33. Jahresbericht HAK Steyr 2020/21

40 #sprachenvielfalt Nachdem er einen Blick aus dem Fenster wagte und niemanden sah, griff er wiederum zu seinem Handy und wählte den Notruf. Keine Antwort. Was sollte er tun? Wie sollte es weitergehen? Was war passiert und wo waren die ganzen Menschen hingekommen? Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Er fand keine Antworten. Diese Stille zermürbte ihn. Nachdenklich saß er in seinem Wohnzimmer. Ständig blickte er auf seine Wanduhr. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. „Wenn ich das alles nur träume?“, fragte er sich. Er beschloss sich in sein Auto zu setzen und eine Runde zu drehen. Er fuhr Richtung Innenstadt. Keine Menschenseele begegnete ihm, keine Tauben auf den Dächern, kein Stau. Wie sehr hätte er sich diesen jetzt gewünscht. Gedankenverloren querte er eine Kreuzung bei Rot. „Egal“, dachte er sich. Wer sollte ihn strafen? Mit all seinen unbeantworteten Fragen kehrte er nach Hause zurück. Seit er realisiert hatte, dass er scheinbar der einzige Lebende in der Stadt war, waren erst drei Stunden vergangen.Zu Essen hatte er noch genügend im Kühlschrank und wenn er die Vorräte aufgebraucht haben würde, könnte er ja die ganzen Geschäfte in der Stadt ausplündern.„Wäre ja legitim“, dachte er sich. Ein Lächeln kam ihm über die Lippen. Nicht wissend, wie es weitergehen sollte, machte er sich übers Essen Gedanken. Kommen die anderen wieder zurück und wo waren sie? Seine vielen Fragen, auf die er keine Antworten bekam, zermürbten ihn. Er konnte nicht einschlafen, deshalb begann er Streichhölzer zu zählen. Irgendwann schlief er doch ein. Am Morgen wachte er auf. In der Hoffnung, dass alles wieder beim Alten wäre, machte er sich nach dem Frühstück auf den Weg zur Arbeit. Aber es war alles unverändert. Keine Menschen auf der Straße und der Bus kam auch nicht. Gesenkten Hauptes begab er sich wieder in seine vier Wände. Die Tage verbrachte er mit Malen und Selbstgesprächen. Jeden Tag schrieb er sich das Datum auf, um den Überblick nicht zu verlieren. Seine Tagesabläufe dokumentierte er in einem Tagebuch. Nach Wochen der Einsamkeit, schon von Suizidgedanken geplagt, wachte er mitten in der Nacht auf. Ein lautes Geräusch hatte ihn geweckt. Das Radio hatte sich eingeschaltet. Der Computer fuhr hoch. Fassungslos rannte er zum Fenster und starrte auf die Straße. Menschen, Autos! Er hatte über Nacht sein altes Leben wieder zurück. Das war die „Arbeit der Nacht“, dachte er sich. Tobias Schmidt, 2/3A eine Textfortsetzung von Thomas Glavinics Werk „Die Arbeit der Nacht“ Die Arbeit der Nacht. Tobias Schmidt. 2A. *Ding* Kurzgeschichte Ich schreckte aus dem Schlaf hoch. Was war das? Gerade lag ich noch in einer Blumenwiese mit meiner Geliebten. Um uns flogen Schmetterlinge und Einhörner grasten friedlich auf der Weide. Wir waren umgeben von einer lieblichen Musik, die der eines Liebesfilm-Soundtracks ähnelte. Ich fühlte pures Glück und war absolut sorgenfrei. Doch dann war da dieses schrille Geräusch, das mich aus dem Schlaf riss. Um mich war es dunkel. Ich lag allein in meinem Schlafzimmer und fühlte mich ziemlich verlassen. Wo sind die Einhörner und die vielen Schmetterlinge? Das Geräusch lag noch in meinen Ohren und wollte einfach nicht verschwinden. Es war wie ein Weckruf, der mich zurück in die Realität holte und mir klar machte, was gerade geschah. Wir schreiben das Jahr 2020 oder wie ich es nenne „Der Anfang vom Ende“. Zuviel war bereits passiert. In Australien brachen Feuer aus und töteten Wildtiere. Die Erde wurde immer wärmer und war dabei, zerstört zu werden. Institutioneller Rassismus war noch immer ein reales Problem und wurde von vielen totgeschwiegen und Trump wurde erneut gewählt (Prophezeiung meinerseits – Stand Juni 2020). Zu guter Letzt befanden wir uns auch noch in einer weltweiten Pandemie, die für viel Leid und Tod sorgte. Dennoch gab es da draußen Menschen, die behaupteten, alles sei eine Lüge und existiere nicht. Oder Leute, die dachten, sie könnten mit heilsamem Singen alle Krankheiten abwenden. Wo aber kam dieses Geräusch her? Ich versuchte mich zu orientieren, doch die Dunkelheit erschwerte das. Langsam tastete ich im Dunkeln umher, auf der Suche nach meinem Mobiltelefon. Als ich es ergriff und einschaltete, erschrak ich. Das Licht blendete meine Augen und nahm mir für einen kurzen Moment meinen Sehsinn. Es war acht Uhr morgens. Was war dieses *Ding* also? Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, zuckte ich erneut zusammen. Auf dem Handy war eine neue Nachricht. Ich las sie mir leise vor: „Neue Aufgabe. Arbeitsauftrag 3 – Kosten und Preistheorie. Abgabe 19. Mai 2020.“ Ich fühlte mich kraftlos, doch ich war gerade erst aufgewacht. Gestern war ich wieder stundenlang am Schreibtisch gesessen und habe Aufgaben erledigt. Jetzt geht das Ganze also wieder von vorne los. Es fühlt sich an wie ein Kreis, der nie zu enden scheint. Wie kann es sein, dass da draußen Menschen sterben und meine größte Sorge die rechtzeitige Abgabe von Hausaufgaben war? Sarah M. Leitgeb, 7/8A

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