Die Überschwemmung im Jahre 1899

12 — Ebenso ist bei dem großen Rauchschlote des Objectes XIII der Waffenfabrik (Schäfterei) eine große Erdunterwaschung zu sehen, welche bei längerer Dauer der Überschwemmung hätte gefährlich werden können. Die österr. Waffenfabriks=Gesellschaft erleidet selbstverständlich einen kolossalen Schaden durch die Überschwem¬ mung ihrer Objecte, indem sämmtliche zu ebener Erde gelegenen Arbeitsräume und die Maschinen in denselben total verschlammt wurden, sowie Werkzeuge und Materialien durch Rost litten, was eine ungeheure Summe von Arbeit erfordert, bis der Be¬ trieb wieder aufgenommen werden kann. Die tagelange Betriebs¬ einstellung trifft natürlich auch die Arbeiterschaft durch Verdienst¬ entgang ebenfalls sehr hart, was besonders diejenigen doppelt schwer empfinden, welche noch dazu durch das Hochwasser an ihrem Eigenthume beschädigt wurden. Auch die Rathner'sche Fabrik und die Maschinen¬ fabrik I. Huber & Cie. wurden durch die Überschwemmung in derselben Weise wie die Waffenfabrik stark mitgenommen. Von den Fabriksanlagen am Hammerschmiedberg erlitt die schwerste Beschädigung die Putz'sche Nägelfabrik, welche vom Hochwasser so sehr unterwaschen wurde, dass das rückwärtige rechte Eck des Gebäudes am Donnerstag vormittags, als man glaubte, es sei schon alle Gefahr vorbei, einstürzte. Die Schleife des Messerfabrikanten Herrn Hack wurde an der vorderen Wand beschädigt. Ziemlich erhebliche Unter¬ waschungen des Erdbodens zwischen diesen Objecten und vor der Drahtstiftenfabrik der Firma Frühmann & Brunner, so¬ wie tiefe Verschlammung der sämmtlichen Werksanlagen sind auch dort die Folgen des Hochwassers. Selbstverständlich war auch dort die Arbeit eingestellt worden. Die drei eisernen Brücken der Stadt Steyr hatten auch diesmal Stand gehalten, trotzdem der Wasserspiegel mit denselben fast gleich war und trotzdem dieselben theilweise sogar von den Wogen überspült worden waren. Insbesondere die untere Ennsbrücke hatte einen kolossalen Widerstand zu bestehen; sie hatte eine wirkliche Feuerprobe bestanden, wenn auch manche Reparatur daran nothwendig sein wird. Die Schwimmschulbrücke (System Melan) mit ihrer hohen Wölbung hat sich bei dieser Katastrophe bestens bewährt. Der Gesammtschade in Steyr dürfte nach oberflächlicher Schätzung mehr als eine halbe Million Gulden betragen,

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