Die junge Generation wird oft mit den Maßstäben der älteren gemessen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich ums Fortgehen, um Geld oder um den Freund bzw. Freundin handelt. Streitpunkte werden genug gefunden. Warum verhal ten wir uns nicht wie unsere Eltern? Die Antwort kann ich Ihnen sagen, meine Damen und Herren! Wir sind in einer anderen Zeit aufgewachsen, und sie hat uns geprägt - genauso wie unseren Eltern der Stempel einer anderen Zeit auf gedrückt wurde. Und je größer der Altersunterschied ist, umso mehr spürt man diese Kluft. Für sie war vieles nicht selbstverständlich, was für uns zum Alltags leben gehört. Vielleicht gehen wir wirklich öfter aus und brauchen mehr Geld - aber sehen Sie sich doch um! - wir sind in einer Konsumgesellschaft aufge wachsen, und die Erwachsenen machen uns doch am besten vor, wie man mit Geld umgeht. Früher war das allgemeine und gleichzeitig persönliche Ziel die Verbesserung des Lebensstandards. Heute gibt es dieses Ziel nicht mehr, weil es bereits erreicht ist. Aber wir fragen uns - ist das alles? Gibt es nocht Leit bilder, Werte oder Ideen, für die es sich zu leben lohnt? Am gravierendsten merkt man die Veränderung in Richtung Toleranz aber beim Thema Freund bzw. Freundin. Trotzdem bekommen viele Eltern noch im mer die Panik, wenn ihre Tochter einen Freund hat. Bei Jungen nimmt man das Ganze lockerer, weil diese ja nicht schwanger werden können. Hier wird das gegenseitige Vertrauen auf die Probe gestellt. Können Sie Ihrem Kind durch die Erziehung zu einem verantwortungsbewußten und selbständi gen Menschen soweit vertrauen, daß es weiß, was es tut? - Wenn ja, warum tun Sie es dann nicht? - Hatten Sie es damals selbst schwer? - Warum ma chen Sie es Ihren Kindern nicht leichter? Es wäre falsch, wenn Sie glauben, daß ich grenzenlose Freiheit fordere, denn das wäre genauso schlecht. Ich will nur erreichen, daß mehr gegenseitiges Verständnis geweckt wird, um den Generationskonflikt zu verringen. Dazu ge hört natürlich auch, daß wir Jugendlichen über die Meinungen der Erwachse nen nachdenken, um sie verstehen zu lernen. Aus diesem Grund möchte ich noch einmal die Kernaussagen meiner Rede zu sammenfassen: Kinder sind weder vorlauter noch undankbarer, als ihre Eltern es waren - sie sind lediglich anders erzogen worden und in einer anderen Zeit aufgewachsen. Die Werte einer ganzen Gesellschaft haben sich verändert und darum kann man nicht zwei verschiedene Generationen mit dem gleichen Maßstab messen. Mir ist klar, daß sich die Einstellungen von Erwachsenen und Jugendlichen nicht völlig decken können, weil sie bereits Erfahrungen gemacht haben, die mir und Euch einfach fehlen.
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