5. Jahresbericht HAK Steyr 1991/92

beteiligt; unter anderem auch Österreich. Von dem Synchrotron kann man nur die Laboratorien und die Verwaltungsgebäude sehen. Der 7 km lange Be schleunigerring liegt nämlich in einem 4 m breiten Tunnel etwa 40 m unter der Erde. Hier kreisen die Protonen in einem Vakuumrohr aus rostfreiem Stahl mit 10 cm Durchmesser. Sie werden in 3,5 Sekunden fast auf Lichtgeschwindig keit beschleunigt. In dieser Zeit durchlaufen sie 150.000 mal den Ring. Um die Protonen auf der Kreisbahn zu halten, sind Elektromagnete notwendig. Aus der Relativitätstheorie von Einstein folgt, daß die Masse der Protonen während der Beschleunigung ansteigt und schließlich V ' das 400fache der Ruhemasse des Protons I _ W. erreicht. Die Leistungsaufnahme der ElekI oSx. ^ tromagnete beträgt, bedingt durch die MasI HI^I senzunahme der Protonen, 135 MW, was I der Leistung eines mittleren Kraftwerkes Hr entspricht. Treffen diese schnellen ProtoI V nen auf ruhende Teilchen, so wandelt sich V VW die Energie des Aufpralls gemäß der Ein- ^ steinschen Formel E = m x c^ zum großen Teil in Masse um, das heißt, es entstehen L viele neue Teilchen. Die Spuren dieser Teilchen können in riesigen Detektoren sichtbar Alben Einstein lieferte mit seiner Re- gemacht werden. Man kennt heute bereits latlvitätstheorie die Grundlage für etwa 200 verschiedene Arten dieser kurzledas Verständnis der Telictienphysik. ^igen Teilchen, SO daß sich die ursprüngli che Hoffnung auf einen einfachen Aufbau der Materie aus nur drei Elementar teilchen völlig zerschlagen hat. Durch den Bau von noch größeren Beschleunigem, wie dem im Gern in Bau befindlichen Synchrotron mit über acht Kilometern Durchmesser, ist zu erwarten, daß die Elementarteilchen noch weiter zerlegt werden. Aber wird die Suche wohl ewig weitergehen? Werden wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo wir sicher sein können, daß es nun wirklieh nichts Kleineres mehr gibt? Diese Spuren von Teilchen, die durcfi den ZuFragen führen auf philosophische Pro- sammenstoß von Protonen mit ruhender bleme, die bereits Kant bekannt waren: Materie entstehen. Kann man Materie immer weiter zerlegen, bis man zu einem mathematischen Punkt ohne Ausdehnung kommt? Dann versteht man aber nicht, wie ein sol cher Punkt Masse tragen kann. Immer wenn man auf solche Paradoxien stößt, ist das ein Zeichen dafür, daß man sich mit neuen, fundamentalen Fragen be fassen muß. Die Physiker der nächsten Generationen scheinen herausgefor dert zu sein. Mag. Heinz Peciie Spuren von Teilchen, die durch den Zu sammenstoß von Protonen mit ruhender Materie entstehen.

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