Die Chronik der Stadt Steyr von Jakob Zetl

Vorrede der Redaktion. Ijine der wichtigsten Quellen, aus denen sich eine genaue Kenntniss des grossen oberösterreichischen Bauernkrieges im Zeitalter des Kaisers Ferdinand II. ergibt, ist die Chronik der S t adt St eyer oder die S t ey r i s che Chron i k, welche hier im Drucke vorliegt. Sie umfasst den Zeitraum der Jahre 1612 bis 1635 und vom Jahre 1618 angefangen ist sie nicht allein für die grossen Ereignisse, deren Schauplatz damals das Land Oesterreieh ob der Ens war, die wichtigste und reichste Quelle, sondern sie erwähnt auch viele wichtige Vorfälle des 30jährigen Krieges, wie z. B. den Ausbruch des böhmischen Aufstandes, die Feldzüge des Tilly, den Einfall der Schweden in Deutschland, die Einnahme der Stadt Magdeburg durch Tilly, die Sehlacht bei Leipzig, den Tod des Schwedenkönigs Gustav Adolf, die Katastrophe Wallenstein's. Diese Chronik hat bereits die Aufmerksamkeit mehrerer vaterländischer Geschichtschreiber erregt und sie ist von denselben benützt worden. Kurz erwähnt diese Chronik in seinem Werke: „Versuch einer Geschichte des Bauernkrieges in Oberösterreieh unter der Anführung des Stefan Fadinger und Achaz Wiellinger" wiederholt und gibt Auszüge aus derselben. Er erkennt den hohen geschichtlichen Wert dieser Chronik, lässt aber die Frage, wer der Verfasser derselben sei, ganz unerörtert. Er fällt folgendes Urtheil über diese Chronik: „Unter den vielen Aktenstücken, welche die Grundlage der gegenwärtigen Geschichte ausmachen, verdient eine eigene Erwähnung jene Handschrift, welche unter 1*

dem Titel: S t ey r i s che Chronik öfter wird angeführt werden. Mehrere Abschriften derselben führen die Aufschrift: Anhang, welchen Herr Dr. Dilmetz artis liberalis philosopMae nee non medicinae Doctor den Steyrischen Annalen annectiret hat, continuiret von 1618—1631. Wahrscheinlich sollen die Preuenhuberischen Annalen dadurch vermehrt und fortgesetzt werden. Der Ve r f a s s er mag nun wer immer se i n, er spricht als Augenzeuge und stimmt nebst den Khevenhillerischen Annalen mit den Aktenstücken selbst am meisten unter allen übrigen Geschichtschreibern überein, welche von dieser Empörung handeln." *) Pritz hat diese Chronik in seinen beiden Werken „Geschichte der Stadt Steyer" und „Geschichte des Landes ob der Ens" benützt und erwähnt sie unter dem Titel : „Steirische Chronik von Jakob Zöttl. Manuscript." 2) In seinem Werke: „Geschichte der Stadt Steyer" gibt Pritz einen näheren Bericht über den Verfasser der Chronik: „Mit dem Jahre 1618 hören die Annalen Preuenhuber's auf; aber an seine Stelle tritt nun eine geschriebene Chronik, welche in mehreren Abschriften vorhanden ist und gewöhnlich aber nicht immer den Titel hat Anhang, welchen Herr Tilmetz, der Philosophie und Medizin Doctor, den Steyrischen Annalen annectiret hat, continuiret von 1618—1631. Allein sie beginnt eigentlich 1612 und währet bis 1636. Der Ve r f as ser dieser Chronik ist un s t r e i t ig J akob Zetl, der immer von sich in der e r s t en Pe r s on spricht, als Augenzeuge die Begebenheiten erzählt und auch se ine e i genen Sch i ck s a le darstellt. Es wäre wahrhaft lächerlich, wenn ein Anderer, z. B. Tilmetz, so von Zetl gesehrieben hätte; nur die letzten Blätter, in denen gewöhnlieh in der dritten Person von ihm gesprochen wird, mögen von einem Anderen vielleicht aus Zetl's Notaten hinzu- *) Beiträge zur Geschichte des Landes Oesterreich ob der Ens. Band 1. Einleitung pag. IX. und X. 2) Geschichte des Landes ob der Ens. Band IL pag. 364, Anmerkung 7.

gefügt worden sein ; wahrscheinlich war jener Tilmetz aus einer bekannten Steyrischen Familie der Sammler und Ordner davon. Zetl's Geburtsort ist unbekannt; er war zuerst Soldat unter den Baiern im Kriege gegen Salzburg 1612, kam dann nach Steyer, wo er eine verheiratete Schwester hatte, war Färbermeister und besass das Haus Nr. 21 im Ensdorfe. Er war ein in den Geschäften gewandter Mann, ward Bruderhaus- und HerrenhausVerwalter, Viertelmeister, Stadtgerichts - Beisitzer und Bathsherr; er war einer von den wenigen katholischen Bürgern in Steyer und litt desswegen grosse Verfolgungen, besonders während der Bauernrebellion. Er starb 1647, wenigstens ist sein Testament von diesem Jahre im städtischen Archive vorhanden, worin er unter andern auch jedem Geistlichen der Stadt einen Kronenthaler vermachte.1) Eine besondere Aufmerksamkeit, ein lebhaftes Interesse widmete dieser Chronik noch ein dritter vaterländischer Geschichtsforscher, der k. k. Haus-, Hof-, und Staatsarchivar Kaltenbäck, in dem von ihm herausgegebenen Kalender „Austria".2) Er gibt Auszüge aus dieser Chronik und fällt folgendes Urtheil über dieselbe : „Preuenhuber schliesst seine Annalen am Vorabende einer der wichtigsten Epochen in der Geschichte Oesterreich's ob .der Ens. Diess wäre ein unersetzlicher Verlust, hätte sich nicht ein anderer Bi ede rmann gefunden, der die Begebenheiten seiner Vaterstadt in den Tagen der Bauernkriege aufzeichnete und dabei auch auf die übrigen Ereignisse in Deutschland, so viel möglich, Bücksieht nahm. Diese Chronik der Stadt Steyer, welche in mehreren Abschriften besteht, umfasst den Zeitraum von 1612 bis 1635; doch erst mit 1618 wird sie wichtig. Der Verfasser war Ka t ho l i k, ob J akob Zetl i st schwer zu e rwe i sen. Die Gewi s s enha f t i gke it des Augenzeugen ist u n v e r k e n n b a r; sonst schrieb der brave Bürger nieder, was Euf und mündliche Mittheilung oder auch einzelne Zeitungs- *) Geschichte der Stadt Steyer, pag. 246 Anmerkung. 2) Jahrgang 1852, pag. 36—46.

6 blatter ihm sagten. Manches war irrig; manches ist aber auch viel richtiger, als es in den gleichzeitigen Eelationen der Gegner steht, denen die neueren Geschichtsehreiber fast ohne Ausnahme folgten. Jedenfalls bleibt die Art und Weise, wie man sich in Österreich, wie sich die Katholiken die Sachen erzählten, immer interessant, ja selbst historisch wichtig. Diese Worte Kaltenbäck's sind ein neuer Beleg für den grossen geschichtlichen Wert der Chronik; warum er zweifelt, ob Zetl der Verfasser sei, dieser Umstand wird später seine Erklärung finden. Kaltenbäck beabsichtigte, diese Chronik im Drucke erscheinen zu lassen; doch er ist zur Ausführung dieses Planes nicht gekommen. Er äussert sieh hierüber in folgender Weise: „Schon ein flüchtiger Blick überzeugte mich von der hohen Wichtigkeit des Unternehmens. Solche Quellen müssen zugänglich gemacht werden und nicht allein dem Porseher, sondern dem Volke, das an Aufzeichnungen, die aus s e i ne r Mitt e h e r vo r g e g a ng e n und ge s unde , k r ä f t i g e Kos t sind , gewiss mehr Freude und Nutzen haben wird, als an Bearbeitungen, die entweder seinen Horizont übersteigen oder einen Ton der Belehrung annehmen, der kaum für Kinder passt. Man mache sie l e sba r und die Ueberlieferungen der Väter werden nicht ohne Wirkung bleiben." Dem Redakteur sind 7 Handschriften über diese Chronik bekannt geworden. Die Handschrift, nach AVelcher die Ausgabe der Chronik veranstaltet wurde, befindet sich gegenwärtig im Besitze des Herrn k. k. Amts - Direktors Franz Schaffer in Braunau, der sie mit grösster Bereitwilligkeit dem Verwaltungsrate des vaterländischen Museums zur Veröffentlichung in dem Jahresberichte überliess. Diese Handschrift ist jedenfalls die ä l t e s t e , welche über diese Chronik vorhanden ist. Sie ist mit Ausnahme des letzten Blattes von einer Hand geschrieben und umiasst die Zeit vom Jahre 1612 —1635. Sie gehört bezüglich der Schreibweise dem

17. Jahrhunderte an. Sie hat allerdings keine Aufschrift und keine Angabe des Namens des Verfassers. Aber in dieser Handschrift kommt sehr häufig der Ausdruck vor: „Ich Jakob Zetl". Es wird von ihm stets in der e r s t en Pe r son gesprochen. Nur auf dem letzten Blatte, auf welchem eine andere Handschrift bemerkbar ist, heisst es einmal „Herr Zetl". Durch Vergleichung dieser Handschrift mit den anderen Handschriften ergibt sich wol unzweifelhaft das Eesultat, dass das im Besitze des Herrn k. k. Amts-Direktors Schaffer befindliche Exemplar der Steyerischen Chronik die Or i g i na l hand schrift ist, welche von Zetl selbst herrührt und dass die anderen Exemplare nur Ab s ch r i f t en sind, von denen einige in bedeutend späterer Zeit angefertigt wurden. Als Verfasser der Chronik gilt, wie Pritz zuerst nachgewiesen hat, unstreitig J akob Zetl. In einer im städtischen Archive von Steyer befindlichen Handschrift ist Zetl ausdrücklich als Verfasser genannt. Sie führt den Titel: „Fo r t s e t zung der St ad t S t eye r i s chen Anna l en des Va l en t i n P r e v e n h u b e r vom Jahr e 1612 bis 1635. Au f g e s c h r i e b e n von He r rn Jakob Zötel, Ea t h s b ü r g e r und gewe s t e r F ä r b e rme i s t e r in Ensdorf , abe r zu s ammenge s ch r i eben , wie h i e r zu lesen, von He r r n Ph i l i pp Di l lme t z , medicinae Doctori in Wels." Diese Bemerkung rührt allerdings von einer anderen Hand her, doch wird in dieser und noch in einer anderen Handschrift, die sieh ebenfalls im städtischen Archive von Steyer befindet, von Zetl immer nur in der ersten Person gesprochen. Das vaterländische Museum besitzt zwei Abschriften der Steyerischen Chronik, welche mit dem Jahre 1618 beginnen. In diesen beiden Handschriften wird von Zetl immer in der dritten Person gesprochen. Wenn Kurz die Frage über den Verfasser der Steyerischen Chronik unerörtert lässt, Kaltenbäck daran zweifelt, ob Zetl als Verfasser zu betrachten sei, so findet diese Sache dadurch ihre

Erklärung, dass diese Geschichtsforscher nur solche Handschriften gekannt haben, in denen von Jakob Zetl in der dritten Person gesprochen wird. Jakob Zetl muss als Portsetzer der Annalen Prevenhuber's betrachtet werden, der sein Werk mit dem Jahre 1618 abschliesst. Die Strenge, mit welcher Ferdinand II. die Gegenreformation in Oesterreieh durchführte, mag Prevenhuber, der P r o t e s t a nt war, zu diesem Schritte bewogen haben. Er verliess auch später der religiösen Verhältnisse wegen Oesterreieh und begab sich nach Eegensburg. Jakob Zetl war hingegen Ka t ho l ik und zwar war er s t r e ng ka t ho l i sch. Man ersieht dieses fast aus jedem Blatte seiner Chronik. Er zeigt seine Abneigung gegen die Protestanten ganz offen. Trotz dieser streng katholischen Auffassung, die der Verfasser überall zeigt, verliert aber sein Werk nicht im geringsten an seinem hohen Werte. In schlichter, volkstümlicher Sprache erzält er die grossen Ereignisse, die er erlebte, mit einer Lebhaftigkeit, welche allgemein anregt. Er stellt seine Lebensschicksale dar, er erwähnt die grosse Verfolgung, die er wegen seiner katholischen Gesinnung und wegen seiner Anhänglichkeit an den Kaiser von den rebellischen Bauern, als sie die Stadt Steyer besetzten, zu erdulden hatte. Ueber die heimischen Vorfalle bringt Zetl die genauesten Berichte, weil er eben als Augenzeuge berichtet. Die Ereignisse, deren Schauplatz die Stadt Steyer war, die Bauernkriege gaben ihm Stoff zur Erzälung. Ueber jene Ereignisse, die den 30jährigen Krieg betreffen, ist er natürlich minder genau unterrichtet ; aber wenn man diese Stellen in seiner Chronik liest, lernt man den Geist kennen, mit welchem der Verfasser die auswärtigen Ereignisse auffasste und niederschrieb. Auch für die Sittengeschichte liefert diese Chronik manche Beiträge.

9 Bezüglich der Ausgabe der Chronik erlaubt sich der Bedakteur zu bemerken, dass der Text, wie er sich in der Originalhandschrift vorfindet, genau abgedruckt wurde. Nur solche Stellen, welche im Manuscripte des Jakob Zetl unleserlich oder ganz unverständlich sind, sind durch Yergleichung mit dem Texte der anderen Handschriften verbessert worden. Dass der gedruckte Text ein mögliehst getreues Bild des Originals liefern sollte, das war die Absicht der Eedaktion.

1612. Àls man Zehlt 1612 bait nach Michaeli hat sich der Salzburgische Khrieg angefangen, hat der Bischof Wolf Dietrich zu Salzburg das Ländl Berchtoltsgaden eingenomben vnd hat bey Beichenhaal 2 Plockhousser auf dem Pas gepauet, selbige mit Soldaten besezt, nachdem solches Ihr Durchleucht aus Bayrn vernomben, hat selbiger Fürst alssbalt vili Tolck auf die Bayn gebracht, vnd ist in selbst aigner Persohn in das Salzburger Landt gezogen, da bin ich Jacob Zetl (damahls in Salzburg in arbeit) für einen Soldaten auf dem Schlos Thettelhaimb 2 Meil von Dickhmaring ein Monath gelegen, wie nun Ihr Durchleucht auss Bayrn mit völliger Macht vor dem Stättl vnd Schlos Dickhmaring (in welchem bey 300 Thails Soldaten Thails gepürgpauern gelegen) ankommen, haben Sie gleich angfangen selbiges zu bestürmen, welcher Sturm 2 Tage gewehrt, vnd ist Ihro Durchleucht ein Welscher Graf damahls an der Seithen wekhgeschossen worden, worauf sich die Stat sambt dem Schlos ergeben. vnd ist die Quarnison mit Sackh vnd Packh abgezogen, naehdeme ist der Fürst aus Bayrn mit völliger Macht auf Salzburg zu Marchirt, da Ihme das Thumb Capiti zu Salzburg die Schlissl entgegen geschickht vnd die Stat übergeben, vnd Weillem Ermelten Bischof Wolf Dietrich aller gewalt entnomben worden, hat Er sich Eylents mit der Flucht saluirt, welcher aber zu Gmündt in Kärnthen erdapt, vnd gefangner nach Salzburg zurückhgebracht vnd in dem Schlos aida Stark verarrestiert worden, wurde wohl verwacht, vnd seindt ihme zwei gelehrte Franciscaner Mönich vnd ein Barbierer wegen seines Fontanell Zugelassen worden, Er hat in seinem arrest nur ein einfallentes Liecht gehabt, in welcher gefangensehafft Er 5Va

11 gebracht, vnd nachmahls anno 1618 darinnen dass Zeitliche gesegnet, Ist hernach bei S. Sebastian in seiner erbauten Capellen S. Gabriel, allwo Er die Stüfftung gethan, dass auff Ewig von denen Hermen P. P. Franciscanern in selbiger Täglich ein heylige Mess gelesen werden solle, Ehrlich begraben worden ; disser Bisehoff hat dass Bisthumb Salzburg 24 Jahr geregiert, dessen Seelen Gott Gnädig sein wolle. Hat dass hochwürdige Thumb Capiti Zu Salzburg anstatt 1613. dess entsezten Herrn Herrn Bischoffs Wolffen Dietrichs auss ihnen einen Thumbherrn Herrn Herrn Marcimi Sittich Grafen von Hochen Embss Zum Bischoff erwehlt, welcher hernach vmb Michaeli einen Pompösen einzug gehalten, vnd ist die ganze Burgerschafft Thailss Zu Pferdt mit eingeritten, vnd Thailss Zu fuess alles im Gewehr gestandten, bin ich Jacob Zetl auch für einen Musquetierer aufgezogen. Anno 1614 Den 22. Augusty ist Meiner Schwester Catharina 1614. hochzeit mit Herrn Leonhard Eädlmayr dess Baths vnd burgerlichen Färbern alhier Zu Steyr vorbeygangen, welcher nach 23 Wochen erkranckhet vnd endtliehen Anno 1615 den 27. Ja- 1615. nuary in Gott Seelig entsehlaffen, vnd den 29. dito in der Statt Pfarr Kirchen alhier bey der Sacristey begraben worden, hat mein Schwester alss dessen Ehewürthin ain Mess Klaydt sainbt aller Zugehör vnd einen Zünnenen Weyh Kössl, welcher bei der Sacristey hanget, Zu der Kirchen machen lassen. Anno 1616 seindt die Herrn P. P. Capueiner, deren an- 1616. fangs Zween gewessen, alhero auf Steyr Kommen, hatP. Dominicus alle Sontag in der Pfarr Kirchen gepredigt, vnd ist ihnen vom Herrn .Burggrafen Georg Sigmunden von Lainberg Freyherm, welcher auch disses Jahr auf Steyr Kommen, dass Garttenhauss im hoffgartten eingegeben worden. Den 22. April ist Herr Leopold Wenigmayr gestorben vnd in die Pfarr Kirchen alhier begraben worden, hat ihme P. Dominieus Capueiner die Leichpredig gethan. Den 11. July Ist denen Hennen P. P. Capucinern Ihr Closter Gründt vor dem Gilgen Thor auf freyem Feldt auss-

12 gesteckhet worden, haben Ihro Mayestätt Kayssers Matthiä Frau Frau Gemahelin ihnen 4000 Gulden zu solchem Gebeu geschafft, auch ist ihnen von Ihro hochwürden Herrn Herrn Praelaten Zu Garsten vnd Herrn Burggrafen Freyherrn Sigmund von Lamberg ein Zutrag gethan worden, vnd ist gleich die Grundtfesten zu graben angefangen worden. Den Sontag vor S. Thomas Tag ist alhier zu Steyr die ordentliche EichterWahl gehalten worden, ist die ganze Burgerschafft auf das Eathhaus erfordert worden, vnd nach gegebenen mehristen Stimmen von der gsambten Burgerschafft Zum Stat Eichter Her Caspar Eeinhardt erwöhlt, Her Matthäus Jaan vorhin ordentlicher Burgermaister in solchem Ambt noch lenger zu verbleiben Confirmirt worden. 1617. Anno 1617 in dissem Jahr hat sich der Yenetianische Krieg mit Herzog Ferdinand, welcher 2 Jahr gewehrt, vnd beederseits Vili Volckh In solchem Krieg blieben ist, Geendigt. Item seindt Ihro hochwürden vnd Gnaden Her Her Praelat Zu Garsten Antonius Spindler in aigener Persohn vmb das Fest Mariae Himmelfarth sambt 2en Capucinern vnd 30 Persohn Kirchfartern nacher Mariae Zeil Kirchfarten Gangen. Den 6. May ist bey denen Herrn Herrn P. P. Capucinern der Erste Stain gelegt vnd das Grosse Creuz vor dero Kirchen gesezt worden, worbey etliche Herrn Praelaten vnd andere vornehmbe Herrn sich eingefunden, ist das Te Deum Laudamus gesungen, auch Klain vnd grosses Geschüz gelöst worden, Welches denen Herrn von Steyr Wie auch ihren Praedicanten gar nicht gefallen wollen, dieweillen die Ganze Stat biss auf vnsser 18 Burger Erz Lutrisch war, Ess seindt Zwar Sie Herrn von Steyr zu solchem Fest höfllich eingeladen worden, haben sich aberEndtschuldigt. Vermuethlich hat ihnen villeicht die Lufft nicht gedaugt. Disse Capuciner Kirchen ist der heyligen Büesserin Mariae Magdalena dedicirt worden. Als mann Zu dissem gepeu den Sandt gegen den Pfarrmayrhöfel über, wo mann in den also genandten hundtsgraben gehet, gegraben, Kamen die Arbeither auf einen grossen Hauffen Todtengebain, vnd wie mann damahls

13 in gemain sagte, solten derselben etlieh Karren voll bey der Naeht in die Ennss gefüehrt sein worden, Obwohlen solche gebain noch unverwessen, Konte mann doch auch bei den Alten Leuthen Kein nachricht erheben, woher solche an disses Orth mechten Kommen sein, etliche mainten, es wehren Leuth in Khriegsleuffen erschlagen vnd dahin begraben worden; andere wollen, Ess wehren der Vor Jahren hingerichteten Widerthauffer gebain, aber Beyde Irreten, meines erachtens, die Ersten zwar, weill von solcher Schlacht oder Schärmüzl vmb disse refier Kein nachrichtung verhandten, vnd dann weill vnter st>leh gefundenen Todtenbainern, gar vili derer von Klainen vnd Jungen Kindern gewest, die man im Streitt nicht mitzunemben pflegt; die hingerichteten Widerthauffer aber (darunter aueh Kaine Kinder gewest) seindt mit haut vnd haar zu Aschen verbrendt, vnd Kain Bain übrig geblieben, dass also glaublicher, class in InfeetionsZeiten ain Hauffen verstorbener an dissem Orth Zusamben in ein Grueben geworfen worden, deren gebain disse gewessen, Wer Ess aber nicht glauben will, Kan am Jüngsten Tag in der Allgemeinen Aufferstehung weither nachfragen vnd die wahre Vhrkundt einhollen. Ess ist disses Kloster der Herrn Capueiner in 2 Jahren gar aufgebaut vnd vnter dass Tach gebracht worden, hernach ist dass Pauen ins Stokhen gerathen, weillen sich die Ständt in dissem Landt wider den Kaysser aufgeworffen, ist aber hernach alssgemach aussgebauet worden, der Pfarr Prediger P. Dominicus Capuciner ist der Baumaister gewessen. In dissem Jahr ist ein Neuer Babst erwöhlet worden, disser hat ein Jubileum ausgehen lassen, welches sieh an Vnsser Frauen geburthss Tag angefangen, seindt Wür Catholisehe auf Garsten hinaussgangen, üher welches die Praedicanten vnd Lutheraner grob gespöttelt vnd wider den Ablass geprediget, haben wür Vili schmach von ihnen gelitten. Den 24. Oktober ist die Spital Kirchen alhier zu Steyr durch Ihro Gnaden Herrn Herrn Prälathen zu Garsten widerumb auf ein Neues geweyhet worden, vnd hat Herr P. Dominicus

14 Capuciner ein Predig gethano vnd Wohlgedaehter Herr Priilath hat dass Hochambt gehalten, darauf ist in eben disser Wochen die Bruederhauss Kirchen auch geweyhet worden. Den 6. November ist Erzherzog Ferdinand Zu Prag Zum Böhaimbischen König geerönet worden, Bey welcher Crönung sieh der Churfürst in Sachsen eingefunden, ist der Neu erwehlte König mit dem Ohuerfürsten nach Dressden geraist, vnd sich aldorth bey 2 Monath lang aufgehalten, in mainung eine heurath zu schliessen, mit ermelten Ohurfürstens Schwester der Princessin, ist aber wegen der Religion (Zu welcher sie sich villeicht nicht bequemben wollen) hinterstellig geblieben, sonsten ist dem König bey dem Sachssischen Hoff alle Ehr erwissen worden. Den Sontag vor S. Thomae ist widrumben alhier Zu Sfceyr die ordentliche Richter Wahl gehalten worden, vnd ist auf der gesambten Burgerschaft Gegebene Stummen Herr Caspar Reinhard in seinem Statt Riehterambt Zu verbleiben confirmirt, Zum Burgermaister aber, anstatt dess Herrn Matthäuo Janns weillen solcher schon erlebt war, Herr Joachim Händl, zum Spitalambt Herr Wolff Irlinger, Zum Kirchenambt ermelter Herrn Jaan, Zum Bruederhaussambt Herr Adam Dirrnberger vnd Zum Herrnhauss Verwalther Herr Wolff Niglseder erwöhlt, vnd seindt also die Ambter widrumben besezt worden. Anno 1G18 Vmb Lieehtmessen ist alhier ein solche Kälte eingefallen, das die Ennss Ganz Ueberfroren gevvest, vnd mann ganz sicher hinüber vnd herüber darauf gehen Können. Den 23. May alss am Auffahrths Christi Tag hat sich der Behaimbisehe Krieg angefangen, hat Ihr König Ferdinandus Commissarien nach Prag gesandt die Lutlirische Kirchen lassen spörren, vin die Widersessigen Böhaimbischen Landt Stündt vmb ihrer rebellion willen zur billichen Bestraffung vnd Gehorsamb Zu bringen, haben sie haimbliche Nachricht erhalten, vnd die Herrn Commissarien auf dem Königlichen Sehloss Zu dem Fenster hinaussgeworffen, Worauff ein Grosser alarmb in der Statt Prag entstandten, also dass sich allerhandt schliinbes gesindl Zusamben rottiert, die Jesuiter auss ihrem Collegio Ver-

15 jagt, die Kirchen Zierdt vnd Schäz entraubt, dass Schloss geplündert, die Böhaimbisehe Cron heraussgenomben, auf allen Pläzen in dei* Statt vmbgesehlagen, vnd Volck geworben Zum Streitt wider Ihren rechtmessigen König, Alss aber Kaysser Matthiass vnd der König Ferdinandus erfahren, haben sie vnverweilt ein Armada Khriegs Volckh Zusamben gebracht, den Obristen Puquoy Zum Generalissimo ernendt, Worbey auch der Obriste Graff Von Tampier Khayserlicher Seithen die Eeutherey gefüehrt, welche vmb Wienn herumb gelegen, worauff die Behaimbisch Eebellisehen Ständt denen Ober vnd Vnter Oesterreichischen auch Mährischen Landt Ständten Zugeschriben, Sie Sollen allerseits dem Khaysser die Päss absonderlieh am Thonau Stromb gegen dem Königreich Böhaimb verlegen, damit der Kaysser vnd der König mit der im anzug habenten Kriegs Armada gegen ihnen niehtst tentieren Könne, in welches Begehren die Oberösterreiehischen gleich gewilligt, vnd mit hindannsezung Ihrer gegen Ihrem Erbherrn vnd Landtsfürsten tragenden schuldigen vnterthänigsten Pflicht, Volekh geworben, fürgebent, dass sie solches Zu beschuzung dess Landts gebrauchten, die Päss gegen die Böhaimbischen Grenz besezt, dass also der Kaysser mit grossem Vneosten sein Volckh von Passau über den Güldenen Steig in Böhmben gebracht hat. Den 1. November am Fest Aller Heiligen Gottes, ist des damahlig Eegierenten Kayssers Matthiae Herr Brueder Erzherzog Maximilian in Gott seelig entsehlaffen, Welcher Todtfall nicht allein dem Kaysserlichen Hoff , sondern auch denen Erbländtern, weillen disser Herzog ein fromb vnd fridtliebenter Herr war, vnd vili Vnruehe in Teutsehlandt vermitlet, ein grosse Thrauer vervrsachet, sein Leichnamb ist nacher Insprugg ins Thyrol geführt, aldorten nach Fürstlichem gebrauch mit grosser Solennitet In dero Begräbnus beygesezt worden. Im Aduent darauf ist ein grosser Comet am Himmel erschünen, welcher einen langen Strali von sich geben, vnd vast bey 3 ganzer Wochen gesehen ist worden, über welchen Comet die Doctores vnd Firmaments erfahrne Prognostieiert, dass in

16 ganz Teutschlandt Krieg, Hunger vnd Pestilenz ervolgen werde, welche 3 Euethen mann hernach laider 12 ganzer Jahr empfundten, Gott behüette vnss hinfüro vor einem so erschrecklichen Comet Stern. Vmb disse Zeit hat Ess mit den Böhmben einen Villmahligen Schärmüzel gesezt, vnd ist aller orthen dass Eauben vnd Prennen angangen, Ess waren damahls Mähren, Sehlessien, auch Vnter- vnd Oberösterreich mit denen Böhmischen Ständten in Ihrer rebellion verstandten, Ess war ein grosses Bluedtvergiessen, die Jesuiter vnd alle andere Catholische Priester wurden verjagt, vnd Luthrische Prediganten eingesezt vnd schüne, als wehre es mit dem Catholischen Heufflein schon auss, die weillen dem fromen Khaysser Kein Hilft' Konte Zu Kommen, denn die Ständt in dissem Landt hatten ihr geworbenes Volck alles an die Böhaimbische Gränz verlegt, da haben wür Burger wachten indessen, vnd sich vnsser Plag schon angefangen. Am Sontag vor S. Thomass Tag ist alhier zu Steyr die ordentliche Eichter Wahl vorbeygangen, ist die ganze Burgerschafft auf dem Eathhauss erschünen, hat ein Jeder Burger sein Yotum von sich geben, vnd haben die maisten Stimmen Zum Statt Eichterambt Herrn Wolffgang Mädlsseder getroffen, also dass Er Zum Ordinari Statt Eichter erwöhlet worden, Herr Joachim Handl aber ist in seinem Burgermaisterambt verbliben, Herrn Caspar Eeinhard ist dass Spitalambt, Herrn Wolff Edlinger dass Bruederhaussambt, Herrn Adam Dirrnberger dass aussere Herrnhauss vnd Herrn Wolff Niglseder der armen Hauss bei der Steyr Zu Verwalthen anverthraut worden, wormit also die Aembter widrumben ersezt worden. Anno 1619 den 2. January ist des Jetzt regierenten Kayssers Matthiae Gemahelin Zu Wienn gestorben, vnd Ihr Leichnam!) in dem Königlichen Spital auf behalten worden, Weillen sie entschlossen ein Capueiner Closter in Wienn Zu erbauen, vnd daselbst in Ihrer Kirchen verlanget begraben zu werden. Den 20. Martii ist Ihr Mayestätt Kaysser Matthias Zu Wienn mit Todt abgangen, welcher Todtfall auf ein Neues eine

17 Grosse Thrauer erwekhet, Ess wurden alle Freuden spill vnd Music eingestelt, vnd sein Leichnamb in Wienn begraben. Den 15. April ist der Ehrsamb vnd Weisse Herr Matthaeus Jan Gewester Burgermaister vnd Kirehambts Yerwalther gestorben, vnd hinauff in den Gottesakher begraben worden, Ess hat ihm ein Predigant die Leichpredig gethan. Mittwoch vor heyligen Pfingsten ist die Burgerschafft gemustert worden, vnd haben Sie müessen auf den 30igsten vnd Zehnten Mann Zetlen heben, auss welchen die lähre Zetlen gehebt, ain Jeder Burger, Zu Ynterhaltung derjenigen Burger^ welche sich alss Soldaten haben gebrauchen müessen lassen, alle Wochen Ich Zetl ingleichem 15 kr. ansehlag geben müessen, welchess ein ganzes Jahr gewehrt, mann hat von denen Burgernr welche gesehribne Zétlen gehebt, ain Fähndl Soldaten aufgericht, War Haubtmann Herr Caspar Reinhard, Herr Hannss Heimus Nadler • in Steyrdorff Leutenandt, welcher Commandierte, Fendrieh Herr Wolff Sehwmdtenhamber, Sie seind alle Tag nach Soldaten gebrauch mit Drombl vnd Pfeiffen die Wacht auf vnd abgezogen; in ; disser rebellion haben wür Catholische Burger grosse Verfolgung erlitten, :Ess haben sich die Herrn von Steyr starkh müessen gebrauchen, lassen, mit auflauffung grosser Y r i c o s t e t ì J ' > • ' ' • < ' • > • > > • • ••• '• <••••••• • • • < • > • " • • • • . . • i -M . f ..: i - : -Den'16. Tag Juny ist der Graff von Thurri, welcher auch ein rebell1^wär1, 'mit'6000 Mann Zu Boss vnd Fuess vor Wienri ankommen,1 die Statt belagert'vnd mit Stuckhen in die Kayserliehe1 resïdënz • Starkh gespilt, Weillen ein ' solche Yerrätherey damahls in Wienn, dass auch die Geheimbisten Räth mit vnter der rebell en Deckhen lagen, dass selbige Hoffherrn die Sehlissl von Erzherzogen Ferdinando abgefordert, vnd Ihme gleichsamb allen Gewalt entnomben, in mainung, dem Feundt die Thor Zu eröffnen vnd die Statt Zu übergeben; aber vnversehen (Wie Gott den Gerechten nicht gar Zu grundt gehen lasset, der sein festes Yerthrauen auf ihn sezet) die Weillen Ersagte Eäth mit Ihrem Herzogen also Gewaltsamb vmbgiengen, dass Ihme schon ein Knopff mit höchster Yerschümpfung von seinem Klaydt gedrähet Mus. Jahr. Ber. XXXIII. 2

18 wurde, Karab der Obriste Graff von Thämbier mit 2000 Beuthern Zum Oärnerthor in völligem Ritt biss vor die Khaysserliche Burkh, allwo Er schon mit aussgezogen Gewehrter Handt In Willens die Mainaidigen ßäth vnd rebellen niderzuhauen, Weillen aber der Erzherzog auss sonderbarer Güette Innenzuhalten befelch gäbe, also mueste Er dem befelch nachleben, vnd ihrer am Leben verschonen, Worauf sich alles in der Statt Männlich wider den Feundt Rüsteten, Weillen auch in dissen Tagen der Obriste Buquoy mit Herzog Leopoldo sambt etlieh Fahnen Volekh ankommen, wehreten sich gegen dem Feundt Ritterlich, Thaten den dritten Tag einen Ausfall vnd Schärmizierten Starkh mit dem Feundt ausser der Woiffsbruggen, also dass solcher gedrungen wurde, mit Verlust dess Volekhss nach 6 Tagen mit Schümpf vnd spoth vnverrichter Sachen widrumb vor Wienn abzuziehen, Marschierte hernach widrumben in Böhaimb, die rebellen, welche mit dem Graffen von Thurn Interessiert waren vnd im die Statt übergeben wolten, wurden alsobalt in Verhafft genomben, der Obriste Buquoy vnd Tambier Marschierten mit Ihrem Volekh in Mähren vnd an die Böhaimbische Gränzen, Sengten vnd Brenten, hausseten erschrökhlich, die Böhaimbischen Ständt aber vnd Ihre Mitrebellen waren Zu Horn beysamm.en.*) In dissem Jahr ist widrumb ein Corporis Christi Procession Zum ersten mahl gehalten worden, aber die Lutheraner haben Kaumb den Huet vor dem hoehwürdigen Guett geruckht. Den 27. Augusty Starb Herr Johann Widersperger, Welcher 19 Jahr Statt Pfarrherr alliier gewest, vnd vili tribulationes von den Lutheranern erlitten hat, vnd zwar gleich anfangss nach antrettung der Pfarr wie die Erste Procession An S. Marci Tag von Garsten hereingangen, ist Er durch Schlimmes Zusamben gerottes allerhandt gesündl vor dem S. Gilgenthor Uebel geschlagen, die anderen Geistliehen, Welche mit der Procession giengen, verjagt, ainer hievon über die Ennssleuthen hinabgesprengt, *) Austria, Oesterreichischer Universal - Kalender für das Jahr 1852; KalteuMck ,.Üie noch uiigedruckte Chronik der Stadt Stoyer" p. 37.

19 der Creuzfahnen zu Fezen zerrissen worden, also dass Er Pfarrherr disse harte Sehlög biss in sein Gruben empfundten, ist in die Pfarr Kirchen begraben vnd von Vnss Catholisehen Burgern mit Windtliechtern Zu seiner Euehestatt beglaytet worden, hat ihme P. Dominicus Capueiener die Leichpredig gethan. Den 28. dito Ist Erzherzog Ferdinandus Zu der Orönung nach Franckhfurth geraist, allwo alle Churfürsten vnd abgesandte seindt Zusamben Kommen, aida Er nach vorgangener Wahl von dem Ohurfürsten vnd Erzbisehoffen Von Mainz in S. Bartholomaei Kirchen zum Eömischen Kaysser Gecrönet worden. In dissem Jahr vmb Aller Heiligen haben hiessige Lanndt Ständt 5 Fahnen Fuess Volekh geworben, selbige auf Eblsperg gefüehrt. Allwo Ihr vorhin gehabtes Landt Volekh zu ihnen gestossen, vnd auf der Thonau in Oesterreieh abgefahren, Zu Ybbss haben sie bey Nächtlicher Ankhonfit dass Kaysserliche Mauthauss aussgeplündert vnd die gelter auss dem Ambt Weckhgeraubt, vnd grossen schaden gethan, hernach haben sie den Markht vnd dass Closter Mölekh belagert, vast ein Monath lang, ihre Mainung wahre, in ganz Oesterreieh durehgehents Alle Geistliche sowohl auf denen Pfarrhöfen alss in den Olöstern zu verjagen, vnd die Prediganten einzusezen, Weillen sie aber zu Mölekh einen Männlichen Widerstandt verspüret, vnd nichts tentieren Können, ist Ihnen ihr vnchristliches vorhaben Zerrunnen, vnd haben sie mit Schümpf vnd spott widrumben abziehen müessen. Den 24. November an einem Sontag fruehe vnter der Kirchzeit haben dess Haubtmanns von Hoffkirehen Neugeworbene Soldaten einen Capitain, welcher lange Jahr dem Kaysser zu Pferdt gedient vnd resigniert hat vnd seine Eayss in Niderland mit 2 Heerwägen vnd etlichen Pferdten, allwo Er Zu Hauss war, vornehmen wolte, Ihme bey dem Eäiningsteg gefangen genomben, sein Sachen geplündert vnd ihme gefenkhlieh in die Statt Zu Herrn Caspar Bernhardten gebracht, einen seinigen Diener aber, welcher sich mit der Flucht salviren wollen, auf dem Warttberg erschossen. 2*

20 Den Sontag Vor S. Thomae ist die ordentliche Richterwahl für diss Jahr wegen dess Kriegss vnd der aufgestandtenen rebellion eingestelt vnd alle Aembter vnversezt vnd Herr Joachim Händl Burgermaister vnd Herr Wolff Mädlsseder Statt Eichter verbliben. In den Weyhnacht Feyrtagen am Johannes Tag ist die Burgerschafft Zusamben gefordert worden, hat mann Gemustert, vnd 4 Fahnen von der Burgerschafft aufgericht, dass Fähnlein in der Statt hat gehabt Zum Haubtmann Herrn Euprecht Rethlhamber, Zum Fendrich Herrn Abraham Schröfil, im Steyrdorf ist Haubtmann Gewessen Wolff ErliDger, vnd Adam Dirrnberger, Fendrich Wolff Hayder, vnd Hannss Aumayr, Im Ennssdorff Andrée Stauder Haubtmann, vnd Mattheus Hämpl Fendrich, es haben die Herrn einen Leutenandt aufgenomben, welcher vnss Burger alle Tag im Feldt exerciert hat. Am Ynschuldigen Kindl Tag Kamb der von den Landt Ständten gesehickhte Haubtmann Fux und namb mit beyhilff dess von der Statt alhier geworbenen Kriegss Volckh das Sehloss vnd Herrschaft Steyr ein, Besetzte vnd verwachtete solches wohl vnd weillen Er allen Gewalt von den Ständten hatte, weillen sie sich der Regierung dess Landtss vnternahmben, also machte Er anstalt, die Statt Steyr aller orthen zu verschanzen, am Gilgenthor liesse Er einen hülzenen Thurm mit Schusslöchern bauen, auch vor allen Thoren hülzene Schanzen vnd Schranekbäumb, im Ennssdorff hinten im Feldt auch Schanzen machen, dass ich Färber nicht aufhenckhen Kundte, disse Schanzen haben die Statt vili hundert Gulden Geeosst, alles auss rebellion wider den Kaysser, Ess ist auch auf der Vischhueb ein hilzenes Plochhauss gepaut worden, mit Soldaten Starkh besezt, hernach seindt sie bei 300 Mann Paura vnd Zimmerleuth hinabgemarschirt vm Ynten den Pass im Ambtholz zu verhauen, haben in 2 Tagen dass Holz nidergehaut, seindt auch schon resoluirt gewest dem Kammermayr dass Pumperhölzl abzuhauen, damit sieh Kein Feundt aufhalten Kan, sie beym Ambtholz die Weeg alles verschanzt, ist Herr Wolff Mädlseder Obrister Kriegss -Commissarius gewessen, dass ganze Landt war voller Volckh, Krieg vnd Khriegs-

21 gesehrey, Ess hat sieh der Obriste Buquoy auf der Thonau hinauff gemacht mit seiner ganzen Armada, in Willen dass Landt ob der Ennss Zu beziehen, vnd ist schon ober Ibbss herauff Kommen, derentwegen haben sie dissen Pass also verschanzt, Ess ist Zu disser Zeit Herzog Fridrich vnd Churfürst von Haydlberg mit ainer anzahl Volckh in dass Böhmerlandt gezogen, da ist der Buquoy widrumb Zurükh auf Crembss, vnd hinein in Böhaimb gezogen. Anno 1620 gleich vmbss Neu Jahr, haben alle rebellen 1620. vnd die Böhmben den Pfalzgraffen Fridrich von Haydlberg vnd Churfürsten Zum Böheimbischen König erwöhlt, vnd gecröndt, diss alles ist Zu Prag geschechen, hat sambt seiner Gemahlin aida Hoff gehalten, war ein Grosses Jubelieren in allen Landten, Ess hat aber nicht lang gewehrt, sondern ist nur ein Windter König gewest, vnd hat sein Reich bait ein endt genomben. Den 25. January ist Haubtmann Wurmbrandt alhero ins Quartier Kommen. Den 9. Februar hernach hat Er Wurmbrandt seine Soldaten Zu exerciren ins Feldt gefüehrt, vnd wie sie in der Statt hinauf gezogen seindt, haben sie zugleich Salue geschossen, hat vnter ihnen einer eine Kugl in der Musqueten gehabt, vnd 2 Persohnen erschossen, ist des Peter Wimber Sohn die Kugl durch den Leib vnd hinter ihme einen Klingschmitt durch das Knie gangen, dass alssbald Beede gestorben seindt. Zu disser Zeit hat Erzherzog Maximilian auss Bayrn im ganzen Landt lassen werben, wie auch Herzog Leopold auss Niderlandt vili spanisch Volckh Zusamben gebracht, sowohl auch auss Franekhreich, es haben auch die Welschen Fürsten alss der Von Materuz vnd Mandtelle*) alles Volckh dem Bayrmrsten Zugeschickht, hat Er ein Lager an dem Lechfeldt bey Vlm aufgeschlagen, vnd also mit der ganzen Armada im Feldt gelegen, Ess hat niemandt wissen Können, wo der Churfürst auss Bayrn mit dissem Volckh auss will, Ess war alles ganz Still. In dissem Jahr haben die Herrn von Steyr sambt der Landtschafffc einen *) Soll wol heissen: „Von Mantua und Mirandola". Anmerkung des Redakteurs.

22 Welschen Schanzmaister aufgenomben, Ihme Monatlieh mit 40 fl. besoldet, haben sich aller Orthen verschanzt, sonderlich auf der Vischhueb, dort aussen haben alle Tag bey 100 Mann schanzen vnd Eoboten müessen, sowohl auch auf dem Täschl Eiedt, da mann gar Sonn- vnd Peyrtag geschanzt hat, Ess hat aber alles nichts geholffen, der Bayrfürst ist gleichwohl in das Landt Kommen. Den 24. July Ist Ihr Durehleucht Erzherzog Maximilian auss Bayern mit einer grossen Anzahl Kriegssvolckh bey 24.000 Mann Zu Eoss vnd Fuess in dass Landt ob der Ennss gefallen, angefangen zu brennen vnd zu blündern, von Haag biss auf Welss hinzue, vnd einen grossen Schreckhen ins Landt gemacht, den 1. Augusty Zu Welss ankommen, die Welsser haben sieh nicht gewehrt, sondern ihme alssbalt die Schlissl entgegen getragen, vnd die Statt aufgeben, ist derselbe mit der ganzen Armada 4 Tag aida still gelegen, den 5. dito aufgebrochen vnd nach Linz gemarsehiert, vnd sein ganzes Volckh ist von Ebersperg biss auf Linz im Feldt gelegen, seindt aida auf 27.000 Mann Zusamben Kommen. Den 17. dito haben Ihr Durchleucht die Statt Steyr mit 7ben Fahnen Fuessvolckh besezt, von dem Anhaltischen Begiment, waren vast lauther Franzossen vnd Mderländer, hab ich Zetl 4 Soldaten im Quartier gehabt, Ess hat Herr Obrist Wachtmaister Gälläsch Commandiert, vnd die Sehlissl Zu den Thören, Zum Eathhauss vnd Zum Zeughauss abgefordert, die Burger haben Ihr Gewehr alles müessen aufs Eathhauss Tragen, seindt alle Thor mit Starkher Wacht besezt worden, dass Volckh so vorhero in dissem Land gewest, hat mann Zu Mauthaussen Zusamben gebracht, aida es auf ein Neues Schwören müessen, seindt Ihnen andere Haubtleuth Zugestelt worden, vnd ein ganzes regiment aufgericht, den 26. Augusty seindt Ihr Durchleucht Zu Linz aufgebrochen vncl in Böhaimb gemarschiert, vnd seindt 2 Eegimenter im Landt gebliben, lauther Fuess Volckh, seindt Erstlich hinab auf Horn, selbiges Stättl eingenommen, vnd selbiges besezt, dass Volckh, dass vorhero Zu Horn gelegen, hat den Vnterösterreichischen Ständten gehört, hat Ihme Erzherzogen

23 Maximilian auch Schwören müessen, welches Er vnter sein Volekh gestossen, darzu ist Kommen der Obrist Buquoy mit seinem Volekh haben ain Corpo gemacht, vnd seindt mit Heeres Crafft ins Böhmben gefallen, darinnen mit Sengen, Brennen. Plündern vnd Niderhauung erschröckhlich gehaust. Vmb Michaeli seindt 7ben Fahnen Niderländer vnd 2 andere Compagnien auf dem Wasser nach Vngarn abgefahren, weillen der Betlemgabor mit den Vngarn starkh aufgesessen. Den 8. Oktober ist der Obrist Herr Graff von Thambier*, alss Er Presspurg hat einnemben wollen vnd dass Volekh mit Gewalt angetriben, von den Vngern erschossen worden. Den 28. dito alss am Tag Simonis et Judae alss nun Ihr Durchleueht sambt dem Buquoy etliche Statt in Böhaimb mit Gewalt haben eingenomben, allwo sie sich Zur Wehr gesezt, alss nemblich Raekhoniz vnd Pissekh, haben sie yill Tolekh nidergehaut, vnd wo sie seindt durchgezogen geplündert gesengt vnd gebrent, vnd erbarmblich gehaust, Ess ist zwar dem Bayrfürsten in dissem Hineinzug auch vili Volekh gebliben vnd gestorben, dass Ess überall voller Todten Cörper gelegen auf allen Strassen, doch hat Er nicht nachgelassen, sondern ist mit' seiner Armada fort, vnd vor Praag geruckht, Ess ist damals der Graff von Mannssfeldt mit Vili Volekh in der Statt vnd Vestung Pilssen gelegen, vnd hatte sich darinnen starkh Verschanzt. Den 8. Tag November an einem Sontag fruehe, seindt Ihr Durchleueht auss Bayrn Sambt dem Buquoy vnd allem seinem Volekh auf den Weissen Berg vor Prag ankommen, allwo die Böhmen sambt dem Neuen König Friderico vnd seinem Volekh Ihr Lager gehabt haben, worauf sie sich gleich beederseits in ein Schlachtordnung gestellt, vnd ein solchen angriff gethan,' dass Innerhalb 3 Stundt der Böhmben über 9000 Erlegt vnd Nidergehaut worden, die Uebrigen in die Flucht geiagt, dàss Bayrische Volekh hat ihnen Starkh nachgesezt, vnd gleich darauff die Statt Prag eingenomben, der König hat Kaumb sonili Zeit gehabt sich mit seiner Gemahlin mit der Flucht Zu Sahiren j haben Ihr Durchleueht auss Bayrn die Königliche Canzley vnd all sein beste

24 Sachen Zur Beuth überkommen, hat also ermelter»Churfìirst auss Bayrn die Maynaydtigen Böhmischen Landt Ständt vnd rebellen sambt dem Ganzen Königreich widrumben Zum gehorsam gebracht, vnd ist alhier Zu Steyr Gott dem Allmächtigen Zu schuldigem Danckh, dass Er denen Oatholischen ein so herrlich vnd denckhwürdigen Sig vnd Victori wider die abtrünnigen Eebellen vnd Lutheraner Verliehen hat, den 29. diss Monats November in der Pfarr Kirchen dass Te deum Laudamus vnter Lössung dess Geschüzes gehalten worden. Damahls ist Herr Samuel Vhrlsperger gestorben vnd in den Gottesakher begraben worden, hat ihm ein Predigant die Leichpredig gethan. In dissem Jahr ist wegen der sehwebenten Kriegs Vnruehe Kein Eichterwahl gewest, ist Herr Joachim Händl im Burgermaister- ynd Herr Wolff Mädlseder im Statt Bichterambt verbliben. Alss Nun Herzog Maximilian auss Bayrn dass ganze Böhmber Landt vnter seinen gewalt gebracht hat biss an die Statt Pilssen darinnen der Von Mannssfeldt gelegen ist, vnd wohl mit Mannschaft vnd Munition versehen war, auch an Prouiant Keinen abgang hatte, ist Erzherzog Maximilian vor die Statt Pilssen geruckht vnd solche belagert, bey 2 Monathj hat Ihme solche der Von Mannssfeldt aufgeben, ist mit seinem Volckh ab- ^ vnd gegen die Pfalz, gezogen, hat an selbigen Gränzen Schanzen gebaut, Thailss Volekh in die Pfalz gelegt, vnd die Statt besezt, sonderlich aber Kamm. Ess ist ihme aber der Bayrfürst auf dem Fuess nachgezogen. In dissem Jahr ist ein solche Kälte vmb Liechtmess gewessen, das die Ennss völlig überfrohren. Den 18. Februar seindt 2 Fahnen Fuess Volckh vnter Herrn Obrist Leitenandt Schödl vnd Herrn Haubtmann Gottfrid, welche 20 Wochen alhier gelegen, Zu dem Mannssfeldischen Läger in die Pfalz gemarschiert. Den änderten Tag seindt widrumben die 7 Fahnen Graff Anhaltische Völckher auss Vngarn alhero auf Steyr in Quarnison

25 Kommen, hab ich Zetl, einen Pfeiffer vnd tämbur im. Quartier gehabt, ist ein ganz Fähnl Soldaten im Ennssdorf gelegen. Den 21. dito ist der Pfarr Prediger P. Marcus Oapuciner alher Kommen. Den 4. Martii ist ein Anschlag gemacht worden, habe ich Zetl alle Wochen 30 kr. geben, hat vast ein ganzes Jahr gewehrt. Den 29. April ist widrumben aufs Neue vnd Zum Ersten mahl gleich Wie vor dem Lutherthumb dass gewöhnliche Corporis Christi ambt am Pfingst Tag gehalten worden, wie auch die Procession, haben 4 Fendrich den Himmel getragen. Auch ist am Carfreytag vorhero die Buess Procession Zum Erstenmahl bey den Herrn Capucinerri auss, durch den Graben herab Zum Neuen Thor herein vnd hinab durch die Statt vnd über den Berg wider hinauss zu ihnen gefüehrt worden, hat der P. Marcus bey dem Ausgang eine schöne Vermahnung gethan.*) Den 15. May ist über 11 Soldaten alhier Khriegs Eeeht gehalten worden j dass alle 11 Persohnen Sterben solten, woruon Ihrer 9 erbetten, 2 aber auf freyem Plaz in der Statt mit dem Sehwerdt gerichtet worden vnd einen Kummetmaeher von Sierning, welcher von ihnen aussgerissen, haben sie ohne ainiche Gnad in der Statt an einen Schnellgalgen henckhen lassen. ;> Den 9. Juny seindt die 7 Fahnen Anhaltische Niderländer von hier in die Pfalz hinauf gemarschiert, allwo sich der Mannssfelder starkh verschanzt hatte, ist der Bayrfürst für die Statt Kamb gemarschiert, hat selbige belagert, vnd mit Gewalt eingenomben, hernach ist der Von Mannssfeldt mit seinem Volckh hinauss gegen Nürenberg gemarschiert, ist hernach ein Fähndl deutsche Soldaten alhero einquartiert worden. Den 15. July ist der Obrist Buquoy in Vngern vor der Vestung Neu-Stättl, welches Er belagert, alss die Vngern heraussgefallen, von ihnen vmbringt vnd erschossen worden, seinen Leichnamb hat man Zu Wienn, Wie Ess auf einen Solchen Tapfern Helden gebührt, Ehrlich begraben. *) Kaltenbäck 1. c. pag. 42 und 43.

26 Vmb disse Zeit hat sieh der Von Mannssfeldt in dass Württemberger Landt begeben, haben die Fürsten von Stuekhart vnd Durlaeh vnd andere Fürsten ein grosse anzahl Volckh Zusamben gebracht, Wie aber solches der General Thilli, welcher anstatt dess Bayrfürsten den Ganzen Krieg gefüehrt, erindert worden, ist Er alssbalt mit seiner ganzen Armada nachgeruekht, vnd hat bey Heillbriinn denselben Zu Feldt angetroffen, vnd ein solche Schlacht gethann, die vast 6 ganzer Stundt gewehrt, in welcher sie ihn biss aufs Haubt gesehlagen, also das der Von Mannssfeldt Kaumb mit der Flucht dass Leben saluirt. Den 4. September ist dass vnter dem Haubtmann Seurer alhier, vnd alles in dem Landt geworbene Volckh hinauf in das Eeich gefüehrt worden, dem General Tilli Zu, vnd ist diss Landt mit Bayrischen Völckhern besezt worden, mit 7 Fahnen, hab ich Zetl 2 Bayrische Paurn 3 Monat im Quartier gehabt. Den 28. September hat Herr Graff von Hörberstorff Statthalter in dissem Landt ein ganzes Begiment werben lassen, lauther Fuess Volckh. Den 18. Oktober seindt wür Catholische Burger wegen Befreyung der Quartier beim Herrn Statthalter einkommen, hat Herr Dill vnd Herr Luz das Memorial Zu Linz übergeben, worauff wür gleich salua Quardia erhalten, nehmlieh die Befreyung der Quartier. Den 18. November ist widrumb ain Fähnl Soldaten auf Steyr Kommen, seindt 4 Monath alhier gelegen, vnsser Catholischen Burger seindt nur 16 gewessen. Den 29. dito ist Herrn Hannss Helffenstorffers Kellner sambt einem Klainen Blieben, welche auf der Ennss in dem Aerch angefahren, erthrunckhen, dann es hate dass Zillerl gestürzt. Den 3. December haben die Herrn P. P. Capuciner ihr Creuz vor der Kirchen widrumb aufgericht, wie auch die gloekhen, welche Herr Niclass Praunfalkh Pfleger vnd Verwalther der Herrsehafft Steyr hat machen lassen vnd Herr Herr Piälath Zu Garsten geweihet, aufziehen vnd Zum Erstenmahl leuthen lassen.

27 Vmb disse Zeit ist der Mannssfeldt aus dem Würtemberger Landt in dass Elsas Marschiert, vnd Hagenau eingenomben, haben sieh vili Pleckhen vnd Märkht ranzioniern müessen, haben darneben noch geraubt vnd geplündert, vnd vast den Ganzen Reinstromb eingenomben, ist ein Thaill seines Volckhss Zu Speyr gelegen, Ess haben sich alle rebellen Conjungiert, alle Yestungen am Reinstromb besezt, sonderlich in Haydlberg, Franckhenthal vnd Heckst aufs stärkhste verschanzt, der General Thilli aber, ist dem Mannssfelder auf dem Fuess nachgeruckht, vnd hat ihn auss allen Quartieren Verthriben, Hagenau, Cron, Weissenburg, Speyr, Franckhenthall vnd Wormbss eingenomben, hernach seindt sie Vor Heydlberg 2 Monat gelegen, vnd Obwohlen sie sich in der Vestung starckh gewehrt, gleichvvohlen selbige dem General Tilli, weillen Er solche mit Gewaffneter Handt eingenomben, überlassen müessen. Ist also der Mannssfelder mit seinem noch wenigen Volekh dem Graff Moriz Zuegezogen, aber der Tilly hat dissen Windtër sein Lager am Reinstromb gehabt. Ess hat sich umb disse Zeit ein grosse Rebellion im Engethein erhebt, seindt die Engetheiner wider Ihren Landtsfürsten Herzogen Leopold aufgestandten, vnd sich in den grossen Bergen verschanzt, Worauff Herzog Leopold mit einer grossen Macht gegen sie gezogen, hat ihme der Bischoff Zu Salzburg 3 Fahnen Fuess Volekh zu Hilff hinein geschickht, es haben disse rebellen grossen schaden gethan, vnd ist vili Volekh darinnen vmb Kommen , es war ein grosse Hungers Noth darinnen, an einem Sontag alss vast bey 3 Fahnen Fuess Volekh in der Kirchen waren vnd Ihr Feldt Prediger ein Oapuciner aida gepredigt, haben sie die Engetheiner in der Kirchen überfallen, vnd den Prediger sambt allem Volekh in der Kirchen erschlagen, disser Krieg hat bey 2 Jahr geweirt, ist dass Landt alles verherrt vnd Verzehrt, durchs Feuer verbrendt, vnd die fümembsten Rebellen seindt Zu ihrer Verdienten Straff hingerichtet worden. In dissem Jahrtag am Sontag vor S. Thomas Tag ist abermahl Kein Richter Wahl gehalten worden, Weylender Bayrfürst des Landts Pfandt Inhaber worden; seindt die Bayrischen Rat

28 Zu Linz gewest, Ist Herr Joachim HändL Burgermaister vnd Herr Wolff Mädlseder Statt Eichter verbliben. In dissem Jahr hat sich dass lange gelt angefangen, ist in allen Münzbenkhen lauther schlechtes gelt, alss goldiner, Zweifler, Vier vnd Zwainziger, Klaine Grösehl vnd Bayrische Landtmünz geprägt worden, da hat iedermann gelts genueg gehabt, Ess ist alle Sachen Theur worden, auch Kain guettes gelt Zu bekhommen gewest, also das die Leuth grossen Mangel leiden müessen.*) 1622. Anno 1622 den 28. January ist der P. Franz Capuciner gestorben vnd Weillen Ihr Closter noch nicht aussgebaut war* ist selbiger in die Pfair Kirchen bey dem Tauff Stain begraben worden. Den 20. Februar seindt von des Statthalters Eegiment, drey Fahnen Fuess Volckh gemustert, vnd in das Eeich geschikht worden. Den 14. April alss am Gleinckher Kirchtag ist der Junge Herr Jann Von einem Soldaten, wo mann hinauss auf Gleinckh geht, auf dem Oreuzweg ausser dess Thor auf dem Pferd erhaut worden, das Er gleich an der Stöll Todt gebliben. Am Oster Erchtag darauff ist die Matthäuss Huetterin auf der Ennssbruckhen von einem Soldaten mit einer Mussqueten Kugl durch den Leib geschossen worden, ist die Kugl durch das Schiltwacht Heussl vnd der Schiltwacht am Arm weckhgangen in dass Thor, das Weib wurde nach Hauss getragen vnd starb noch selbigen Tag. Den 6. April seindt alle Soldaten von hier ins Eeich gemarschiert, wo sich der Mannssfelder aufgehalten. Den 22. dito ist ein Fähnl Soldaten alher ins Quartier Kommen. Vmb disse Zeit hat sich ein solche Theurung angefangen, anfangs mit dem gelt, ist ein Duckaten auf 20 11. ain Eeichs Thaller auf 10 fl. gestigen, worauff alles aufgeschlagen, 1 Pfund Fleisch vmb 15 kr. ein Kandl Weinn 1 fl., ist auch *) Kaltenbäck I. c. pag. 43.

29 ganz Kupferes gelt gangen, Schlimme Zwölffer vnd Kleine gröschl war Kein1 guettes, gelt Zu findten^ Ess ist ein so Müehsamb Theure Zeit gewessen, dass oötermahls Morgents Fruehe bei 100 Persohnen vor einem Brodt Laden gestanden vnd auf Broth gewarttet haben.*) • i: Den 6. July seindt 300 Mann Zu Pferdt alhero auf Steyr ins Quartier Kommen, Vom Obrist Herbersteinischen Begiment, lagen Vast ein Monath hier; vnd waren deren bey 1200 im Landt, mann hat Ueber Ihren Monath Sold Essen vnd Thrinckhen auch die Fourage auf die Pferdt geben müessen, seindt doch leztlich abgedanckht, vnd auss dem Landt gebracht worden, disse Eeitter haben vili Taussen gulden Vncosten vnd grossen Schaden Causiert. Den 10. July hat sich der Fürst von Braunschweig vnd Administrator Zu Halberstatt mit seiner Kriegs Armada bey Franckhfurth am Mayn vnderhalb dem Stättlein Högst, allwo Er dem Mannssfelder ein Bruckhen über den Mayn gebaut, vnd offenen Pass machen wollen, ins Feldt gelagert, alss aber Herr General Tilli solches erfahren, hat Er gleich mit seiner Khriegssmaeht an ihm gesezt, den halben Thaill Volckh nidergehaut, vnd in die Flucht Ueber die Pruckhen getriben, dass also- mit solchem gedreng die Bruckhen eingangen vnd Vili Volckh erthrunckhen, dem Fürsten aber ist in der Schlacht ein Armb hinwekh geschossen worden, mehr alss sein halbe Armada drauff gangen, alles geschüz, Munition vnd Kriegs Eüstung im Stich bliben, vnd haben damahls die Kayserlichen vnd Bayrischen Völckher ein Ansehentliche Beuth bekommen. Den 24. dito ist Kayssers Ferdinandi Gemahlin Zu Oedenburg in Hungarn Zur hungarischen Königin Gecrönet w7orden. Den 15. September seindt alhero 2 Fahnen Kayserliches Kriegs Volckh auf Steyr Kommen in 14 Tagen hernach aber abgedanckht, die Fähnl Zerrissen vnd einem Jeden Soldaten zwei Monath Soldt gegeben vml Ober- vnd Untergewehr gelassen worden. *) Kaltenbäck 1. c. pag. 43.

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