Handelsakademie für Berufstätige Kostenlose individuelle Weiterbildung neu besetzt worden und der Schichtdienst wieder meine einzige Alternative. Nun war guter Rat teuer. Arbeitslosigkeit: nicht finanzierbar; Schichtbetrieb: Vollzeit – unzumutbar; wieder zurück in den Einzelhandel: nicht mein Traum . . . So schlug mir mein Mann, welcher selbst vor einigen Jahren die HTL in Linz berufsbegleitend absolviert hatte, eine »ordentliche« Ausbildung vor und ich entschied mich voll Motivation und Vorfreude für die HAKB in Steyr. Die Anfangseuphorie hat sich leider schnell in Wehmut, Sorge und die fortwährende Frage nach der Richtigkeit meiner Entscheidung verwandelt. Leider hat mich dieses Gefühl lange nicht wieder losgelassen, war ich doch schon am ersten Schultag mit schlechtem Gewissen meiner Familie gegenüber und mit Tränen in den Augen, Bauchschmerzen und dem Drang gleich wieder umzudrehen nach Steyr gefahren. Aber am Eröffnungsabend fühlte ich mich herzlich willkommen geheißen und wusste, hier bin ich richtig. Nach anfangs mühseligen Lernstunden bekam ich ein tolles Zeugnis. [Hätte ich es unterschreiben lassen müssen, hätten meine zuvor so skeptischen Eltern bestimmt darüber diskutiert, wer es unterschreiben darf.] Nun beende ich in einigen Wochen das 2. Semester und ich habe mehr denn je das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Auch Pessimisten eines Besseren belehrt zu haben, was ich (man) alles schaffen kann, freut mich besonders. Michaela Straßer, 7/8A: Schule und Kind - wie schafft „frau“ das? Es ist ein wunderschöner Moment, wenn ein Baby das Licht der Welt erblickt. Die ersten Momente, die Kennenlernzeit, der Geruch – Momente, die mit so viel Glück und Liebe verbunden sind, dass man dieses Gefühl gar nicht mit Worten beschreiben kann. Durch das Ankommen des kleinen Schatzes wird aber auch das komplette Leben von Mama und Papa auf den Kopf gestellt. Alles dreht sich um das Baby und der Tagesablauf verändert sich zu 100 Prozent. Auch in der HAK für Berufstätige ist es immer wieder ein schöner Moment, wenn Mamas, die sich die letzten Monate mit einem riesigen Bauch die Stiegen hinaufgerollt haben, zum ersten Mal mit dem kleinen Schatz in die Schule kommen und man nach so langem Warten das kleine Wesen begrüßen darf. Da es schon einige Babys bei uns in der HAK für Berufstätige gibt, kennen viele die Situation, dass Babys am Unterricht teilnehmen oder der frischgebackene Papa den Gang für ausgedehnte Spaziergänge mit dem Kinderwagen nutzt, während die Mama versucht, sich zu konzentrieren. Aber nicht nur der Schulalltag verändert sich, auch zu Hause verändert sich so ziemlich alles. Dinge wie Windeln wechseln, Brei bzw. Essen zubereiten, spazieren gehen, Bücher vorlesen und Spiele spielen bestimmen den Alltag. Zwischendurch versucht man noch ein bisschen Haus- und Gartenarbeit zu erledigen und am Abend ist man entweder in der Schule oder todmüde zu Hause. Aber wo bleibt da noch Zeit zum Lernen? Oft hört man Fragen wie „Wie schaffst du das?“ oder „Wann hast du denn die Zeit dafür?“. Sicherlich ist es sehr anstrengend, den ganzen Tag für ein Kind da zu sein und nebenbei für die Schule zu lernen, aber es geht, irgendwie geht es. Es geht, weil die ProfessorenInnen eine große Unterstützung sind. Weil sie kein Problem damit haben, wenn Babys am Unterricht teilnehmen, auch wenn sie mit ihnen „Guckuck Tschatscha“ spielen und die ganze Klasse abgelenkt ist. Weil sie kein Problem damit haben, wenn man kurz den Unterricht verlässt, um Hungersnöte oder Geschenkpackungen in der Hose zu beseitigen. Es geht, weil Klassenkameraden tolerant und unterstützend sind, sich auch mal um die Bespaßung des Babys kümmern und bei Terminplanungen Rücksicht nehmen. Es geht aber auch, weil alle Mamas von uns super Papas haben, die den Abend mit den Kleinen meistern bzw. extra Spazierrunden einlegen, damit wir ein bisschen Zeit zum Lernen haben. Und zu guter Letzt geht es auch, weil wir durchhalten, flexibel sind, ein Ziel vor Augen haben und den Teil, den wir nicht schaffen, meistens in der Nacht erledigen, auch wenn wir müde sind und keine Lust mehr dazu haben. Ich wünsche allen Mamas in der HAK für Berufstätige alles Gute und die Kraft durchzuhalten. Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich kann euch sagen, es zahlt sich aus. Ich kann euch aber auch sagen, dass ich mich schon freue, wenn die Matura geschafft ist und ich endlich wieder zu einer normalen Zeit ins Bett gehen kann. Praxis und Karriere 27
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