die Flößer, und nur dem Umstand zu verdanken, daß der mehrtägige Regen für höheren Wasserstand und für raschere Fahrt gesorgt habe. 19

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