man (iebt selbst aus dieser flüchtigen Uebersicht, wie eng sich der Beimatschutz mit wirtschaftlichen und sozialen Dingen berührt. Darum ist er auch durchaus keine bloss ästhetisch-kulturelle Angelegenheit, sondern in gleichem Matze eine wirtschaftlich-soziale. Und es kann auch gar nicht anders sein. Wir wissen längst, datz jede äutzere Erscheinung nur der Ausdruck des sie verursachenden sebenszuttandes ist. Line geschändete Datur zeigt uns an, datz der wirtschaftlich schlechte Zustand eines Raubbaues ihr zugrunde liegt, und die furchtbar öde Er- (cbeinung der proletarischen Zinskaterne weist anklagend auf die schlechte soziale Ordnung hin, die ihre Ursache ist. Wenn der ßeimat(d)ub solche Erscheinungen bekämpft, so kann er dies wirksam nur durch Bekämpfung ihrer Ursachen. Darum steht er im engen Bunde mit den Reform- bestrebungen der Gegenwart, der Wobnungs-- und Bodenreform, der Gewerbeförderung und der Werkbundbewegung, mitten im lebendigen Gegenwartsleben steht so der Beimatschutz : der keine unfruchtbare Raunzerei um die gute alte Zeit ist, sondern das kraftvolle Erstreben einer guten neuen Zeit. Er ist um den längst als möglich erwiesenen Ausgleich zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und kulturellen Sortierungen. Dieser Ausgleich wird erreicht werden durch Eindämmung ichsüchtiger Ausschreitungen des technisch-kapitalistischen Betriebes mit Rücksicht auf das Gesamt- wobl und durch Uermittlung zwischen Bevölkerung und Rünstlerschaft zum Zwecke, fähige Gestalter der wirtschaftlichen Einrichtungen in Stadt und fand heranzuziehen. Und wer leistet nun bei uns diese Beimatschutzarbeit? Gleich wie in Deutschland ist der Beimatschutzgedanke bei uns aus dem üolke bervorgewach(en, und die Arbeit ist für ihn von großen Uereinen in jedem Bundeslande, die zum österreichischen ljei- matschutz-Uerband (Wien, VIII., Auerspergfeiler der Vereinigung Reimatscbutz in'Steyr. Rudolf Sommerb über len. mit Stau und Enkelkindern. En Steyr! Rundum das Gold der Saaten lacht, von Bergen treu beschirmt. Da hast Du Deine Giebelpracht zum Bimmel aufgetürmt. Aus wundersamen Böfen grübt der Säulen Zier und Pracht, Smaragden Well’ um Well sich küsst in lauschiger Sommernacht. Seit alter Zeit dem Eisen treu und deutschem Wort und sied, Ist Deine Schönheit still und scheu gewachsen und erblüht. 0 weckt es auf und kommt und seht! Dornröschen ist so traut 1 Der Schönheit Bauch darüber weht.------- Wohl dem, der sie geschaut! Prof. 0. Goldbadjer. (trabe Dr. 1) zusammengeschlossen sind, aufgenommen und in stets wachsendem Matzedurchgeführt worden. Aber auch der Staatzählt den Beimatschutz zu den Angelegenheiten seiner Uerwaltung vor allem im Sinne der Förderung der vereins-- mätzigen Tätigkeit auf diesem Gebiete, die tieferund rascher in die Bevölkerung wirkenkann. Dach der glücklichen Neuorganisation zu Ende des (Jahres 1922 find nun die staatliche Pflege von Denkmalpflege, Beimatschutz und Naturschutz in einer 5acb-- bebörde vereinigt, dem Bundesdenkmalamte (Wien, VIII., Auerspergstrasse Dr. 1) mit (einen sandesdenkmalämtern in den Bauptstädten der Bundesländer. Staat und Uer-- einsorganisation wirken in engster Fühlung zusammen, wie dies auch äusserlich auf der Beimat(cbuh=Cagung in Wien 1921, in IDurau 1922, in Innsbruck 1923 zutage trat, • und jetzt in Steyr [ich erweisen wird. (In Steyr tagt heuer der österr. Beimatverband vom 9,—13. (Juli. Die Tagesordnung ist auf der letzten Seite angeführt.) Aber Organisation und Gesetze können immer nur Belfer am Werke sein. Wirklich gedeihen kann dies nur, wenn jeder 'einzelne an (ich arbeitet, um sich mit der Gesinnung des Beimatschutzes zu erfüllen und mit der Ueberwindung von Eigennutz und Rücksichtslosigkeit und mit der Einordnung in die Allgemeinheit in sich selbst zu der sittlichen Weltanschauung zu kommen, die der Beimatschutz letzten Endes in sich schliesst. □□□ Gotische Bildsäule am einstigen ßofgericht in Steyr. Schnallentor. Dr. R. Klunzinger. Romanische Säule im Bürgerfpital. Dr. R. Rlunzinger. Seitdem die Stadt die Berichtsbatkeit besah, wurden nächst dem BildstSdtel die Delinquenten hingerichtet. Vor ihr verrichteten dieselben ihr letztes gebet. Diese reidjgestallete Säule wurde 1S09 vom Steyrer Bürger ttlollgang Katzinger gestiftet. Die prächtigen Reliefe illustrieren: ßeifeelung, Kreuztragung, Kreuzigung, sowie die Beiligen Paulus, tbomas und Christoph. 1S4S vollzog man die letzte Binriehtung. 27/1924 6
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2