27. Jahresbericht HAK Steyr 2014/15

Gleich zwei Schülerinnen unserer Schule zählen zu den Gewinnern des Jugendliteraturpreises „crimeLine Junior“ 2014. Dieser Wettbewerb wird jedes Jahr vom Kulturzentrum Akku veranstaltet und richtet sich an Jugendliche aus der Unter- bzw. Oberstufe. Ausgezeichnet werden bis zu neun Beiträge, wobei diese alle als gleichgut gelten und keine weitere Reihung vorgenommen wird. Anna Kindlmann und Melanie Hofer, beide Schülerinnen der 3DEK, haben bereits zum zweiten Mal gewonnen. „Ziel des Bewerbs ist die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Literatur zu fördern“, sagt Veronika Almer vom Kulturverein Akku, die diesen Literaturpreis ins Leben gerufen hat. Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus den beiden Siegerbeiträgen von unseren Schülerinnen. Unter dem blauen Mond Ich glaube nicht, dass uns jemand gesehen hat. Hierher ist uns bestimmt niemand gefolgt. Ich schluckte das ungute Gefühl hinunter. Konnte es sein, dass ein Scheinwerfer von irgendwo auf mich herabstrahlte? Denn genau so fühlte es sich an. Meine Hände schwitzten, mein Herz pochte viel zu schnell – kurz befürchtete ich, jemand könnte meinen Herzschlag hören. Hast du das gesehen? Ausgezeichnete Krimi-Spezialistinnen Schülerinnen gewinnen Jugendliteraturpreis Ich erschrak. Fast hätte ich mein Glas umgestoßen. Was gesehen? Die Sternschnuppe. Hallo? Erst jetzt fiel mir wieder auf, wo ich eigentlich war. Neben mir auf dem Beifahrersitz saß Jeanette, das Mädchen, das ich vor sechsunddreißig Stunden in der lokalen Bibliothek kennengelernt habe. Ihre Haare waren blau und ihre Lippen glitzerten. Braune Mandelaugen. Knallige Klamotten. Auffällige Piercings. Plateau-Schuhe. Ein Parfum, das nach Zuckerwatte roch. Das Auto, in dem wir saßen, stand auf der Spitze eines Hügels, von dem man über die gesamte Stadt blicken konnte. Es war der zweite Vollmond in diesem Monat – ein blauer Mond. Von draußen konnte man das Zirpen der Grillen hören. Sommerlicher Duft stieg auf wie Dampf und schwamm durch die Fenster. Und? Hast du dir was gewünscht?, quiekte Jeanette. Ich nickte. Dann griff ich nach einer Kühltruhe und holte eine Flasche Wein heraus. Hat sich schon erfüllt, sagte ich, während der Wein in unsere Gläser floss. Als ich Jeanette das erste Mal sah, las sie eine Zeitschrift in der Bibliothek. Ich saß gegenüber von ihr und konnte einen Blick auf die Schlagzeile werfen. DRITTER MORDFALL IN DIESEM JAHR, stand in großen Lettern, so auffällig wie es nur ging, HINWEISE AUF BLAUSÄUREVERGIFTUNG. KEINE SPUR VOM TÄTER. Meine Wangen brannten, meine Hände zitterten sogar. Um nicht aufzufallen, schob ich sie in meine Jackentasche. Dort, wo ich immer noch die Blausäure-Kapseln drin hatte. Ob Jeanette merkte, dass ich sie beobachtete? [ … ] Anna Kindlmann Bis ins Jenseits und noch weiter Es war Mitte Juli, was auch den sehr warmen Regen erklärte, der am Abend grüßen ließ. Und mich hatte es erwischt. Aber ja, egal. Der Regen war ja warm. Die Sonne lachte noch etwas vom Horizont hervor und 46 Kultur ließ alles in einem Gold-Orange erstrahlen. Die Häuser warfen lange Schatten und die Wälder wurden in ein magisches Licht getaucht, bei deren Anblick man fast glauben könnte, dass es so etwas wie Magie wirklich gab. Ich ging also gerade von einer Freundin nach Hause. Sie hatte mich kurzfristig und total hysterisch angerufen und wollte, dass ich sofort zu ihr kam. Sie war meine beste Freundin, was natürlich auch erklärte, warum ich sofort alles stehen und liegen ließ, um sofort zu ihr zu eilen. Der Regen war immer noch sehr warm und das, obwohl die Sonne gerade untergegangen war. Ich bog in die Gasse ein, wo sich meine Wohnung befand. Durch die Dunkelheit wirkte es noch etwas unheimlicher als sonst. Links von mir war der Wohnblock, in dem sich auch meine Wohnung befand, und rechts von mir waren Bäume und vor mir, vor mir lag die Dunkelheit. Der Wohnblock war aus Backstein, der schon langsam von Efeu überwuchert wurde. Ja, es war ein sehr alter Wohnblock, aber ich liebte ja so alte Sachen. Es war niemand mehr draußen. Der warme Wind pfiff durch ein leerstehendes Haus in der Nähe des Waldrandes. Ein Rabe flog vorbei und gab ein letztes Mal ein Krächzen von sich. Eine Hand legte sich um meinen Mund und presste diesen zu. Ich wurde in eine weitere Gasse gezerrt und wusste, dass dies nun mein Ende sein würde. Und das an einem so wundervollen Tag. [ … ] Melanie Hofer Melanie und Anna aus der 3DEK

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