Jugendcoaching Beratung für alle Lebenslagen Seit Beginn dieses Schuljahres wird an der HAK/HAS Steyr Jugendcoaching angeboten. Elke Lauth ist die für unsere Schule zuständige Betreuerin. Im Interview erklärt sie, warum zu wenig Zeit zum Reden zu schulischen Problemen führen kann. Frau Lauth, in den Medien wird gerne darüber berichtet, dass Jugendliche immer orientierungsloser werden. Wie stehen Sie zu solchen Aussagen? Das kann ich nicht bestätigen. Ich glaube, ein Großteil der Gesellschaft hat ein falsches Bild der Jugend. Es gibt nach wie vor viele sehr gute SchülerInnen, die auch genau wissen, was sie wollen. Ein Problem entsteht oft dadurch, dass sie den Kick suchen und dann niemanden haben, der mit ihnen kommuniziert. Das heißt, dass manche Jugendliche auch einfach zum Reden zu Ihnen kommen? Ja, das stimmt. In vielen Familien hat die Kommunikation zu wenig Raum. Das hat teilweise damit zu tun, dass die Umstände dafür nicht da sind. Wenn beispielsweise eine Alleinerzieherin berufstätig ist, dann bleibt wenig Zeit zum Austausch. Teilweise – und das muss man schon auch sagen – ist in unserer Gesellschaft aber auch die Wertigkeit nicht gegeben. Manchmal bleibt nicht einmal Platz für ein gemeinsames Essen pro Woche. Dazu kommt dann vielleicht noch, dass die Mutter ohnehin auf Diät ist und die Tochter eine Essstörung hat. Für welche Probleme fühlen Sie sich zuständig? In unserem Jugendcoaching geht es darum, alle Probleme zu behandeln, die zu einem Schulabbruch führen könnten. Das sind natürlich schulische Probleme – oft aber erst als Folge von anderen Sorgen und Belastungen – familiäre Angelegenheiten, Beziehungsschwierigkeiten usw. Das ist sehr weit gefasst und eigentlich kann man mit mir über alles reden. Ich unterliege natürlich der Schweigepflicht. Alles, was die SchülerInnen mit mir während der Beratung besprechen, verlässt den Raum nicht. Das klingt, als würde bei Ihnen alles Belastende abgeladen. Wie gehen Sie damit um? Ich bin seit ungefähr 20 Jahren in diesem Bereich tätig und habe gelernt, damit umzugehen, mit Sorgen konfrontiert zu werden. Wir haben jeden Monat Einzel- und Gruppen-Supervision. Hätten wir das nicht, wären wir alle nach spätestens 15 Jahren ausgebrannt. Außerdem gibt es Situationen, in denen ich „Stopp!“ sagen muss. Gewisse Problemfälle leite ich an Spezialeinrichtungen weiter. Ich sehe mich an der Schnittstelle Schule – Gesellschaft als Case Managerin, die – wenn nötig – an Wigwam, Schulpsychologie, etc. weitervermittelt. Mein Vorteil ist, dass ich eine unbeteiligte Person bin. Mein Jugendcoaching passiert auf der Beziehungsebene. Ist Ihrer Erfahrung nach auch der verstärkte Drogenkonsum durch Jugendliche – von dem derzeit häufig die Rede ist – ein Thema? Das kann ich nicht bestätigen. An der HAK/HAS Steyr ist mir noch kein einziger Fall untergekommen, in dem Drogen eine Rolle gespielt hätten. Haben Sie auch schon so etwas wie „Stammkunden“? Durchaus. Es gibt Menschen, die immer wieder zu mir kommen, weil sie einfach mit einem Erwachsenen reden wollen. Beim 3. oder 4. Beratungstermin nehme ich im Allgemeinen auch die Eltern dazu. Mein Auftrag ist es ja eigentlich, die SchülerInnen im Schulbetrieb zu halten. Sollte sich in unseren Gesprächen aber herausstellen, dass der Schulbesuch nicht das Richtige ist, dann ist es die Aufgabe des Jugendcoachings, den Weg in die Berufslaufbahn zu ebnen. Wie kommen Schülerinnen und Schüler zu einem Beratungstermin bei Ihnen? Die HAK/HAS Steyr ist eine der wenigen Schulen, an denen ich wöchentlich Sprechstunden anbiete. Nachdem ich im Allgemeinen sehr gut gebucht bin, bitte ich um Terminvereinbarungen in den Sprechstunden oder per E-Mail elke.lauth@wifi-oefa.at. Andreas Spanring und Eva Garstenauer Mit Elke Lauth können Schülerinnen und Schüler vertraulich ihre Probleme besprechen. Lebensraum Schule 19 Jugendcoaching – was ist das? Seit 1. Juli 2013 wird das Projekt „Jugendcoaching“ auch an BMHS (Berufsbildende mittlere und höhere Schulen) angeboten. Es wird vom Bundessozialamt finanziert und soll helfen, schulabbruchsgefährdete Jugendliche im Schul- und Ausbildungssystem zu halten. Mit der Durchführung wurde das Wirtschaftsförderungsinstitut (Wifi) beauftragt.
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