Oesterreichische luslrierle Zeitung Erscheint wöchentlich Deutsches Familienblatt Anschrist: Wien, 3. Bezirk, Klimschgasse 5, Fernruf 15=64 Erscheint wöchentlich 34. Jahrgang (Uien, 6. Juli 1924 Rest 26 Geleitwort. Mit dieser Festschrift begrüßt die „Oeslerr. Illustrierte Zeitung" die Keimatschuh-Tagung in der über alle Maßen schönen Eisenstadt Steyr. Weit über den Rahmen der Tagung hinaus verbreite diese Festschrist die Gedanken des Keimat- schuhes und diene dem harmonischen Zusammenklang von gut-österreichisch und echt-deutsch. □□□ Vom Sinn des Heimatschutzes. Uon Ijofrat Dr. Karl Giannoni. Bis das alte österreichische Staatsgefiige zusammenbrach, dem deutschen Reste von Oesterreich der Anschluß an den großen deutschen Mutterstaat versagt blieb und der Glaube an eine staatliche Beftandfähigkeit jenes Restes vielerörtert bei uns fehlte, da standen die Deutschen Oesterreichs großenteils ohne Staatsgedanken da. Aber die Uolks(eele verlangte nach einem inneren Balt, nach einem Gefühlsinhalte, nach dem (ich das öffentliche Leben hinordnen wollte, für den es über die Dotdurft des tages hinaus wert war, zu leben. Bis dieser unverlierbare Balt, als der feste, bodenverwach(ene Jels, der auf der Rutsch- fläche aller öffentlichen Dinge festen Stand gewährte, erwies sich da allein die Beimat. Der Beimatgedanke, im österreichischen Alpen- und Donauland stets lebendig, wuchs aus der Uolksfeele mit ungestümer Kraft zur Richtung gebenden Macht des öffentlichen Lebens empor. Mit allen Kräften des inneren Giesens erfaßte man die Beimat: mit Denken, Uon diesen dreien schließt der letzte die beiden ersten mit ein; Beimatschutz ist angewandte Beimatkunde, ist werktätige BeimatBus der alten €ifen|tadt Steyr. €inzdfifiur am CUerndldenkmal von üilgncr. liebe zugleich. Und nichts tut uns gegenwärtig mehr not als er. Denn die Beimat ist das letzte Kapital, das uns geblieben ist. menfchengewirkten Eigenart und Schönheit uns selbst im Lande bleiben und den Fremden zu uns kommen heißt. Die Datur unseres Landes, die Ortschaften darin und das Uolks- turn seiner Bewohner in seiner heimatlich geprägten Besonderheit, das macht diese Beimat aus. (Das an Gierten und Eigenart in diesen dreien ruht, zu erhalten, und was wir neu darin schaffen, als neue ebenbürtige Gierte zu gestalten, das ist der Sinn des Beimat- schutzes. Und will man flüchtig (eine Aufgaben auf jenen drei Gebieten andeuten, so wären sie: 1. Aufnahme und Inventarisierung der Datur- denkmale, Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Gegenstände, Schaffung von Naturschutzgebieten, Verhinderung von Uerun(taltung der Landschaft, Uerbesserung von Plänen für Glanerkraftmmung, für Industrie- und Uer- kehrsanlagen im Sinne des nötigen und möglichen Ausgleiches zwischen wirtschaftlichen und kulturellen Forderungen. 2. Erhaltung des Runftgutes sowie der künstlerischen und charakteristischen Ge(amter(cheinung der Ortschaft und ihrer Einzelwerte; Beratung der Gemeinden bei Anlage der Regulierungsplätze, Bauberatung für Gemeinden, Körperschaften und Private zur Beeinflussung des baulichen Deufchaffens im Sinne sparsamer, kulturwürdiger Gestaltung im Städtebau, bei Siedlungsanlagen und bei Einzelbauten für Gl ohn- und Dußzwecke; Beratung der Bevölkerung in allen Angelegenheiten der Fried- hofskunst und der Kriegerehrungen; Einflußnahme auf eine entsprechende Ausbildung der Baumeister und Bandwerker. 3. Fest- «A ‘%’s ; &,r N . rnwm . Bit-Steyr. Fühlen und GJollen; Beimat kennen, lieben und bewahren, stellten immer mehr Menschen sich zur Aufgabe; Beimatkunde, Beimatliebe, Beimatschutz gewannen an tiefe und Gleite. Kupferstich um 1750: Steyr, Gesamtansicht. das wir bei der dringenden Notwendigkeit, es wirtschaftlich zu nutzen, nicht mitverbrauchen dürfen, sollen wir nicht seelisch und leiblich zu Bettlern werden. Sie ist das einzige, das in seiner erdgegebenen und Photo: Cb.in, Steyr. Heilung und Erhaltung der lebensfähigen Schöpfungen des Uolkstums und der Uolks- kunst in Brauch, tracht, Spiel, tanz, Musik, Bausrat und Arbeitsgerät und Vermittlung guter neuer Gebrauchgegenstände. l* 5 27,1924
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