3. Jahresbericht HAK Steyr 1989/90

Bürgerinitiative „Friedensdorf Oberhausen" (BRD), die seit 23 Jahren kriegs verletzte Kinder aus den Krisengebieten unserer Erde, die in ihrer Heimat keine Überlebenschance hätten, zur unentgeltlichen medizinischen Behandlung nach Deutschland bringt. Das Hauptkontingent stellten bis jetzt Kinder aus Vietnam (sie leiden an Spätfolgen des im Krieg eingesetzten Entlaubungsgiftes Agent Orange - Krebs und körperliche Mißbildungen) und Afghanistan, wo der Bürgerkrieg nach wie vor seine Opfer fordert. Mit den drei Afghanen wird erstmals in Oberösterreich ein Pilotversuch gestar tet, die Initiative auch hierzu verankern. Auslöser für diese Aktivität ist der Besuch des Friedensdorfleiters Ronald Gegenfurtner im September vorigen Jahres in Steyr (Kontakte des Friedensdor fes bestehen seit drei Jahren zu einer Selbstbesteuerungsgruppe in Steyr), bei dem er in mehreren Schulen, u. a. auch in der HAK-HAS, die Arbeit der Aktion vorstellt. Der unmittelbare Verweis auf die Realität des Krieges, der Blick in die Kranken häuser Vietnams und Afghanistans, verletzte Kinder, die aufgrund fehlender medizinischer Möglichkeiten buchstäblich zum Verfaulen verurteilt sind - Bil der, vor denen man die Augen verschließen möchte, die 100 und 1000-fache Realität, die aber doch zum Hinsehen zwingt, lösen tiefe Betroffenheit aus. Einmal in den Alltag eingedrungen, lassen sie nicht mehr ruhig werden. Eine Folge der Unruhe ist der Versuch einer Gruppe von Steyrern, die medizini sche Behandlung für einige Kinder auch in Steyr und Linz zu ermöglichen. Erfreuliche Erfahrung dabei: die Bereitschaft zu helfen ist bei Politikern, Kran kenhauspersonal und Ärzten groß. Mit dem Organisieren der medizinischen Betreuung ist es aber nicht getan: An der HAK beschließen Schülerinnen und Schüler, mit der Organisation eines Flohmarktes samt Büffet den Transport eines Kindes zu finanzieren! Der Einsatz, der die Jugendlichen viel freie Zeit kostet und sich über Wochen erstreckt, ist ein voller Erfolg - aus dem Erlös können zwei Flüge finanziert wer den! Fazit: Viel persönlicher Einsatz sichert das Überleben einiger Kinder. Gestern sind sie also angekommen: getrennt über Monate von ihren Eltern, zu denen sie erst zurückkehren werden, wenn sie so weit wie möglich wiederher gestellt sind, konfrontiert mit Sprachschwierigkeiten, hineingestellt in eine fremde Kultur, die jetzt ihre einzige Überlebenschance bietet. 37 sind gekommen, drei davon nach Steyr und Linz - Hunderte warten weiter auf die Chance, geheilt zu werden; ich träume davon, daß unser Einsatzes we nigstens einigen ermöglicht! Mag. Gerlinde Blattner

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