Warme, kalte Sonne Ein Novemberträum Die Jacke ist gefüttert - nicht gerade der letzte Schrei, aber unterstützt von einem Pullover und einem eher sommerlichen Hemd erfüllt sie "wenigstens den Hauptz"weck, mich nicht vor Kälte erzittern zu lassen. Ja, ja, der Sommer ist vorbei, obtvohl ich's kaum glauben kann. Z"war -waren sie endlos lang, die vielen verregneten Tage, doch kann ich mich jetzt kaum zurückerinnern, außer an bestimmte Augenblicke. Also ein Som mer, wie einer von jenen aus meiner Kindheit, der ich gerade erst ent wachsen bin. Ob sich wohl die alte Frau, die eben an mir vorbeigeht, noch an die Kind heit erinnert? Ich werfe einen raschen, vielsagenden Blick in ihr Gesicht, und ich spüre, wie sie meine Jugend zum Nachdenken anregt. Zum Nach denken über ihr Leben, das jetzt im Herbst steht, ebenso wie das Jahr, ebenso wie die Bäume, die gegenüber der Friedhofsmauer in einer nicht besonders strengen Reihe stehen, und das seit vielen Jahre. Die Parallelen zwischen der alten Frau und den Bäumen sind unübersehbar, jedoch schießt mir plötzlich ein seltsamer Gedanke durch den Kopf. Warum wirkt die Frau alt, gebrechlich und nicht besonders anmutig, während der Baum, an dem ich soeben vorbeischlendere, in herrlich sattem Gelb er strahlt? Beide stehen doch im Herbst. Ich sehe jedoch schnell, daß es wahrscheinlich vergeblich ist, darauf eine Antwort zu suchen und verdränge diesen wirklich etwas seltsamen Ge-
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