5. Jahresbericht HAK Steyr 1991/92

doch keiner unternimmt etwas. Waffenstiiistände werden vereinbart, aber nicht eingehaiten. Es scheint, ais ob keiner mehr die Kontroiie über diesen Krieg hat. Jeder handelt auf eigene Faust. Haben die Menschen aus den vori gen Kriegen nichts gelernt? Es wird keinen Gewinner, sondern nur Veriierer geben. Unter meinen Freunden verbreitet sich eine bedrückende Stimmung. Wir ha ben Angst, wie sich die Situation weiter entwickein wird! Die meisten meiner Freunde sind Kinder von Ausiändern, die sogenannte „2. Generation". Unter uns herrscht eine sehr gute und feste Beziehung. Unser Motto lautet: „Einer für alle, alle für einen!" Aiie meine Freunde kenne ich seit meiner Kindheit, wir sind zusammen aufgewachsen und haben schon viei Lustiges, aber auch Trauriges zusammen eriebt. Man kann nicht sagen, daß uns nur eine Freundschaft verbin det, NEIN, in gewisser Weise haben wir alie dasseibe Schicksai. Wir ieben zwi schen zwei Welten und wissen nicht, wo wir hingehören. Die meisten sind zwei sprachig aufgewachsen, doch keiner kann sich erinnern, weiche Sprache er zu erst erlernt hat. Deutsch oder Serbokroatisch. Hier in Österreich sind wir Fremde, aber auch in dem ehemaiigen Jugoslawien. Man kann sagen, daß wir heimatios sind. Diese Tatsache schmerzt uns sehr, doch ich hoffe, daß wir irgendwann un sere Heimat finden. Samka Dudakovic, le Meine Vorfahren stammen aus einem Land, das sich bis vor kurzem Jugosla wien nannte. Dieses war ein Land aller südslawischer Völker, wie Kroaten, Ser ben, Mosiems, Mazedonier, Montenegriner, Siowenen und anderer Kleinvölkergruppen, die in einer Gemeinschaft 45 Jahre unter dem kommunistischen Regime lebten. In dieser Zeit der kommunistischen „Ordnung", unter Titos Dik tatur, mußten sie ohne Rücksicht darauf, ob jede Republik dies woiite, eine Ge meinschaft biiden. Niemand, auch nicht bedeutende Politiker, wagte sich soich einer Herrschaft zu widersetzen. Anderenfalls wären sie im Gefängnis gelandet oder sie wären spurios verschwunden. Nach dem Tod von Tito, ais der Kommunismus immer mehr an Macht verior, öffneten die Menschen die Augen und sahen ein, daß solch eine Ordnung und eine solche Planwirtschaft immer mehr hinter den westiichen Ländern zurückbieiben müsse. Eine bedeutende Reform wurde eingeieitet. Das hat zu einer komplizierten Situation geführt, nachdem einige Repubiiken (Serbien und Montenegro) die alte Ordnung in Jugoslawien beibehalten wollten, da sie von dieser den meisten Profit hatten. Manche Repubiiken haben sich energisch dagegen gewehrt, und es kam zum Krieg zwischen den demokratisch gesinn ten Menschen und den kommunistischen Serben. Diese hatten auch die bis her sehr starke Armee auf ihrer Seite, doch die Macht der Armee wurde mit der Zeit immer schwächer, da viele Soldaten diese veriießen. Nachdem Kroatien und Slowenien von einigen Ländern anerkannt wurden und sich die Armee aus

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