JAHRESBERICHTSTHEMA Träume - Illusionen - Wirklichkeiten: Gedanken aus Lehrer- und Schülersicht Versuche mit Personen, die während Schlafensperioden systematisch am Träumen gehindert wurden, haben erwiesen, wie wichtig, ja geradezu lebensnotwendig es ist, verdrängte und unbefriedigte Wünsche mittels Träume auszuleben: Schwere seelische Störungen, Depressionen u.a. waren die Folge. Aber nicht nur für den einzelnen, auch für die gesamte Menschheit waren Träume, verstanden als Utopien, als Projektionen des bloß Gedachten, Gewünschten, Erhofften, als mögliche Wirklichkeitsentwürfe und tat sächliche Problemlösungsstrategien immer schon von existentieller Bedeutung. Ohne Utopien wäre kein Fortschritt, und dies nicht nur in technischer Hinsicht, möglich gewesen. Doch mehren sich in letzter Zeit Anzeichen, die die uneingeschränkte Fortschrittsgläubigkeit vieler Menschen in Frage gestellt und Ratlosigkeit und Verunsicherung zurückgelassen haben. Auf verschiedensten Ge bieten hat sich vermeintlicher Fortschritt als tatsächlicher Rückschritt erwiesen, fast scheint es überflüssig, hier das vielzitierte Beispiel der Kernenergie anzuführen. Wie unlängst in Tschernobyl, haben sich in jüngster Vergangenheit zunehmend mehr traditionelle Werte, Denk muster und Gesetzmäßigkeiten als verfehlt oder überholt herausgestellt. Goldene Kälber mußten geschlachtet, Denkmäler von ihren Sockeln ge stoßen, Maßstäbe, die lange Zeit uneingeschränkte Gültigkeit besaßen, revidiert werden. Das Schlagwort vom „Umdenken" ist zu einem der meiststrapazierten unserer Gegenwart geworden, einer Zeit, die wie keine andere zuvor von Kurzlebigkeit und Wandlungsfähigkeit geprägt ist. Wer sich die Ent wicklung verschiedenster Technologien vor Augen hält, wer die compu terbedingte Veränderung von Arbeitsprozessen mitverfolgt hat, wer die umwälzenden Neuerungen in Wissenschaft und Forschung kennt und um die Wichtigkeit von Innovationen im wirtschaftlichen Bereich weiß, kann ermessen, wie stark das Leben gerade in unserer Gegenwart einem steten Wandel unterworfen ist. Lebensrhythmus und Lebenstempo haben sich spürbar beschleunigt, und nicht wenige haben damit nicht schritthalten können. Was heute als gesichert gilt, scheint morgen um stritten und übermorgen überholt. Zurück bleibt der Mensch, dem es zunehmend schwerer fällt, sich in die ser schnellebigen Wirklichkeit zurechtzufinden und klar erkennbare Orientierungspunkte für sich selbst auszumachen. Jüngste Trends und Entwicklungen auf verschiedensten Gebieten haben aber auch eines ge zeigt: Zunehmend mehr Träume sind inzwischen ausgeträumt, haben
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