Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Der Flößermeister Mittendorfer in Kammer am Attersee ist schon reisefertig, als wir um 6 Uhr morgens das kleine Häuschen betreten, das er, unmittelbar am Ufer der Ager, nicht weit vom See bewohnt. .,Sö wolln bis Wean mitn Floß fah'n? No ja, es wird halt a weng zach gehn. Mit der Bahn oder mitn Auta wars vül schnellet gangen. Und dana' - a schianes ,Weda hättens S' Eahna a aussuachen kinnal" Ein leiser, aber ununterbrochener Regen rieselt aus dem trostlos v,erhangenen Himmel nieder. Berg und Wald sind hinter Wolken versteckt. Nur der See schimmert blaßgrau zu uns herüber. Bei solchem Wetter eine Floßreise anzutreten, - ein guter Humor gehört schon dazu. Auf dem Floß hilflos und schutzlos, dem Regen ausgeliefert, .,fetzennaß" zu werden - wie die Flößer sagen -, das ist gar keine verlockende Aussicht. In diesem Augenblick - wozu es leugnen? - wäre uns der gemütliche Salon eines Donaueildampfers um eine Kleinigkeit lieber gewesen. Aber da kommt auch schon der Franz!, des Flößermeisters stämmiger Sohn, mit einem „Trauner" angefahren. So ein Trauner sieht aus wie eine lange, vorne mit einem Schnabel versehene Kiste. In ihr haben die Flößer ihre „Kram": Decken, Kleider, Mundvorrat, Werk- -zeuge, Nägel, Haken usw. verstaut. Wir steigen zu und fahren mit dem Franzl zum Floß. .,Der Floß", wie die Flößer sagen, sieht nun eben nicht besonders vertrauenerweckend aus. .,Er" besteht aus fünf dicken Baumstämmen, die y,orne durch einen angenagelten Querbalken, hinten durch ein ebenfalls angenageltes, dünnes Drahtseil zusammengehalten werden. Mit fabelhafter Geschicklichkeit macht nun zuerst der Franz! eine .,Bänk" (Bank), auf die er „die Kram" festbindet. Uns fordert er fürsorglich auf, uns beim Durchschwimmen der „Floßgassen" nur ja auf die „Bänk" zu setzen und dabei die Füße hochzuheben, da wir sonst „fetzennaß" in den Füßen würden. Obwohl wir uns das kommende Geschehen noch nicht recht vorstellen können, versprechen wir, nach seinen Anweisungen zu handeln. Unter viel Krach und Gefluche sind schließlich „der Floß" und zwei weitere Flöße, die mit uns zugleich abgelassen werden, fertig geworden. Hier gehen immer mehrere Flöße deshalb zugleich ab, damit die Tore, die das Stauwehr von der Floßgasse absperren, nur einmal geöffnet werden müssen. Dabei rinnt ein nicht geringer Teil des Stauwassers mit ab, was inanchmal die Stillegung des Betriebes für eine Zeit lang notwendig macht. Auf jedem der Flöße, die alle 16

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