„Oma, wie war das 1938?" Die Märztage 1988 aus der Sicht eines Geschichtelehrers „Meine Oma war zu dieser Zeit erst 11 Jahre alt; sie war damals, als die Truppen einmarschierten, mit einer Freundin in Steyr. Alle rund um sie fingen zu schreien an und hoben die rechte Fland, dabei drängten sie nach vorne. Meine Großmutter hatte Angst und wurde immer weiter nach hin ten gedrängt." Diese und ähnliche Berichte lassen erkennen, daß die Schüler mit der jüngsten Vergangenheit hautnah in Berührung kamen. Die Omas und Opas waren vielfach selbst noch Kinder, die damals oft noch nicht verstanden, daß Osterreich und seine Bewohner Wertvollstes - nämlich die Selbständigkeit und Freiheit ihres Landes - für das „Tau sendjährige Reich" verloren hatten. Wie sollten diese Gedenktage gestaltet werden? 1. „Oral history" — Fragestellungen der Schüler an ihre Großeltern, an Zeitzeugen. 2. Sachliche Informationen zum Zeitgeschehen im Unterricht in allen Klassen mit Diskussionen. 3. Referate zu Spezialthemen (hpts. in den IV. Jahrgängen) 4. Einsatz von geeigneten Medien: Dokumentationssendungen („Oster reich I", „Der Anschluß", „1938"), Spielfilme („Der Bockerer", „Die Welle", „Das Tagebuch der Anne Frank"; als Beispiel für passiven Widerstand: „Gandhi") 5. Exkursionen (Wien: Filmmuseum; Linz: Anne-Frank-Ausstellung) Die Aktivitäten wollten wir im Februar '88 beginnen lassen und sollten zusammen mit den „offiziellen" Gedenkfeiern in den Medien abgeschlos sen werden. Schon Wochen vorher boten die Medien eine breite Palette an Informa tionssendungen, Berichten und Kommentaren an. Unsere Befürchtungen gingen in Richtung „Ubersättigung der Schüler". Leider mußten wir das Gegenteil feststellen - bei mehr als 70% der Schüler bestanden trotzdem erhebliche Informationsdefizite. Das Angebot in den Medien war von den Schülern also sehr wenig genutzt worden. Der Geschichteunterricht mußte abhelfen. Offensichtlich warteten einige Schüler wirklich auf sach liche Informationen im Unterricht und deren Untermauerung durch Dokumentationen und Filme. Passivität: In den Diskussionsrunden taucht es wieder auf, dieses passive Verhal tensmuster von etwas weniger als der Hälfte der Schüler. Ist es echtes Desinteresse ?
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