27. Jahresbericht HAK Steyr 2014/15

Friedensinitiative Steyr - Rovereto San benedetto - Begegnung an kriegsschauplätzen Erstmals nahm die HAK Steyr an einem innovativen schul- und länderübergreifenden Friedensprojekt im Zeichen „100 Jahre Erster Weltkrieg zwischen Österreich und Italien“ teil. Vom 9. bis 10. April reisten 50 Schüler und Schülerinnen aus vier Steyrer Schulen in eine der Hauptkampfzonen des 1. Weltkrieges nach Rovereto, um dort 100 italienische SchülerInnen zu treffen. Verantwortlich für diese innovative Idee und für deren Umsetzung waren der Bürgermeister von Steyr (Gerald Hackl) und der Bürgermeister der Partnerstadt San Benedetto del Tronto (Giovanni Gaspari). Beiden ist es ein wirklich großes Anliegen, dass über die Vorgänge des Krieges, die Gräuel und Leiden des Gebirgsfront und die Kriegsfolgen mit Flucht und Zerstörung geredet, aufgeklärt und gearbeitet wird. „Es soll eine Begegnung werden, wo die Jugendlichen erkennen, dass 100 Jahre nach dem Krieg Freundschaft zwischen den ehemaligen Feinden gelebt wird“, so die Stadtväter. Die Steyrer SchülerInnen kamen aus dem Bundesgymnasium, dem Bundesrealgymnasium, der Impulsschule und aus der HAK. Sie wurden von sieben Pädagoginnen begleitet. Schon im Vorfeld bereitete ich die 2EK auf die Begegnung mit den italienischen SchülerInnen vor. Obwohl sie erst im zweiten Jahr als Italienisch-Klasse stehen, schrieben sie Briefe und Ansichtskarten mit der Friedensbotschaft aus der Gegenwart an die italienischen SchülerInnen. Diese Karten – vergrößert und auf Karton aufgezogen – sind das Pendant zu den Feldpostkarten vor 100 Jahren, die von der Front in Rovereto, Trentino, nach Hause geschrieben wurden. Die Texte der Kriegspost 1915 wurden ins Italienische übersetzt, ausgedruckt und auf den Bildkarton mit den vergrößerten Feldpostkarten angebracht. Über 500 Kilometer reisten sowohl die ÖsterreicherInnen als auch die ItalienerInnen an, um sich in Roverto zu begegnen. Ein dicht gedrängtes Programm mit Besichtigungen und Workshops führte sehr intensiv ins Thema ein. Nur kurz war die Pause in Torbole am Gardasee, wo 1915 die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und dem italienischen Königreich verlief. Denn die Bürgermeister von Rovereto und San Benedetto luden zur Begegnung ein. Umringt von Fernsehteam und Fotografen erinnerten die Politiker an die Ereignisse vor 100 Jahren, alles in italienischer Sprache, simultan übersetzt von Direktorin Ute Wiesmayr. Verständlicherweise war es schon nach 21 Uhr, als endlich das italienische Abendessen im Hotel eingenommen wurde. Ans „Eingemachte“ oder um die Konfrontation mit Kriegsobjekten und die Begehung von Originalschauplätzen ging es am zweiten Tag im Kriegsmuseum Rovereto. Immer wieder wunderten sich die SchülerInnen über die martialischen Gelüste von Großmächten. „Warum lernt man nichts aus den Kriegen? So viele Menschen leiden schrecklich, viele sterben oder sind verwundet. Wer hat aber Vorteile vom Krieg, wer sind die Kriegsgewinnler?“ Betroffen waren alle TeilnehmerInnen, als es hinauf in die Berge über Rovereto, in die Kampfzone von 1915 bis 1918 ging. Die Schützengräben von Matassone wurden ursprünglich von den Österreichern schon vor Kriegsbeginn angefertigt; benutzt wurden sie von den Italienern. Mitgenommen hat man vielschichtige Eindrücke und Sichtweisen, die im berühmten Gedicht von Bertolt Brecht (Konzeptidee MART) ausgedrückt werden: „Der Krieg der kommen wird, ist nicht der erste. Vor ihm waren andere Kriege. Als der letzte vorüber war, gab es Sieger und Besiegte. Bei den Besiegten hungerte das niedere Volk. Bei den Siegern hungerte das niedere Volk auch.“ Mag. Katharina Ulbrich Kultur 43 Gruppenbild mit den österreichischen und italienischen SchülerInnen Schützengraben Matassone Friedensleporello der 2EK

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2