5. Jahresbericht HAK Steyr 1991/92

den Republiken zurückzog, „belagerte" sie das „Pulverfaß" Bosnien und Her zegowina. Dort ist die Lage zur Zeit sehr kritisch, weil die Mehrheit der Men schen (60% der Moslems und 17% der Kroaten) eine Lösung bzw. Unabhän gigkeit von Jugoslawien will. Die Serben sind wütend, denn sie rechneten fest damit, daß Bosnien keinen Widerstand leisten würde und sie es ohne große Kämpfe besetzen könnten. Doch es kam ganz anders. Viel zu lange wurden die Moslems von den Serben unterdrückt, und nur eine geringe Anzahl von Politi kern war im Parlament vertreten. Serben waren Direktoren, Firmenleiter, Leh rer, also an allen wichtigen Stellen. Dies änderte sich 1991, als man bei einer Volkszählung die Mehrheit der Moslems feststellte und Bosnien einen Moslem zum Präsidenten wählte. Für die Serben bedeutete dies das Ende der Allein herrschaft. Jetzt fühlen sie sich immer und überall unterdrückt. Und so began nen die Streitigkeiten zwischen den Volksgruppen ... Jasna Cehajic, le Magdalena - die Geschichte einer Ausländerin Es war Mittwoch, 8 Uhr abends. Sie stand auf der Brücke und starrte endlos lange in den Fluß. Sie, das war Magdalena, 24 Jahre alt, hübsch, zivilisiert und Ausländerin. Sie war Türkin und vor fünf Jahren nach Österreich gekommen. Die türkische Herkunft konnte sie, trotz der westlichen Kleidung, die sie trug, nicht verbergen. Schon öfters war sie von ausländerfeindlichen Menschen be schimpft oder gedemütigt worden. So auch an diesem Mittwoch, an dem Magdalena beschloß, in Zukunft nicht mehr so ein Leben zu führen. Sie hatte die Beschimpfungen satt, sie wollte ihren Frieden haben, und sie glaubte ihn in den Wellen des Flusses zu finden. Sie kletterte gerade auf das Geländer, als ein Wagen neben ihr stehenblieb, und er ausstieg. Er, das war Joe, ein Barbe sitzer und Österreicher. Magdalena war irritiert von dem Fremden, der jetzt langsam auf sie zukam. Joe redete beruhigend auf sie ein, und er schaffte es, daß sie wieder herunterklet terte. Als sie schon wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, sprach er noch immer mit ihr. Sie redeten ziemlich lange miteinander, dann nahm Joe sie am Arm und fuhr mit ihr in sein Pub, den Jazz ölub, und gab ihr erst einmal Tee zu trinken. Während Magdalena den Tee trank, erzählte sie ihm, warum sie sich umbringen wollte. Joe war nicht ausländerfeindlich, er hatte selbst eine Polin in seinem Pub eingestellt, und so bat er Magdalena, eine Zeitlang für ihn als Bar dame zu arbeiten, als sie ihm erzählte, daß sie seit zwei Monaten keine Arbeit mehr hatte. Und so begann ein neues Leben für Magdalena. Sie half Joe in seinem Pub, und mit der Zeit bekam sie sogar wieder ein bißchen Selbstachtung. Ihr Auftre ten im Lokal wurde immer selbstsicherer und mutiger. Eines Abends - sie hatte ihren freien Tag, war aber trotzdem im Jazz ölub - war es allerdings an-

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