kann dann unvermittelt Chaos entstehen, ganz in Gegensatz zur üblichen Auf fassung, nach der eine doppelt so große Kraft eine doppelt so starke Wirkung hervorruft. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit haben wir die Welt mit der strengen Geomet rie der Griechen erklärt. Wir schienen in einem Universum zu leben, das einem Uhrwerk glich, das von unveränderlichen Gesetzen regiert wurde - den Geset zen der Mechanik-, die Isaac Newton im 17. Jahrhundert entdeckt hatte. Newton beschrieb, wie die Schwerkraft die Bewegung der Planeten bestimmt. Man glaubte in der Folge, daß alle phy sikalischen Sy steme den Geset- -ir w SS s zen der Mechanik gehorchen, und daß der Schlüssel zu ex akten Vorhersagen einfach exakte Mes sungen seien. Diese neue Naturphiloso phie führte zwangs läufig zu einem Schluß, der erst mals von dem fran zösischen Mathe matiker Pierre Simon de Laplace aufgestellt wurde: „Ein Geist, der alle Kräfte der Natur kennen würde und für einen Augenblick die Lage und die Geschwin digkeit aller Teilchen, aus denen die Natur besteht, erfassen könnte und der genügend groß wäre, alle diese Daten einer Rechnung zugrunde zu legen, könnte die Bewegung der größten Körper des Weltalls und die der kleinsten Atome vorhersagen. Für ihn würde nichts unbestimmt sein und die Zukunft und die Vergangenheit würden offen vor ihm liegen." Dieser Geist wird heute kurz „Laplecescher Dämon" genannt. Obwohl es offensichtlich Schwierigkeiten bei der Realisierung des Laplaceschen Gedankens gibt, zweifelte mehr als 100 Jahre kaum jemand an seiner prinzipiellen Berechtigung. Im Verlaufe der wissenschaftlichen Entwicklung im 20. Jahrhundert brach jedoch der Laplacesche Determinismus aus zwei sehr unterschiedlichen Gründen zusammen. Der erste Grund ist die Entwicklung der Quantenmechanik. Ein zentrales Axiom dieser Theorie ist des Heisenbergsche Unschärfeprinzip - demnach gibt es in Mikrosystemen (im Bereich der Elementarteilchen) eine grundsätzliche Grenze für die Genauigkeit, mit der gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit gemessen werden können. Die Unschärferelationen erklären einige stochastische (zufällige) Phänomene in der Atomund Kernphysik - etwa den radioaktiven Zerfall von Atomkernen - recht gut.
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