In Memoriam Oberstudienrat Prof. Dkfm. Josef Grün Für jeden aber ist die Lebenszeit, die ihm zugemessen ist, der kurze Augenblick, in dem wird, was sein soll. Karl Rahner Zwanzig lange Schuljahre war ich Dein Tischnachbar im kleinen Konferenzzimmer der Handelsschule in der Schwimmschulstraße. Vieles hast Du uns Jüngeren während dieser Zeit mitgegeben aus Deinem ereignisreichen Leben: Humor, Fleiß, Ordnungsliebe, Selbstdisziplin, Bescheidenheit, Geradli nigkeit und eine für alles aufgeschlossene Geisteshaltung. Klarheit im Denken und ein profundes Fachwissen konnte ich oft an Dir bewun dern. Stets warst Du uns ein verläßlicher und hilfsbereiter Kollege. In der Weihnachtszeit des Vorjahres habe ich Dich und Deine Gattin noch be sucht. Wir sprachen von Deinen weiten Reisen, von den Erlebnissen während unserer Lehrtätigkeit. Trotz Deines Leidens - Du hattest mehrere Infarkte hinter Dir - warst Du guter Laune und lenktest mich geschickt von Deinem Gesund heitszustand ab. Niemand von uns dachte damals daran, daß es unser letztes Zusammensein werden sollte. Schon eine Woche später, am Neujahrstag 1990, hast Du uns, im 79. Lebensjahr stehend, für immer verlassen. Auf Deinen Wunsch hin wurdest Du im Familiengrab auf dem Friedhof in Waidhofen beige setzt. So schloß sich Dein Lebenskreis in der Stadt, wo Du einst begonnen hast. Am 25. Oktober 1911 wurdest Du in eine Eisenhändlerfamilie zu Waidhofen hin eingeboren. Nach der Pflichtschulzeit besuchtest Du die Bundeshandelsakade mie in Linz. Als Neunzehnjähriger hast Du an dieser Schule die Reifeprüfung mit Auszeichnung abgelegt. An der Hochschule für Welthandel in Wien hast Du von 1930 bis 1936 Deine Studien fortgesetzt. Hier wurdest Du im Mai 1934 zum Diplomkaufmann graduiert. Bevor Du am 9. November 1947 in die Handelsschule Steyr als Lehrer für kauf männische Fächer eingetreten bist, mußtest du viele Posten in einer schweren Zeit antreten. Deine Chefs stellten Dir beste Zeugnisse aus für alle Funktionen, die Du ausgeübt hast: Praktikant, Fremdsprachenkorrespondent, Buchhalter als Wirt schaftsprüferassistent, Mitarbeiter in der Statistik eines Industrieunternehmens. Im Juni 1941 wurde Dein Werdegang durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Fast 5 Jahre lang warst Du an der Ostfront. Du hast in den Sümpfen um Leningrad im Extremwinter 1942 fast Unerträgliches mitgemacht. Zurückgekehrt hast Du in der schweren Besatzungszeit eine Dich harmonisch ergänzende Frau gefunden. Sie hat bis zu Deinem Tode Leid und Freud mit Dir geteilt. Ihr habt gemeinsam das Eigenheim in der Ottokarstraße gebaut. Im Herbst 1947 hast Du unter der Direktion Wolfartsberger als Hilfslehrer an der vierklassigen Handelsschule begonnen. Ein Jahr darauf wurdest Du Vertragslehrer. Am 1.5.1949 wurdest Du zum „Prov. Professor" ernannt. Nach weiteren vier Jah ren warst Du „Professor" für die 1. Fachgruppe. 13 Dienstjahre später hat Dir der Bundespräsident am 21. Juni 1966 den Titel „Oberstudienrat" verliehen und damit Dein verdienstvolles Wirken als Lehrer der Handelsschule und der inzwischen neu gegründeten Handelsakademie gewürdigt. OSTR. Dr. Ludwig Hübner
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