Säle und Zimmer. Ueber den „Bärengraben“ führt ein beller Laubengang, durch ein prächtiges Cor kommen wir in den großen, (timmungsrei-- chen.nunmehr der öffentlichen Benützung übergebenen Schloßpark, der einen schönen Weiber und ein liebliches Bartenhaus in Rokoko enthält. Rite, herrliche Schmiedeeisenarbeiten. welche im Schlosse sowie in vielen Patrizierbäulern der Stadt zu finden sind, zeugen von der Kunstfertigkeit, die hier allezeit geherrscht bat. Dunkle,lauschige Lätzchen führen hernieder zum Stadtplatz,dessen architektonische Schönheit und Geschlossenheit wohl ganz einzig ist. Giebel reiht sich an Giebel, Gotik und Barock stehen hier in edlem Wetteifer und entfalten in ihrer Gesamtheit ein seltenes Bild deutscher Städteschönheit. Jedes Raus ist sozusagen ein künstlerisches Einzelwesen für {ich. Uor allen anderen fesselt der ehemalige Gasthof „zum goldenen Löwen", im Uolksmund kurzweg „Bummerlbaus“ (Bummerl = Pudel) wegen der seltsamen Gestalt des Löwen am Wirtsschild so genannt. Edel und rein hat sich dieses unschätzbare Kleinod eines gotischen alten Bürgerhauses erhalten bis auf den heutigen tag. Das gegenüber befindliche Rathaus, erbaut im leuchtendsten Barock mit ungemein zierlichem Curm, gehört zu den schönsten Bauten dieser Art. Wenn in den sonnigen, entschwundenen Uorkriegstagen die altertümlichen „Kobelwägen“ in die Parktor des Schlosses samberg Stadt hereinschwankten, wenn hunderte von Bauern mit gleitenden Silber- knöpfen an den Westen langsam und behäbig über den Platz stapften Bäuerinnen mit ihren schmucken, und die schwarzen Blick gegen den Zusammenfluß von Gnns und Steyr. Kopftüchern, in langen Reihen auf ihren niedrigen, oft uralten Schemeln sitzend, an Dr. R. Klunzinger ttlesnerbaus am Pfarrplatz. Donnerstagen ihre Waren feilboten, so konnte sich wohl niemand dem Zauber dieses Bildes entziehen. Strenge wurde der jahrhundertealte Standplatz jeder Warengattung eingehalten, so standen und stehen auch heute noch um den alten granitenen seopoldibrunnen die Wurzelgräber, Pilze- und Beerenverkäufer. Lautes Creiben und feilschen herrscht auf dem alten Platze und in den vielen gemütlichen Gasthöfen, deren Wirtsfchilder vielfach Kunstwerke erlesensten Geschmackes sind und in so großer Zahl kaum irgendwo anzutreffen sind, ln den Gaststuben hängen noch vielfach die reizenden, oft wertvollen Innungszeichen der verschiedenen Bandwerder und — in den stillen, säulengeschmückten Böfen der Bäuser webt der Craum alter Berrlicbkeit.Reine Stadt, auch Dürnberg nicht, ist so reich an schönen Böfen wie Steyr. Reihen vonCauben- gängen, getragen von schön Dr. R. Klunzinger. ornamentierten Steinsäulen führen meist rings um den Bof. Durch diese, vor jeder Wetterunbill geschützten Gänge kann man rasch in alle teile und Stockwerke des Gaules gelangen; Brunnen, hie und da Steinfiguren zieren den Bof, wildes Weinlaub rankt sich empor, windet sich über schöne Eisengitter und jo entsteht ein eigenartiges, von dem Straften- lärm völlig abgeschlossenes, heimlich altmodisch anmutendes Innenleben. Was wäre nicht noch alles zu erzählen von vielen anderen alten Galten und von den wenigen noch verbliebenen alten Stadttoren, durch welche das satte Grün der fruchtbaren Umgebung bereingrüftt; besonders das „Schnallentor“ und das „Deutor“ Innerberger Rornjpeicher“ letztgenannte Gebäude ist durch seine herrliche Bauweise, geschmückt mit vielen schönen Sgraf- fitozeichnungen besonders zu nennen und bietet nunmehr dem reichhaltigen städtischen Museum, sowie dem alten Steyrer Krippentheater eine unvergleichliche Unterkunft. Bemerkenswert sind die Denkmäler, welche hier Meister Lügner schuf: für Josef Werndl, dem Schöpfer der österreichischen Waffenindustrie und für Anton Bruckner, den mei(ter der töne, der in den Ferienmonaten stets in Steyr weilte und im Stadt- pfarrhofe seine letzten Symphonien schuf. Einer ausführlichen Beschreibung für sich wären die Kirchen Steyrs wert, besonders die gotische Stadt- pfarrkirche mit ihrem schönen Lurm, der auf Stadt und Umgebung eine weitreichende Aussicht bietet, und das idyllische IDesnerhaus. Steyrs Umgebung verdient wohl auch noch ein herzliches Wort, denn sie ist nach Dr. R. Klunzinger. beim sogenannten, seien genannt. Das bof in der Kircbengaffe 16. Dr. R. Klunzinger. 27/1924 10
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