43. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1913

- 6- gattungen endlich für alle Zeilen festzulegen. - Nach dieser kleinen Rückschau kehre ich zu unserer Anstalt zurück, um an ihren Schicksalen jene vielfachen, oben kurz angedeuteten Wandlungen, welchen die Realschulen unterworfen waren, erkennen zu lassen. II. Schon in alter Zeit herrschte in unserer alten, an geschicht- lichen und kulturellen Denkwürdigkeiten so reichen Stadt ein lebhafter Lern- und Bildungseifer. Ja, es mag eine seltsame und schöne Zeit gewesen sein, als unsere Stadt der Mittelpunkt der Eisenindustrie war, als last in jedem Hause an den malerischen Gehängen des Enns- und Steyr- tales die Hämmer klangen und die funken sprühten und so mancher geistig regsame Jüngling am Schmiedefeuer mag von Sehnsucht erfüllt gewesen sein nach tieferem Wissen, geistiger Reife und Weiterbildung; freilich war es nur den allerwenigsten gegönnt, diese Sehnsucht erfüllt zu sehen. Ueber die Schulen, deren Unterrichtsbereich über den der Volksschule hinausging, wissen wir nur weniges. Hieher gehört vor allem die •lutherische Lateinschule•, deren Gründungsjahr man nicht kennt, deren Bestand aber im Jahre 1541 so ziemlich sicher nachweisbar ist.•) Neben der Lateinischen be- stand aber auch eine sogenannte •Teutsche• Schule, in welcher Katechismus, Lesen, Schreiben und Rechnen in deutscher Sprache gelehrt wurde, also mit unserer heutigen Volksschule zu ver- gleichen ist, welche Schule 1530 schon bestand. Die .Latein- schule" war im heutigen Postgebäude neben der Dominikaner- kirche untergebracht und im Jahre 1624 durch die sogenannte Re- formations-Kommission, an deren Spitze der aus dem oberöster- reichischen Bauernkrieg bekannte Oral Herberstorf stand, aufgelöst. Während des Bauernkrieges, der den Wohlstand der Stadt aufs tiefste erschütterte, und weiterhin bis zum Jahre 1632 besaß Steyr keine Mittelschule. Am 4. November dieses Jahres eröffneten die Jesuiten, die im Jahre vorher nach Steyr gekommen waren, ein Gymnasium, welches anfänglich nur zwei Schüler zählte. Nach und nach stieg aber die Schülerzahl über 200, so daß an • ) ~ iihc-rt•s im Aufsatze det Prof. Dr. Alm.!<l Hackei über die nhttlu•rii;l('hl'n Stadt• •chull'n iu ~teyr". Jabreahcricbl 190:J/08.

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