33. Jahresbericht HAK Steyr 2020/21

11 #persönlichkeiten Lassen sie mich zu beginn ganz ehrlich sein: ich finde das nicht in ordnung. das geht mir jetzt zwar mit vielen formellen dingen im schulbetrieb so und es fragt mich ja auch keiner. aber dass gernot kargl einfach so in den ruhestand gehen darf, geht einfach gar nicht. da müsste man doch viel mehr differenzieren in zeiten wie diesen. abklären, ob der pensions-kandidat eh hoffentlich ausgelaugt genug ist für ruhestand. ob er wirklich auch 65 jahre alt ist oder das nicht nur mittels einer heutzutage ja echt schnell gefakten geburtsurkunde vorgibt. ob er gefälligst eh seine aktuelle lage bis zum pensionsantritt den kolleg*innen mindestens ein jahr vorher schon täglich auf aug und ohr gedrückt hat gemeinsam mit der aussage, dass er eh viel lieber draußen als drinnen wäre, im schulgebäude. ob er eh hoffentlich nicht mehr genügend empathie für seine schüler*innen aufzubringen im stande ist. ob seine schüler*innen gefälligst eh froh sind, wenn da ein neuer wind weht in ihrem unterricht. zumindest müsste man aber sicherstellen, dass nach seinem abgang die arge eh immer noch annähernd geschlechts-paritätisch aufgestellt ist. jetzt weiß ich schon, authentizität ist nicht primär gefragt in diesem land, weil sonst würde nicht alle 10 jahre eine buberl-partie auftauchen, die dann eine gewisse zeit lang regierung spielen darf. aber bei gernot kargl zahlt sich ein blick auf die substanz aus. #ausgelaugt: dafür hätte er wohl jeden grund mit den physischen troubles der letzten jahre: aber wissen sie, was? genau wie der, für den ich vor 2 elendig langen jahren etwas ähnliches verfasst habe, vermittelt er das gefühl, dass er gar nicht in pension gehen mag: gut, er hat mein angebot abgelehnt, einen antrag auf weiterbeschäftigung für ihn zu formulieren, das schon. aber im gegensatz zu fast allen, die unsere schule nach verdienstvoller tätigkeit verlassen haben, könnte er sich vorstellen, weiterzutun. #geburtsurkunde: ich gebe ja zu, gegen dieses faktum komme ich fakten-basiert nicht an. aber erstens scheint das faktenbasierte gar nicht so wichtig zu sein heutzutage und zweitens sind zweifel schon angebracht bei jemandem, der nick cave, catastrophy and cure, legendäre weihnachtsvideos, element of crime und so viele andere götter des rock’n’rolls liebt. logisch wäre bei zu pensionierenden vielleicht gabalier als musikalischer lebensbegleiter: bei ihm ist es bob dylan. noch fragen? wenn man da noch zweifel am wirklichen biologischen hat, bleibt einem echt nur der alu-hut – da der aber von sich erhöhenden dumpfbacken besetzt ist, ist er für die meisten lehrer ohnehin nicht erreichbar. #empathie: jetzt bin ich auch schon irgendwie so 50 und weiß, dass es nicht einfach ist, die brücke zu den schüler*innen immer ganz offen zu halten. immer auf der suche nach role-models in den essentiellen bereichen des lehrerdaseins bin ich diesbezüglich vor vielen jahren aber bei gernot kargl fündig geworden: ich kenne kaum jemanden (außerhalb der ganz kleinen schani-gruppe jedenfalls), der seinen beruf ähnlich menschenfreundlich interpretiert hat. nicht naiv, sondern so, wie er in pädagogischer sicht wohl umzusetzen ist: da sitzt mir ein junger mensch gegenüber - und mein job ist es, diesem menschen weiterzuhelfen, ihn auf seine zukunft vorzubereiten: wenn er*sie will, dann helfe ich, wenn nicht, dann bemühe ich mich, dass ihm*ihr die entscheidung dagegen schwer fällt. ich habe alles diesbezüglich notwendige von gernot kargl gelernt. ich bin dankbar dafür und ich zehre davon noch heute. #neuer wind: dass sie nicht froh sind, die schüler*innen, dass gernot kargl glaubt, 65 zu sein und pensioniert werden zu müssen, ist wohl am besten anhand einer kleinen distance-learning-anektote erklärt: „2 truths and a lie“ war der aufwärm-auftrag an die schüler*innen, und gernot ging im teams-chat mit privatem beispiel voran: [12.11.20 11:46] Kargl Gernot: I‘ve been married for 30 years ​[12.11.20 11:46] Kargl Gernot: Mr. Kronsteiner is my favourite teacher ​[12.11.20 11:46] Kargl Gernot: I will retire in June 2021 ich glaubte aus nachvollziehbaren gründen ja, die lüge sofort erkannt zu haben: als er aber vor meiner klasse offenbarte, dass „June 2021“ die lüge war, weil „February 2021“ stimmte…: sie können sich nicht vorstellen, wie laut das sich selbst bemitleidende gejohle meiner klasse war. sogar lauter als das die ungehobelt unmusikalische version desselben gejohles, das dann zu ehren meines 50ers folgte auf ms-teams. aus gründen erspare ich ihnen das jetzt. Gernot Kargl Gedanken zur Pensionierung eine seiner leidenschaften: musik

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