5. Jahresbericht HAK Steyr 1991/92

Kindheit so etwas heute überhaupt noch? Ich habe darunter Immer eine gewisse Art von Geborgenheit, eine ausgelassene Fröhlichkeit, spielen und sich freuen, ohne Verantwortung für etwas, verstanden. Aber diese Meinung hatte Ich vor allem, als Ich selbst noch keine Kinder hatte. Nun sehe Ich die Kindheit schon mit anderen Augen, vor allem deshalb, well Ich große Unterschiede zwischen meiner eigenen und der meiner Kinder bemerke. Ich bin mit vier Geschwistern In einem kleinen Ort auf dem Lande aufgewach sen. Die meiste Freizelt verbrachte Ich in unserem großen Garten, dem angren zenden Wald und beim vorbeifließenden Erlauffluß, der mich zu jeder Jahreszelt In seinen Bann zog. Während des Winters versuchte Ich, die Weiden an der Ufer böschung zu roden. Im Frühling konnte Ich es kaum erwarten, endlich eine Zehe In das Wasser zu stecken. Im Sommer war Ich sowieso daraus nicht zu entfer nen, und Im Herbst suchte Ich zum letzten Mal die besten Forellenplätze auf. Na türlich ging Ich auch In die Schule. Aber bei einigermaßen flotter Hausaufgaben erledigung konnte Ich bereits am frühen Nachmittag meinen vielfältigen Be schäftigungen nachgehen. Fernseher hatten wir keinen, ein Auto auch nicht - Ich verlebte meine Kindheit unbeschwert, ohne Streß und vor allem gesund. Ich hatte kein Gramm Übergewicht, war sportlich und Immer zu allen möglichen Späßen aufgelegt. Gemüse und Obst wuchsen Im eigenen Garten, Fleisch hat ten wir aus Omas Hasenzucht, und Hühner besaß damals sowieso jeder. Und Zelt hatten wir Kinder jede Menge. Wenn Ich nur daran denke, wieviel Zelt wir für das Frühstück aufwendeten, staune Ich heute noch. Ich muß damals auch um vieles leichter aufgestanden sein, denn der Weg zur Arbelt (In diesem Fall zur Schule) war gleich weit wie heute, nur mit dem Unterschied, daß Ich Ihn mit dem Rad oder zu Fuß bewältigen mußte. Meine Eltern waren Immer berufstätig. Während Vater eine Wagnerel betrieb, verkaufte Mutter die Erzeugnisse In einem kleinen Geschäft so recht und schlecht, denn Geld hatten wir nie besonders viel. Aber die Großeltern, mit de nen wir gemeinsam Im Haus wohnten, unterstützten uns so gut es nur ging. Oma versuchte mich zu erziehen, was Ich mir nur widerstrebend gefallen Heß, obwohl Ich nachträglich sagen muß, daß es Ihr einigermaßen gelungen Ist. Aber Im großen und ganzen war Ich sehr viel auf mich allein gestellt, wurde dadurch auch bald selbständig und ging schon sehr früh meine eigenen Wege.

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