Emanuel Januschka - Schwimmendes Holz

;;anderen Blickpunkt aus ist eine Floßfahrt auf der Enns nicht bloß landschaftlich ein Erlebnis. Und dieser Blickpunkt ist ein geschichtlicher. Wie weit dies zurückreicht, das bedürfte einer historischen Durchleuchtung. Aber <;las eine ist sicher, daß auf der Enns in 'früherer Zeit die Eisenflöße eine weit größere Rolle spielten als die Holzflößerei. Es soll überliefert sein, daß zum Beispiel im Jahre 1560 von der Lände Weißenbach - in der Nähe der heutigen Eisenbahn- ·haltestelle Weißenbach-St. Gallen - 400 Flöße nach Steyr abgegangen sind, von denen die meisten Eisenflöße waren. Das Eisen kam von Hieflau „per Achs"' nach Großreifling oder Weißenbach und wurde von dort per Floß nach Steyr transportiert. Steyr besaß ja einst viele Hammerwerke, wo Eisen verarbeitet wurde, und überragte im Mittelalter in dieser Hinsicht auch Wien. Und an der Enns und an der Steyr, an deren Zusammenfluß die alte „Eysnstadt" liegt, lag Hammer an Hammer, da gab es Messer-, Sichel- und Sensenwerke und Schwertfeger, die viel Eisen verbrauchten. In noch größerem Maße als an der Ybbs, wo Waidhofen den Steyrem an .Ausdehnung seiner Hämmer und im Reichtum seiner Gewerksherren kaum nachstand. Auf der Enns genügen zwei Flößer, um dasselbe Floß ungefährdet durch die Strömung zu führen, mit dem in der Salza vier starke .Männer ihre liebe Not hatten. Denn die bei den Faltbootfahrern mit Recht so hochangesehenen großen „Sehwälle", wie die „Kripp" und die „Strubb", deren Uberwindung für das leichte Faltboot eine sportliche Leistung bedeutet, werden v,on dem dagegen riesigen und schweren Floß verhältnismäßig leicht überwunden. So ein „Schwall" ·entsteht, wenn große Steine, Felsstufen und Unebenheiten des Grundes, sozusagen ein natürliches Wehr bildend, den Lauf des Wassers hemmen wollen. Dann springt das Wildwasser in meterhohen Wellen darüber hinweg, es bildet einen „Schwall". Solcher 'Sehwälle gibt es in der Enns viele und manche davon sind berühmt und berüchtigt. wie die „Strubb". Da zwängt sich die Enns zwischyn hohen, eng aneinandertretenden Felswänden durch, ihr Wass'er schießt wie rasend zwischen den senkrechten Felsmauern dahin, scheint zu kochen, zu sieden, dann plötzlich eine Biegung, Wellen- .berge scheinen den Weg sperren zu wollen, schlagen rasend gegen ,das Wassergefährt, drohen es zu zerschlagen und gegen die beängstigend nahen Felswände zu schleudern. Aber im nächsten Augenblick ist der Spuk vorüber, friedlich zieht das Floß seine Bahn durch ,das nun wieder spiegelglatte Wasser.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2