27. Jahresbericht HAK Steyr 2014/15

„Anfangs musste ich mich als Mann ausgeben“ Absolventin Gabriele Hammerschmid Eine der einflussreichsten Frauen im CASE-Konzern ist Absolventin unserer Schule. Gabriele Hammerschmid, Marketingchefin für Europa, Afrika und den Mittleren Osten, spricht im Interview über ihren beruflichen Werdegang. Wie ist es für Sie, in einer Branche zu arbeiten, in der Männer in der Überzahl sind? Anfangs war es sehr schwer, aber man wächst hinein und gewöhnt sich an alles. Doch bevor man akzeptiert wird, muss man doppelt so viel arbeiten wie die Männer. Als ich anfangs im Außendienst tätig war, hatte ich viel mit Italienern zu tun. Ich war sehr bemüht und versuchte, ihnen alles auf Italienisch zu erklären. Zu Beginn waren sie mir gegenüber skeptisch, doch mit der Zeit respektierten sie mich. Ist es für Frauen schwieriger in Führungspositionen zu kommen als für Männer? Sobald man einen gewissen Level erreicht hat, macht es kaum noch einen Unterschied, ob man Mann oder Frau ist. Ich hatte nie ein großes Ziel vor Augen, sondern dachte immer in kleinen Schritten. Man muss es einfach probieren, denn was kann schon groß passieren? Wie sind Sie zu diesem Job gekommen? Ich studierte in Wien und habe nebenbei viel im Transportgeschäft mit dem Mittleren Osten gearbeitet. Am Anfang musste ich mich dabei als Mann ausgeben, da in dieser Region andere Sitten herrschen. Danach wollte ich wieder zurück, habe mich bei STEYR beworben und es hat geklappt. Als erstes bin ich in den Innendienst gekommen und später in den Außendienst. Was ist dort Ihr Tätigkeitsbereich? Ich mache alles was Marketing betrifft. So wie man es in der HAK lernt mit Preispolitik, Produktmarketing und vielem mehr. Darüber hinaus betreue ich den Mittleren Osten, Europa und Afrika. Für wie viele Angestellte sind Sie zuständig? Am Standort St. Valentin sind es ca. 45 Leute. Außerdem kommen noch 30 andere dazu, die über die ganze Welt verstreut sind. Ich bin sehr stolz drauf, dass 27 verschiedene Nationen in meinem Team vertreten sind. Viele sind aus Frankreich, England, Polen oder Rumänen. Sogar Mitarbeiter aus Argentinien haben wir. Wie darf man sich Ihren beruflichen Alltag vorstellen? Vor 10 bis 11 Uhr abends komme ich nie nach Hause. Meistens arbeite ich 15 bis 18 Stunden am Tag. Für mich ist jedes Wochenende heilig, auch wenn es selten einen Sonntag ohne Arbeit gibt. Lassen sich Privates und Beruf gut vereinbaren, wenn man so viel unterwegs ist? Man muss gut abschalten können. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, stelle ich mich einfach auf AUS und genieße die freie Zeit. Wie schaffen Sie Ihren Ausgleich zur Arbeit? Früher habe ich sehr viel Sport gemacht. Auch heute gehe ich noch gerne Mountainbiken oder Squash spielen. Leider ist das zurzeit sehr limitiert. Man freut sich, wenn man mal zu Hause ist, obwohl ich gerne herumreise. Was ist das Schöne an Ihrem Beruf? Meine Arbeit ist unglaublich vielschichtig. Es ist nie langweilig und man hat immer etwas zu tun. Außerdem gefällt es mir einfach, international tätig zu sein. 33 Praxis und Karriere Wie viele Flüge tätigen Sie in einem Arbeitsjahr? Prinzipiell fliege ich durchschnittlich einmal pro Woche. Die meisten Ziele liegen innerhalb Europas oder in Südafrika. Sie arbeiten in einem internationalen Konzern, wie unterhalten Sie sich mit anderen Filialen? Unsere Arbeitssprache ist Englisch. Nicht nur von Filiale zu Filiale, sondern auch untereinander. Worauf legen Sie bei Ihren Mitarbeitern wert? Wichtig sind vor allem gute Fremdsprachenkenntnisse und Ehrlichkeit. Natürlich sollte man ein Teamplayer sein und manchmal auch etwas kritisch hinterfragen. Auch Offenheit sowie die Fähigkeit, andere Leute mitzuziehen, kommen immer gut an. Welcher Teil der HAK-Ausbildung hilft Ihnen bei Ihrem Job am meisten? In der HAK wird einem beigebracht, eigenständig zu sein. Das hat mir später sehr geholfen und natürlich die Arbeit mit dem Computer. Die HAK war, was das anbelangt, immer sehr fortschrittlich. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Mitschülern? Ja, sehr viel, wir hatten eine sehr gute Klassengemeinschaft. Es findet sogar alle 5 Jahre ein Klassentreffen statt. Haben Sie einen Karrieretipp für unsere HAK-SchülerInnen? Man sollte wissen, was sein Ziel ist, denn Ehrgeiz wird immer belohnt. Es ist wichtig, immer offen und freundlich zu bleiben und alle Entscheidungen mit einer Prise Hausverstand zu treffen. Gibt es eine Episode der Schulzeit, an die Sie sich besonders erinnern? Besonders erinnere ich mich an meinen Klassenvorstand Herrn Prof. Wildling. Es war immer sehr lustig und er gab uns viele Praxiseinblicke in seine Firma. Marlies Hohlrieder u. Isabella Kern, 4CK

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