28. Jahresbericht HAK Steyr 2015/16

Professor Gundacker gewinnt Unisono-Preis Ohne Kreativität gibt es keine Innovation! Ich habe selten jemanden kennen gelernt, der gar keinen Zugang zur Musik findet“, sagt einer, der sich damit beschäftigt hat, Prof. Harald Gundacker. Er hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren an der Anton-Bruckner-Privatuniversität „Musikvermittlung“ studiert und ist im April dieses Jahres mit dem UNIsono-Preis ausgezeichnet worden. Im Interview erzählt der Deutsch- und Geschichte-Lehrer, was ihn an Musik so fasziniert. Wofür genau wurde dir der Unisono-Preis verliehen? Prämiert wurde meine Masterarbeit, die ich im Rahmen meines (postgradualen) Studiums verfasst habe. Ich habe mich in dieser mit dem „Schreiben zu Musik“ auseinandergesetzt, ein wissenschaftlich noch recht unbeackertes Feld, von dem ich wusste, dass ich es auch im Unterricht nützen könnte. Du bist inzwischen Magister, Doktor und jetzt auch „Master of Arts“. Was fasziniert dich am Uni-Leben? Ich bin einfach begeistert vom Phänomen „Lernen“ und „Lehren“. Ich glaube überhaupt, dass Lernen und Lehren in erster Linie mit Begeisterung zu tun haben müssen. Wenn die verloren geht oder erst gar nicht geweckt werden konnte, befindet man sich im pädagogischen Ödland. Für mich war es jedenfalls sehr faszinierend, wieder einmal anderen zuzuschauen, wie sie es anstellen, einen für eine Sache zu interessieren. Wie kommst du als Deutsch- und Geschichtelehrer zu einem musik-affinen Studium? Es war für mich immer ein Wunschtraum, einmal an einer Kunst-Uni studieren zu können. Ich habe an einem Musikgymnasium maturiert, viele meiner Freunde sind Musiker. Was mich an der „Musikvermittlung“ angesprochen hat, war die Tatsache, dass ich in diesem Studium auch viele allgemeine Kulturaspekte kennen lernen würde, wie z. B. Kulturmarketing, Kulturmanagement etc. Wie möchtest du bei Jugendlichen im Rahmen des Unterrichts das Interesse an Musik bzw. Kultur allgemein wecken? Mir geht es darum, einerseits meine eigene Begeisterung wach zu halten und diese andererseits nach Möglichkeit überspringen zu lassen. Voriges Jahr habe ich mit einer Klasse – der damaligen 1 EK – in der Landesmusikschule Steyr einen Schreibworkshop zu Live-Musik veranstaltet. Die SchülerInnen dabei zu beo- bachten, wie sie zu verschiedenen Musikstilen hochkreative Texte verfassen und dabei wirklich intensiv mitgehen, war ein herrliches Erlebnis - und zwar für alle. Interesse an und für Musik ist ja nicht unbedingt an ein Instrument gebunden. Die Musik ist da eine eigentlich recht „barrierefreie“ Kunstform. Musstest auch du im Rahmen deines Studiums Offenheit beweisen? Ja, natürlich, da war viel Selbsterfahrung dabei. Wir sollten und mussten immer alles selber ausprobieren, Opernarien umschreiben, mit Senioren arbeiten. Einmal hatten wir eine Partitur mit Legosteinen nachzubauen. Aber auch mit Techno hatte ich mich zu beschäftigen, eine Musikrichtung, der ich recht skeptisch gegenüber gestanden bin. Man sollte aber nicht glauben, wie viele Parallelen es da etwa zur Barockmusik gibt. Ist in unserer hochtechnisierten Zeit überhaupt noch Platz für Kultur? Die Kulturnation Österreich besteht bald nur noch auf dem Papier. Noch dazu vernachlässigen wir in dem Bereich die Jugend schändlich. Das ist sehr kurzsichtig, denn es gibt schließlich keine erfolgreiche Wirtschaftsnation, die nicht auch Kulturnation ist. Innovation hat immer auch mit Kreativität zu tun; ohne Theater, ohne Musik, ohne Malerei gibt es kein Silicon Valley. Wir aber verbeißen uns in Vereinheitlichung, Vergleichbarkeit und dürften bei Prüfungen keine „Fragen“ mehr stellen? Ich jedenfalls kenne keinen erfolgreichen Menschen, der sich damit zufrieden gegeben hätte, „Operatoren“ abzuhaken. Kurzum: Das ist mir beim Hinausgrasen aus der Schule wieder verstärkt bewusst geworden. Mag. Eva Garstenauer Kultur 47 Mag. Dr. Harald Gundacker MA übernimmt seine Auszeichnung.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2