5. Jahresbericht HAK Steyr 1991/92

^Ipp Es ist gut, daß es zu allen wichtigen Dingen auf dieser Welt etwas Gegensätzli ches gibt. Denn der Einseitigkeit könnte ja niemals Einhalt geboten werden, so lange nicht, bis sie sich durch ihre eigene, immer größer werdende Dichte wieder in Nichts auflöst. Gäbe es nur Kälte auf dieser Welt, so würde die Erde sehr bald als riesiger Eis klumpen im All schweben, und alles Leben würde erlöschen. So stellt sich die Wärme diesem theoretischen Gedanken gegenüber und bewahrt uns vor die ser Vision. Schon der etymologische Hintergrund der beiden Substantive Kälte und Wärme läßt etwas Gegensätzliches erahnen. Der harte Gaumenlaut „K" ist we niger verheißungsvoll als das sympathische „W", das ganz vorne und vibrie rend auf den Lippen gesprochen wird und wohltuende Wärme vermuten läßt. Kälte ist ein Zustand des Empfindens oder einer Reaktion in vielen Variationen. So bewirkt der Kälteschock eine Lahmlegung unserer Abwehrkraft, weil sich das Überraschungsmoment die Trägheit unseres Körpers zunutze macht. Grabeskälte läßt einen Kälteschauer über unseren Rücken huschen, wohl des halb, weil für den im Leben stehenden Menschen der Tod das Ende bedeutet, jedoch für viele unter uns eine Erlösung. Letzthin ist Grabeskälte nur ein ab straktes Empfinden, weil Geist und Seele dem Körper entrückt sind und nie mand weiß, wie man sie wirklich verspürt.

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