Gemeinsames Erinnern ... ... und Gedenken Mit 13 Jahren seine Heimat endgültig zu verlassen und sich in einem weit entfernten und fremden Land eine neue Existenz aufbauen zu müssen, wird den betreffenden Menschen sein Leben lang prägen. Genau von diesen Erlebnissen berichtete der überaus rüstige 89-jährige Ari Rath. Das Museum Arbeitswelt lud den ehemaligen Chefredakteur der „Jerusalem Post“ zu einer Lesung aus seinen Erinnerungen „Ari heißt Löwe“ ein. Aus verschiedenen Steyrer Schulen nahmen Schulklassen an einem Workshop mit ihm teil und bekamen die Gelegenheit, viele Details aus seinem Leben zu erfragen. Besonders seine Zeit in Wien als Kind und seine Flucht nach Israel interessierte die Schülerinnen und Schüler. Ob er sich mittlerweile mit Österreich ausgesöhnt habe, wollte eine Schülerin aus der 3CK wissen. Es habe lange gedauert, meinte Ari Rath, aber seit einigen Jahren sehe er die Offenheit, wie sich Österreich mit seiner Vergangenheit auseinandersetze. Das gebe ihm große Hoffnung, und er ermutigte die anwesenden Schülerinnen und Schüler, sich mit den vergangenen Geschehnissen zu beschäftigen und aus der Vergangenheit zu lernen: „Ihr jungen Leute seid ja die Träger der Zukunft Österreichs!“ Menschen, die während der Zeit der NS-Diktatur jüdischen Mitbürgern geholfen haben, werden vom Staat Israel mit dem Titel „Die Gerechten unter den Völkern“ geehrt. Mittlerweile gibt es über 25.000 Menschen, die diesen Titel erhielten und darunter sind auch 95 Österreicherinnen und Österreicher. Einige Klassen der HAK und HAS konnten sich in der Ausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ im Museum Arbeitswelt mit vielen berührenden Rettungsgeschichten auseinandersetzen: etwa dem Salzburger Pfarrer Balthasar Linsinger, der eine jüdische Familie als „ausgebombte“ Wiener Familie bei sich bis zum Ende des Krieges beherbergte, dem Unternehmer Anton Schmid, der Arbeitsbescheinigungen für Juden aus dem Wilnaer Ghetto ausstellte und somit über 300 Juden das Leben rettete, selbst jedoch verraten und hingerichtet wurde oder der Geschichte von Edeltrud Posiles, die ihren künftigen Mann und dessen zwei Brüder mit Hilfe von vielen Bekannten in diversen Wiener Wohnungen als U-Boote versteckte und so ihr Überleben sicherte. Jedes Jahr fahren die dritten Jahrgänge im Rahmen des Religions-, Ethik- und Geschichteunterrichts zur Gedenkstätte Hartheim und erfahren viel über die ehemalige Vernichtungsanstalt von sogenanntem „lebensunwerten“ Leben zur Zeit des Nationalsozialismus. Mit dem Hitlerbefehl „T4“ wurden zwischen 1939 und 1941 behinderte, kranke und „sozial auffällige“ Menschen in Hartheim und anderen Vernichtungseinrichtungen ermordet. Die Fotos der Opfer und die gläsernen Gedenktafeln mit den Namen der über 18.000 getöteten Menschen machen die Besucher betroffen. Zum gemeinsamen Erinnern und Gedenken an die unfassbaren Gräuel der Nazi-Diktatur gibt es während des Jahres einige Anlässe, wie das Gedenken an den Novemberpogrom 1938 am jüdischen Friedhof oder die alljährliche Befreiungsfeier beim Denkmal des KZ Münichholz. Immer wieder beteiligen sich HAK und HAS daran. Neu eröffnet wurde der „Stollen der Erinnerung“, wo die 4. Jahrgänge in Zusammenarbeit mit dem Museum Arbeitswelt einen Workshop zu diesem Thema abhalten werden. Mag. Annemarie Löv-Steiner Kultur 45 Ari Rath Die SchülerInnen hörten aufmerksam zu. Marlies Hohlrieder stellte eine Frage. Gruppenfoto vor dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim.
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