Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

Eisenwerke. In Losenstein 120 Nagelschmiedemeister mit über 600• Arbeitern. In Trattenbach sitzen jetzt noch jene merkwürdigen Messerer, die ihr ebenso merkwürdiges Erzeugnis heute noch in die Welt verschicken, nämlich die bekannten Taschenfeitel, im Volksmund „Trattenbacher Zaukerln" genannt. In der Lausa, einem kleinen Seitental bei Losenstein, gibt es noch uralte Sensenschmieden. Schwall um Schwall überwindend, an Dörfern, alten Häusern,. grünen Tälern vorüberschwimmend, steuern wir Steyr zu. Ein ,,schlechter Platz" ist noch der „Wolf" bei Diernbach, eine S-Biegung, um die die Enns mit starkem Gefälle dahinrast. Garsten ist plötzlich da mit dem hochragenden Gebäude des von Kaiser Josef aufgehobenen Benediktinerklosters, das heute als Strafanstalt dient, und seiner berühmten Barockkirche, die diese Nachbarschaft nicht verdiente. In Steyr erwarten am Ufer die „Auffanga" die ankommenden Flöße. Der Stutzenknecht wirft dem „Auffanga" das Seil zu, das dieser rasch um einn „Reitstecken" mehrere Male herumwindet, das Floß . langsam abbremst und dann das Seil verknotet. Eine Reihe von Flößen liegt schon vertäut am Ufer. Wir aber legen nicht an, wir fahren weiter. Entlang dem Steyrer langgestreckten Ortskai, der heute wie ausgestorben daliegt und die einsamste Gegend dieser nun wieder zu fieberhaftem Leben erwachten alten Eisen- und Waffenstadt dicht an der Grenze v,on Niederdonau ist. Hier landeten einst die Hunderte von Eisenflößen mit dem Roheisen aus Hieflau und Eisenerz. Gehörte Steyr im Mittelalter ja ebenso zur steirischen Mark wie eine zeitlang auch Wiener Neustadt. Uberwältigend schön ist das Bild dieser alten Stadt, die den schönsten mitelalterlichen Marktplatz, den heutigen AdolfHitler-Platz, besitzt, prachtvoll beherrscht von dem Schloß der Grafen Lamberg. Wunderbar das Bild d.es Zusammenflusses der Enns und der Steyr und der beiden Brücken über die Flüsse, die im rechten Winkel aufeinanderstoßen. Die Türme der Michaelerkirche und des uralten Bürgerspitals, überragt von dem Kapellchen am hohen Tabor, runden das Panorama zu einmaliger Schönheit. Nicht umsonst nennt man die „Alt Eysnstadt" das alpenländische Rothenburg. Am . Osthang des Damberges wuchten die Werkshallen der Steyr-Werke, im Norden erstand im sogenannten Münichholz eine ganz neue, moderne Stadt und von den Bergen im Nordosten winkL die schon zu Niederdonau gehörige Ortschaft Behamberg herüber 14

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