Die Überschwemmung im Jahre 1899
6 — Verkehr zwischen Stadt und Steyrdorf, Ennsdorf und Neu¬ schönau war unterbrochen. Die meisten Geschäfte links am Stadtplatze und in der Enge mußten geschlossen werden, da die Enge theilweise nur mittelst Zillen passierbar war. Von der hochgelegenen Schlüsselhofgasse aus konnte man beobachten, wie die Fluten der Enns und Steyr volle und leere Fässer, Balken, Pfosten, Scheiter in Unmassen, Bloche, Zäune, ganze Brückentheile, Dächer, Kisten Kästen, Truhen, Tische und Sesseln, Schweinställe, Hühnersteigen, Waschtröge 2c. 2c. mit sich führten. Inzwischen waren die beiden hiesigen Feuerwehren im Vereine mit der hiesigen Sicherheitswachmannschaft eifrigst be¬ müht, Delogierungen vorzunehmen und Leute aus der Schwimm¬ schulstraße und Eysnfeld in Sicherheit zu bringen, so lange, bis es nicht mehr gieng, denn die Noth an Kähnen machte sich furchtbar fühlbar. Die Gewässer hatten mittags bereits die Eisenconstruction der Brücken erreicht, ja die Steyrbrücke war sogar auf der Stadt¬ seite bis zur Hälfte überflutet, so dass die Wucht des Wassers einen großen Fleck des Brückenpflasters auszuheben begann. Die Gasfabrik welche ebenfalls tief im Wasser stand, mußte infolge schwerer Beschädigung der Gasleitung den Betrieb einstellen, so dass die Stadt ohne solcher Beleuchtung war. In der inneren Stadt wurde durch Anbringung von elektrischen Glühlampen die Beleuchtung nothdürftig besorgt, während die Hausbesitzer der anderen Stadttheile durch Aufstellung von Lampen oder Kerzen in den Fenstern oder Laternen an den Häusern eine Nothbeleuchtung herstellten. Die Waffenfabriks=Objecte standen 1—2 Meter tief im Wasser, das überall unermeßlichen Schaden anrichtete: alle Gassen und Straßen im Eysnfeld waren wirkliche Wasser¬ straßen. Das neue eiserne Gitter neben dem Directionsgebäude wurde aus den Angeln gehoben und sammt dem linken massiven Pfeiler in die Fluten geschleudert. Der der hiesigen Stadtgemeinde gehörige Holzstadel zwischen dem Mitterwasser und längs der Gaswerkgasse wurde von den Wellen fortgerissen und an einen Nebenbau des Ob¬ jectes XI gelehnt. Dabei wurde die Mauer dieses Neben¬ baues eingedrückt. Arger aber konnte das Wasser nirgends hausen, als am 5 sogenannten Nordpol, allwo in der Nähe des Kugelfanges Häuser ganz verschwunden und von dem fürchterlichen Elemente hinweggeschwemmt worden sind.
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