Gefühlskälte ist ein strapaziertes Wort, man meint damit einen Zustand zwi schenmenschlicher Beziehungen, die sich im psychischen, mentalen Bereich bewegen. Es gäbe viele Formen der Gefühlskälte zu beschreiben, die aber alle in der gegenseitigen Mißachtung der Menschen liegen. Man könnte nun annehmen, daß die Kälte wirklich nur negative Zustände aus löst, kann man ihr nicht auch etwas Positives abgewinnen? Ich meine, daß genau so, wie Kälte zu Wärme, Tapferkeit zu Feigheit, Leben zu Tod Gegen sätze darstellen, die Kälte in sich etwas Gegensätzliches birgt. Ein Blick in die Natur bestätigt uns dies immer wieder aufs neue, indem sie sich im Winter vor der Kälte zurückzieht, um neue Kraft für die nächste Vegetationsperiode zu schöpfen. Auch der Eisbär hätte schon längst den kalten Regionen der Arktis ade sagen können, wenn er nicht wirklich die Kälte so lieben würde. Viel bequemer hätte es der Schneehase, er bräuchte ja nur die kurze Strecke ins Tal humpeln, um sich unter seine Artgenossen, die Feldhasen, zu mengen. Er tut es nicht, er zieht das karge Leben in den Bergen vor und sucht Schutz in Schneelöchern vor der grimmigen Kälte. Nun, was kann der Mensch der Kälte Schönes abgewinnen? Eben weil es die Kälte gibt, kann er so richtig die Frühlingssonne genießen. Oder der ursächli che Grund für die so angenehme Wärme des Kachelofens ist - die Kälte. Für den Eskimo ist der Kühlschrank ein unnützes Requisit, er spart somit Energie. Zu guter Letzt kann man den Schluß ableiten, daß zwischen Dingen mit großen Gegensätzen auch etwas Gemeinsames, ja sogar eine Abhängigkeit besteht, die in einer Ausgewogenheit endet. Deshalb freue ich mich schon wieder, wenn es bitter kalt wird. Josef Sihorsch, 1A, HAKB-FS
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