wohltuendes Klima gegenseitiger Wertschätzung und respektvollen Miteinanders“. Wolfgang wird wissen, wovon er spricht. Der 38-Jahre-Vergleich macht ihn offenbar sicher. Uns wird er jedenfalls als einer in Erinnerung bleiben, der zu diesem Klima viel beigetragen hat. Ich sehe unseren Wolfgang am 11.7.2016, an seinem letzten Arbeitstag nämlich, sich auf sein Fahrrad schwingen und zufrieden und mit seinem Lehrerleben im Reinen von unserer HAK Abschied nehmen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ihn dabei trotzdem die Worte des von ihm sehr geschätzten Autors Arthur Schnitzler begleiten: „Ein Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange darauf freut.“ Lieber Wolfgang, ich bedanke mich im Namen des gesamten Lehrkörpers für die Wonne, dich als Kollegen gehabt haben zu dürfen. Wir alle wünschen dir viel Zukunft bei deinen vielen Freuden, dem Radfahren, den Schitouren, der Literatur, dem Segeln und am meisten natürlich mit und in deiner Familie. Harald Gundacker Wolfgang Cermak Ein Junglehrer geht in Pension Als mir Wolfgang Cermak vor einigen Wochen zwischen Tür und Angel offenbarte, dass er mit Schuljahresende in Pension gehen würde, kostete mich das eine sehr lange Schrecksekunde. Konnte das wahr sein, einer unserer jugendlichsten und agilsten Kollegen sollte pensionsreif sein? Nun ist es aber doch Gewissheit, Wolfgang wird aus unserem Lehrkörper ausscheiden. Wolfgang Cermak kam 1977 an die Handelsakademie/Handelsschule Steyr, damals noch unter Direktor Josef Pichler. Nach acht Jahren Lehrtätigkeit in den Fächern Deutsch und Englisch verabschiedete er sich für drei Jahre in die Schweiz, um an der Hochschule St. Gallen erfolgreich „Betriebswirtschaft“ zu studieren. Ab 1988 war er dann wieder an unserer Schule tätig, bereichert mit einem ökonomischen Überbau, der gemeinsam mit seinem humanistischen Unterbau jene pädagogische Mixtur erzeugte, von der Tausende unsere Schüler profitieren sollten - und profitiert haben. Wann immer man auf Schüler stößt, die Wolfgang als Lehrer gehabt haben, versichern sie, bei Herrn Professor Cermak „wirklich etwas gelernt“ zu haben. Dieser Widerhall war immer ganz im Sinne Wolfgangs, denn „Vermittlung“ war sein pädagogisches Ethos. Er hätte sie im Zweifelsfall sogar der Beliebtheit vorgezogen. Wolfgangs zentrale Motivation war, den Schülerinnen und Schülern ein „gediegenes Marschgepäck“ (Markus Werner) mitzugeben, seinen legendären „Klett – Grund- und Aufbauwortschatz“ haben viele seiner Maturanten wahrscheinlich noch immer unter dem Kopfpolster liegen. Gleichzeitig stand Wolfgang jeder Art von Innovation grundsätzlich unvoreingenommen gegenüber. Er schien sich nur stets den Luxus zu leisten, gelassen danach zu fragen, was genau den jeweiligen pädagogischen Aufwand lohne. Ich erinnere mich an Wolfgangs Idealismus im „Marketing-Journalismus-Medien“ Zweig und an seinen Enthusiasmus bei den „Mediengesprächen“, an sein Engagement für die vielen Schülerinnen und Schüler, die mit ihm im Sommer nach Kettering/Ohio reisen durften. Immer und überall hat er Unternehmungen und Projekte mit seiner liebenswürdigen, ja im besten Sinne des Wortes intellektuellen Art bereichert. Was wird ihm in seinem langen Lehrerleben wohl so viel Kraft gegeben haben? Seine große Familie, seine Sportlichkeit, sein nimmermüdes Interesse an allem Weltläufigen? Vielleicht von allem etwas – ich kann nur neidlos rätseln. Ein großes Vorbild war mir Wolfgang jedenfalls immer! Wolfgang verlässt unserer Schule mit einem, wie er resümierend sagt, lachenden und einem weinenden Auge. Mit einem lachenden, weil er die „überbordende Bürokratisierung und Formalisierung des Lehrerberufs“ nun nicht mehr mittragen müsse, die schließlich erst beweisen müsse, ob sie halte, was sie so wortreich verspräche. Mit einem weinenden, weil er unser gutes Betriebsklima - „besonders während der letzten Jahre“ - sehr schätzen gelernt hatte: „kaum Gruppenbildung, kaum Intrigen und Eifersüchteleien, ein 8 Pensionierung
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