8 #persönlichkeiten Anlässlich des bevorstehenden Ruhestandes unserer Kollegin Ingrid Felbermayer durfte ich mit ihr ein Gespräch führen, in dem wir einige Schlaglichter auf ihr berufliches Wirken an der BHAK/ BHAS Steyr werfen konnten. Die Einstiegsfrage in das Gespräch liegt natürlich auf der Hand: Was verschlägt eine Tirolerin nach Steyr? Ich habe natürlich gewusst, dass das die erste Frage sein wird … Es war nicht der Liebe wegen, wie viele glauben. Mein Mann, der halber Vorarlberger ist, ist Mediziner. Nach dem Turnus wollte er seine Ausbildung zum Internisten in Vorarlberg absolvieren, aber dort gab es keine Stellen. So kamen wir dann 1988 - nach einem kurzen Abstecher nach Hainburg - gemeinsam mit unserem ersten Sohn nach Oberösterreich, weil mein Mann schließlich in das AKH Linz eingeladen wurde, um dort seine Fachausbildung zu machen. Später fanden wir dann ein Haus in St. Florian, das wir dann zu viert – der zweite Sohn war unterwegs - bezogen. Und hast du da schon als Lehrerin gearbeitet? Ja, ich hatte vorher schon in Vorarlberg und in Wels unterrichtet, aber mein Weg in die Schule war zunächst nicht so klar vorgezeichnet. Ich habe ja allgemein BWL, also nicht Wirtschaftspädagogik, und Jus studiert. Es war mir aber aufgrund meiner Mutterschaft nicht möglich, eine Ausbildung in einer Anwaltskanzlei zu beginnen. Zunächst habe ich dann bei einem Steuerberater zu arbeiten begonnen, denn das war in Teilzeit möglich. In diesem Beruf war ich dann mehrere Jahre tätig. Mein Mann und ich wollten aber immer der Familie und der Betreuung unserer Kinder den Vorrang gegeben. Das wäre mit einer Vollzeitstelle in der Steuerberatung nicht mehr möglich gewesen. Aufgrund meiner langjährigen Berufspraxis konnte ich dann aber in den Schuldienst wechseln, ohne eine zusätzliche pädagogische Ausbildung absolvieren zu müssen. Welche Fächer hast du unterrichtet? Ich bin als Juristin in die Schule gekommen und habe die juristischen Fächer - Politische Bildung und Recht sowie Volkswirtschaft - in der HAK und in der HAS unterrichtet. Als vor einigen Jahren ein Mangel an Kaufleuten an unserer Schule geherrscht hat, habe ich auch Stunden in Wirtschaftsfächern übernehmen dürfen, aber nur für kurze Zeit … Die Buchhaltung ist mein absolutes Steckenpferd! … Da die Stunden in den kaufmännischen Fächern dann aber wieder knapper geworden sind, war es mir erst im vergangenen Schuljahr, als ich den Klassenvorstand in der 1AK übernommen habe, wieder möglich, ein Wirtschaftsfach zu unterrichten. Es hat mir sehr gefallen, einmal andere Fächer zu unterrichten! Im Recht ändert sich nicht viel, in Volkswirtschaft schon, aber die kaufmännischen Fächer waren eine willkommene Abwechslung für mich. Deine Klasse ist ja mittlerweile im zweiten Jahrgang und ich weiß, dass die Schülerinnen und Schüler es sehr bedauern, dass du in den Ruhestand gehst. Was bedeutet es für dich, Klassenvorstand zu sein? Ich durfte vor meiner jetzigen Klasse erst einmal für ein halbes Jahr interimistisch einen Klassenvorstand übernehmen. Ich bedaure es jetzt schon sehr, dass ich das früher nie werden konnte, weil meine Fächer dafür nicht gepasst haben. Jetzt Klassenvorstand zu sein, in meiner 2AK, war das Beste, was mir passieren konnte. Ich empfinde es als eine sehr ehrenvolle Aufgabe und es tut mir leid, dass ich es nicht schön früher geworden bin … Wichtig ist mir an dieser Stelle zu sagen, dass ich insgesamt als Lehrerin aber nicht unglücklich war, das möchte ich unbedingt festhalten. Das heißt, dass du es nicht bereust, in den Schuldienst gegangen zu sein und dass du sagen kannst, dass die Schule der richtige Platz für dich war. Ja, absolut der richtige Platz. Aus heutiger Sicht bin ich heilfroh, dass ich nicht Rechtsanwältin geworden bin. Ich habe alles wahnsinnig genossen, das Unterrichten, aber natürlich auch alles andere. Der Beruf als Lehrerin bringt viel Lebensqualität mit sich, er ist optimal für die Familie, ich habe es extrem genossen, die Ferien mit meinen Kindern verbringen zu können, neben dem Beruf auch Mutter sein zu können. Ich habe es nie vermisst, nicht in einen Karrieretrott hineingekommen zu sein, wie vielleicht als Anwältin oder Juristin. Wenn du auf deine lange Zeit an der Schule zurückblickst: Haben sich die Schülerinnen und Schüler im Lauf der Zeit verändert? Meine Schüler haben mir sehr viel Kraft gegeben, sie sind die Quelle der Zufriedenheit mit meinem Beruf. Ich habe sie immer gemocht und habe sie heute noch gern. Was heutzutage etwas anders im Vergleich zu früher ist, ist die Tatsache, dass ich früher den Schülerinnen und Schülern mehr zumuten durfte, Stoff intensiver erarbeiten konnte. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass heute generell höhere Anforderungen an Jugendliche gestellt werden, sie vielschichtiger beeinflusst werden und insgesamt mit mehr Dingen beschäftigt sind. Gleich geblieben ist auf jeden Fall, dass es viele interessierte Schülerinnen und Schüler an unserer Schule gibt … Spezielle Erlebnisse sind für mich immer die Augenblicke, wenn ich Absolventinnen oder Absolventen treffe, die mir dann sagen, dass sie Jus studieren. Oder es kommt bei einer meiner Exkursionen ins Gericht die Richterin auf mich zu und sagt: „Grüß Gott, Frau Professor!“ Da denke ich mir dann, Gedanken zur Pensionierung Ingrid Felbermayer Ingrid Felbermayer
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