26. Jahresbericht HAK Steyr 2013/14

Praxis und Karriere „Ich war kein Musterschüler.“ HAK-Absolvent Jürgen Armbrüster spricht im Interview über seine Schulzeit, Beruf und Privates. Herr Armbrüster, Sie haben vor 25 Jahren an der HAK Steyr maturiert. Gibt es Kompetenzen, die Sie in Ihrer HAK-Zeit erworben haben und die Ihnen heute noch in Ihrem Beruf zugutekommen? Das Wichtigste sind auf jeden Fall die wirtschaftlichen Grundlagen und das kaufmännische Denken, die mir in der HAK beigebracht worden sind. Dazu kommt die Teamfähigkeit, die schon damals ein wesentlicher Faktor für den Schulerfolg war. Im Vorjahr ist die Zahl der Online-Reisebuchungen um fast ein Viertel gestiegen. Was hat Sie dazu bewogen, in Zeiten wie diesen ein Reisebüro aufzumachen? Das Internet ist natürlich ein Konkurrenzfaktor, vor allem im Bereich der Individualreisen. Aber die Online-Buchungen stagnieren bereits wieder, weil die Kunden nicht auf gewisse Sicherheiten verzichten wollen. Sobald es Reklamationen oder auch nur Detailfragen gibt, ist man froh, wenn man in das örtliche Reisebüro gehen kann. Die serviceorientierten Anbieter werden überleben. Im Übrigen spricht auch der Preisaspekt nicht unbedingt für das Internet. Wer vergleicht, wird sehen, dass eine Buchung bei uns nicht teurer ist. Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Das war ursprünglich nicht beabsichtigt. Eigentlich wollte ich nämlich BWL-Lehrer werden und mit einem Nebenjob etwas Geld verdienen. Meine Mutter hat mir vorgeschlagen, mich bei Ruefa in Linz zu bewerben. Dort suchte man aber nur Vollzeitkräfte, allerdings für Steyr. Das war natürlich optimal und ich habe die Chance sofort ergriffen. Meine Entscheidung für die Reisebranche habe ich bis heute keinen Tag bereut. Sie haben in Ihrem Unternehmen ausschließlich Mitarbeiterinnen, warum? Das ist reiner Zufall. Und auch wieder nicht, weil meiner Ansicht nach Frauen in Beratungssituationen oft einfühlsamer und auch geduldiger sind als wir Männer. Worauf legen Sie bei der Auswahl Ihrer Mitarbeiterinnen wert? Das Zeugnis ist sekundär. Ich war selbst kein Musterschüler. Wichtig sind mir Natürlichkeit, sympathisches sowie authentisches Auftreten und natürlich Reisebereitschaft, weil unsere Fortbildung auch darin besteht, neue Urlaubsdestinationen kennenzulernen und zu testen. Ich habe übrigens auch noch nie ein Stelleninserat aufgegeben, weil ich der Meinung bin, dass das vergeudete Energie ist. Meine Mitarbeiterinnen sind mir immer zum richtigen Zeitpunkt begegnet. Der letzte Neuzugang ist beispielsweise einfach in mein Reisebüro gekommen und hat gefragt, ob eine Stelle frei ist. Diese Initiative hat mir gleich gefallen. Welche Werbestrategie verfolgen Sie? Meine Werbeagentur hat mir empfohlen, meine Person in den Vordergrund zu stellen. Das ist auch der Grund, warum ich in Steyr an jeder zweiten Bushaltestelle zu sehen bin. Das war am Anfang natürlich schon gewöhnungsbedürftig. Die Strategie dahinter ist, meinen Bekanntheitsgrad zu nutzen. Mich kennen einfach viele Leute, weil ich seit Jahren hobbymäßig immer wieder als Moderator bei RTV tätig bin. Gibt es Destinationen, die Sie noch nicht kennen? Davon gibt es noch einige. Ich war zum Beispiel noch nicht auf den Malediven, im Westen der USA und in Australien. Was ist aus Ihrer Sicht – nach 25 Jahren im Reisegeschäft – das schönste Reiseziel? Das ist natürlich nicht leicht zu beantworten, weil es unzählige schöne Plätze gibt, die ich schon gesehen habe. Für mich ist das schönste Reiseziel Stockholm. Meine Frau kommt von dort und wir sind daher dreimal im Jahr in Schweden. Das ist auch der Grund, warum ich fließend Schwedisch spreche, obwohl ich es nie bewusst gelernt habe. Aber meine Frau und meine beiden Töchter sprechen zu Hause ausschließlich Schwedisch und dadurch habe ich die Sprache automatisch gelernt. Haben Sie noch regelmäßig Kontakt zu Ihren Schulkollegen? Ja, durchaus. Ich habe beispielsweise einen Klassenkollegen, der seit zirka 20 Jahren auf Mallorca im Immobilienbereich tätig ist. Wenn er auf Heimatbesuch in Sierning ist, kommt er traditionell auch immer bei mir vorbei. Außerdem treffe ich einige Schulkameraden, wie zum Beispiel Dieter Gstöttner, bei den Veranstaltungen der „friends of HAK“. Ich kann jedem Maturanten nur empfehlen, „unserem“ Absolventenverband beizutreten. Welche Lehrkraft aus Ihrer Schulzeit haben Sie besonders positiv in Erinnerung? Professor Wildling habe ich sehr geschätzt. Ich weiß noch, wie er zu mir gesagt hat: „Du bist zwar ein Lauser, aber ich weiß, dass aus dir einmal etwas wird.“ Das hat mich sehr gefreut. Es gab aber auch viele andere, die einen tollen Unterricht gemacht haben, Professor Aschauer zum Beispiel. Ich bin jedenfalls stolz darauf, HAK-Absolvent zu sein. Mag. Eva Garstenauer und Mag. Gabriele Peham Seine Entscheidung für die Reisebranche hat Jürgen Armbrüster nie bereut. 22

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