Beispiel Janja Pavic, eine kreative und quirlige Schülerin mit einem sympathischen Lächeln erzählt von ihrer Familie, die vor fast 20 Jahren von Kroatien nach Österreich wegen des Krieges in Ex-Jugoslawien flüchten musste. Eine ganz andere Geschichte wird uns von Zi Huang geschildert, der einst als Straßenjunge in China lebte. Seine Flucht trieb ihn quer über den Kontinent bis nach Europa und schließlich nach Österreich, wo er Asyl bekam und anfing, Deutsch zu lernen. Heute ist er Lehrling im Restaurant Orangerie im Schlosspark. Flüchtlingsbetreuerin Angela Meyer erzählt uns, dass es für die Asylanten immer sehr belastend sei, wenn sie bei uns nicht arbeiten dürfen. Oft sei es das erste, nach dem sie sich erkundigen, sobald sie um Asyl anfragen. Bettina Perner, die bei der Flüchtlingshilfe Linz und im Integrationszentrum Paraplü in Steyr tätig ist, berichtet uns von Asylwerbern, die keinen Kontakt mehr zu ihren Familien in Syrien oder Afghanistan haben und die hoffen, bald wieder in ihr Land zurückkehren zu können. Nach mehreren spannenden Stunden schlagen wir die „Bücher“ wieder zu und fragen uns, was mit all den anderen vor den Kopf gestoßenen Seelen passiert ist, die flüchten mussten – aus welchen Gründen auch immer. Ob deren Geschichten wohl schon zu Ende geschrieben sind oder ob sie noch weitergehen … Anna Kindlmann, 4DEK 42 Kultur Im Oktober dieses Schuljahres wurde unsere Schulbücherei für einige Stunden zu einer „Living Library“. Ein Konzept, das sich hervorragend für Themen eignet, die viele Vorurteile und Diskriminierungen hervorrufen. Dabei lässt man sich von Menschen Geschichten erzählen, genauso als würde man ein Buch lesen. An diesem „Living Library“-Tag ließen wir uns Geschichten über ein Thema erzählen, worüber noch lange nicht genug Gras gewachsen ist: die Flüchtlingsproblematik. Das darauffolgende Problem daran ist nämlich, dass es Menschenmengen auseinanderspaltet. Da gibt es welche, die Mauern aufziehen, andere, die mit Willkommensschildern wedeln, manche, denen es die Sprache verschlagen hat und viele, deren Sprache nur mehr durch Lautstärke geprägt ist. So wollten wir uns ein eigenes Bild machen, und „entlehnten“ uns dabei einige, vor allem sehr unterschiedliche „Bücher“, die genau wie wir, zurzeit in dieser Schule einen Platz im Regal haben. „Wenn in eurem Land Krieg wäre, und eure Existenz in Gefahr wäre, würdet ihr auch flüchten“, sagt uns Hamid Popalzay, der vor 2 Jahren mit seiner Familie in Österreich angekommen ist und zurzeit die HAS besucht. Eine kriegsbedingte Flucht, so wird uns erzählt, kann man sich aber keineswegs als einen bequemen Flug ins nächste Land vorstellen. Während der Flucht waren sie oft wochenlang abseits der Straßen nur zu Fuß unterwegs, schliefen tagsüber im Wald, um nicht entdeckt zu werden, weil man sonst Gefahr lief, wieder in den Fängen dieses Krieges gefangen zu sein.„Habt ihr eigentlich mit vielen Vorurteilen zu kämpfen?“, fragen wir Hojat Ahmadi.„Manchmal schon, aber wenn wir Schimpfwörter gesagt bekommen, lachen wir denjenigen einfach aus. Letztendlich ist es doch egal, an welche Religion du glaubst, welche Hautfarbe du hast, woher du kommst - wir sind trotzdem alle gleich. Mir hat einmal jemand gesagt: Sieh dir deine Hand an, keiner deiner Finger sieht gleich aus, aber es sind trotzdem alles Finger. Genauso ist es mit uns Menschen auch.“ Wir – Christina Grasserbauer, Klara Mayr, Daniel Peischl, Katharina Reisinger, Lukas Rosner, Marie Schnadenauer und ich – schlagen noch andere „Bücher“ auf: Zum Bücher erwachen zum Leben Kein Finger ist gleich, genau wie wir Menschen Ein Gruppenbild mit Prof. Dorfer und unseren lebenden Büchern. Interessante Gespräche wurden geführt
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