33. Jahresbericht HAK Steyr 2020/21

42 #sprachenvielfalt Freewriting - schreib dir die seele frei! Was ich immer schon sagen wollte ... Einfach drauf Losschreiben heißt es beim Freewriting, und dann so lange schreiben, bis der Wecker nach zehn Minuten klingelt oder die Hand abfällt. Hier zwei Texte der 3BK, die bei dieser Methode des Kreativen Schreibens zum Thema „Was ich immer schon sagen wollte“ entstanden sind. Prof. Gabriele Peham Was ich immer schon sagen wollte … Politische Einstellungen sind mir sehr wichtig, meine Person interessiert sich sehr für politische Sachverhalte und frühe politische Orientierung schon im Jugendalter… Jan Böhmermann, SPD, SPÖ oder die allgemeine Sozialdemokratie sind beispielsweise meine Orientierungspunkte, ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas stört mich daran, andere vor allem politisch nach rechts tendierende Denkweisen zu tolerieren bzw. in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen, naja Pro und Contra sind durchaus für oder gegen menschenunwürdige Verhältnisse vorhanden, gerade in dieser Zeit, wo man ja doch hoffen mag, jeder Mensch hätte Recht auf freies Leben in Sicherheit und Geborgenheit. Satire beziehungsweise Schmähkritiken sind für mich essenziell und unterhalten mich unter anderem auch in meiner Freizeit, ein gutes Beispiel wäre der deutsche Satiriker Jan Böhmermann mit seiner Show „ZDF Magazin Royale“, in welcher er verschiedenste rechtsradikale oder anderweitige ethnisch nicht vertretbare Sachverhalte auf eine meist höllisch lustige, aber auch gleichzeitig satirische und provokante Weise beleuchtet, wobei ein gutes Beispiel das an den türkischen Staatspräsidenten gerichtete Schmähgedicht wäre, welches ein verhältnismäßig großes Medienecho auslöste und ihm große Probleme einbrachte. Mein Vater ist Polizist, ich bin sozusagen ein Polizistensohn, zufälligerweise ist Böhmermann auch unter dem Synonym „POL1Z1STENS0HN“ oder auch „Blasserdünnerjunge“ bekannt. Unter diesen zwei Namen schreibt er Lieder, die sich gegen Polizeigewalt, scharmlosen Macht- bzw. Amtsmissbrauch oder aber auch gegen die Ibiza-Affäre richten „… leg du mal scharfe Bitches flach ich schmeiß lieber Regierung um, ich spiel nicht mit dem Feuer ich fackle nur nicht lang und zünde was verbrennen muss nur mit meinen Gedanken an“1. Ich habe so das Gefühl, meinem Vater gefällt es eher nicht, dass ich so über Polizisten denke, was ich ehrlich gesagt auch gar nicht tue, zumindest nicht bei den meisten, doch die politische Orientierung Richtung sozialdemokratischer Denkweise lasse ich mir nicht mehr nehmen …“ Du glaubst du bist schlau, ich weiß ich bin dumm“1. Fabian Holzner, 3BK Was ich immer schon sagen wollte ... … ist, dass ich diese Welt und das Ganze, was gerade passiert, nicht mehr ertrage. Ich möchte nicht mehr in einer Gesellschaft leben, in der man diskriminiert wird, wenn man eine andere Herkunft oder Hautfarbe hat oder sich als ein anderes Geschlecht identifiziert. Man ist nicht anders. Man ist man selbst. Nur andere wollen es nicht einsehen und schließen diese Menschen aus. Auch der ganze Dreck mit Coronapandemie etc. geht mir schon langsam auf die Nerven. Ich bin 17 Jahre alt. Dieses Jahr werde ich 18. Und wenn mich einer fragen würde, ob meine Jugend schön war, würde ich die Antwort: „Nein“ mit 100 Rufzeichen geben. Ich darf verdammt nochmal nicht in eine Bar, um etwas zu trinken oder mich mit meinen Freundinnen in einem Park treffen. Was soll hier schön sein? Ach egal, Hauptsache wir haben Bildung. Der größte Bullshit überhaupt. Okay, wir gehen zwar in die Schule und dafür bin ich echt dankbar, aber die Schule bereitet uns nicht auf die wirklich reale Welt vor. Was soll ich in der echten Welt mit einer Gedichtanalyse oder mit Hyperbeln bitte anfangen. Die Schule ist der Grund, warum ich nachts in meinem Bett weine und an Depressionen leide. Die Schule ist der Grund, wieso ich eine unreine Haut bekomme und mir von jedem anhören muss, dass ich so viel Freizeit habe, weil ich ja sowieso „nur“ in die Schule gehe. Meine Jugend verbringe ich die meiste Zeit am PC oder mit Lernen. Sie geben uns zwei Monate frei und dann geht’s wieder los. Ja toll, danke. Egal, jetzt fällt mir nichts ein und ich sitze hier und überlege, was ich als nächstes schreibe. Vor der Pandemie war mein Leben zwar besser und ich war ein viel glücklicher Mensch, aber was ich durch Corona gelernt habe, ist, dass wir Menschen egoistische und undankbare Lebewesen sind. Wir wissen gar nicht, wie gut es uns hier geht. Alleine die armen Kinder in Palästina, die jeden Tag dafür kämpfen müssen, um nicht aus ihren eigenen Häusern rausgezogen zu werden, genügen, um zu zeigen, wie egoistisch wir sind. Schülerin, 3BK 1 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=uKvagNrhWuA; 2:32 min – 2:37 min

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