VORWORT DER REDAKTION Wahrscheinlich wäre man nur müde belächelt, als Phantast abgestempelt oder bestenfalls als grenzenloser Optimist bezeichnet worden: Wer noch vor Jahresfrist die atemberaubenden Veränderungen jenseits des „Eisernen Vor hangs", das schwindelerregende Tempo der Umgestaltung, die bevorste hende Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten prognostiziert hätte, dem wäre wohl eine breitere Zustimmung, selbst in Experten kreisen, versagt geblieben. Das Aufbrechen verkrusteter Strukturen iäßt auch die Frage nach dem zukünf tig Möglichen in verändertem Lichterscheinen. Die Lust, mögiiche Ergebnisse gegenwärtiger Entwicklungen zu antizipieren, utopische Modelle und neue, vielleicht friedlichere Formen menschlichen Zusammenlebens zu entwerfen, hat spürbar zugenommen. Fast scheint es, als sei die „Bereitschaft zur Utopie" eine der wichtigsten Fähigkeiten, über die der Mensch verfügen muß, will er sein Leben sinnvoll planen und gestalten. Der Erfahrung, daß Zukunftsent würfe, die zu ihrer Zeit noch als „utopisch" galten, später gar nicht so selten von der Wirklichkeit eingeholt oder sogar übertroffen wurden, kommt in unse rer schneliebigen Zeit, die sich poiitisch, aber auch wissenschaftlich und tech nisch rasant weiterentwickeit, eine besondere Aktualität zu. Dem Spiel der Phantasie mit fiktiven Projektionen, dem Traum der Mensch heit, im Zeichen der bevorstehenden Jahrtausendwende in neue Dimensionen des Denkens vorzustoßen, wurde auch im diesjährigen Jahresbericht Rech nung getragen. „Zukunftsentwürfe" könnte dem hier vorliegenden Sammel band als Motto vorangestellt werden.
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