Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

In Weißenbach-St. Gallen haben unsere Flößer zu tun. Dort hat vor einigen Tagen ein plötzlich aufgetretenes Hochwasser zwei Flöße quer übereinandergelegt. Dann ging das Hochwasser zurück und nun lagen die beiden Flöße übereinander, eines im Wasser, das andere halb am Strand. Das einzige Stahlseil hält die Belastung nicht aus und, während die Flößer auf den Flößen arbeiten, reißt das Seil. mit einem lauten Knall und die beiden Flöße rinnen, mit einem einzigen Flößer an Bord, davon. Da kann man nun die Tatkraft und Geistesgegenwart dieser Männer bewundern. Blitzschnell schmeißt ein Mann ein Ruder auf das Floß. und springt mit einem Satz nach. Ein zweiter, der die schnell sich. verbreiternde Wasserkluft nicht mehr übersetzen kann, schwingt sich auf sein Rad und fährt den Ausreißern voraus bis zu einer Stelle, von der er weiß, daß er von dort auf das Floß springen könne, weil es dort die Strömung ziemlich nahe an das Ufer treibt. Wir aber schultern unsere Rucksäcke und laufen mit einem der Flößer zur Eisenbahnhaltestelle, um nach Klein-Reifling zu fahren, wo wir an einer dem Flößer bekannten kleinen Bucht den Abgetriebenen. Seile zuwerfen wollen, mit deren Hilfe die Landung bewerkstelligt werden soll. Bei Schönau an der Enns holt der Zug die Ausreißer ein. Wir stellen fest, daß die Absicht des mit dem Rad Vorausgefahrenen geglückt ist. Er und sein Rad befinden sich auf dem Floß, und er steuert mit seinen Kameraden das Holz ruhig KleinReifling zu. Die Sache geht glatt. Wir eilen mit den Seilen an die Landungsstelle· und warten dort auf die Ankunft des Floßes. Bald kommt das Doppelfloß in Sicht. Wir beziehen Hilfestellung, aber die Männer brauchen uns gar nicht. Eine „Kehr", eine Gegenströmung, ausnützend, legen sie mühelos an. Lächelnd quittieren sie unsere Hilfsbereitschaft. .,Habts leicht gmoant, mir kinnan nöt haln (halten)?" Nach diesem Zwischenspiel begleiten wir unsere Flößer nach Weyer, wo sie heute bei ihren Familien bleiben und dort eine Nacht verbringen können. Wir schlafen in dem benachbarten Kastenreith, dicht an der Enns. Wir müssen ja zeitig aufstehen, denn um 5 Uhr morgens geht es mit dem Floß weiter, nach Au an der Donau. ,.He, aufstehn, wanns mitfah'n wolltsl" Vier Uhr morgens. Dämmerung, Nebel, Morgenfrost. Saukalt ist so· ein dämmeriger Augustmargen an den Ufern der Enns. Aber um fünf Uhr fahren wir schon los. Wir haben alle unsere verfügbaren Kleider angezogen. Am Floß finden wir zwei neue Flößer 12

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