November 1919 Seite 5 Hans ontiller. Ein Giroler Vildhauer in Stegr. Das „Bummerlhaus“ in Steyr. alte Eisenstadt Steyr hat schon 5 32h auf viele Künstlernaturen ihren un¬ G * widerstehlichen Zauber ausgeübt und mancher ist schon diesem Wer¬ ben des schönheitsvollen Städtchens an Enns und Steyr erlegen und hat für kürzere oder längere Zeit hier Rast gemacht. So ist es auch mit dem Tiroler Bildhauer Hans Pon¬ tiller, einem der begabtesten und zukunfts¬ reichsten Künstler, über die das herrliche, an Künstlern wahrhaft nicht arme Land Tirol ver¬ fügt. Durch Schickungen aller Art aus der Heimat in die Fremde gekommen, ist der junge, schaffensfrohe Künstler in der Reichshauptstadt und in Oberösterreich rasch bekannt geworden, bekannter als seinen eigenen Landsleuten, ob¬ gleich er an seinem Landl, an dessen Bergen und Bewohnern mit tausend Fasern hängend, ihnen durch seine Abstammung und das Kraft¬ volle in seinen Werken nahe steht. Hans Pontiller 1887 in Jenbach im sanges¬ frohen Unterland geboren, verbrachte seine Jugend in Hall, der alten Bergknappenstadt und Münzstätte, die mit ihren wundervollen Architekturen, dem mächtigen Hintergrund des Bettelwurfmassivs, von dem sie sich türmereich abhebt, auf sein künstlerisches Auge und Gemüt den ersten tiefen Eindruck gemacht hat. Es waren die unberührten, für ursprüngliche Eindrücke empfänglichsten Jahre bis zum 14., die er dort verlebte. Wie so viele große Künstler hat auch Pontiller die rauhe Schule des Handwerkes mitgemacht; er wurde Kunsttischler. Und was er da an technischer Fertigkeit, an Genauigkeit und Sauberkeit der Arbeit, was er in diesen arbeitsreichen und mühevollen Jahren beson¬ ders an Vertrautheit mit dem Material ge¬ lernt hat, es kam ihm später, als er sich vom Hand¬ werk losmachte und die selbständige Künstler¬ laufbahn einschlug, zugute und ist wohl heute noch in seinem Schaffen erkennbar als jene Note, die von Verantwortlichkeit vor dem eigenen Gewissen und Durcharbeitung des Vorwurfes bis zum äußersten spricht. Waren es doch auch gewissenhafte Männer, die es mit ihrem Handwerk und mit ihrer Kunst ge¬ nau nahmen, die seine ersten Schritte auf der künstlerischen Laufbahn begleiteten und tief ihre Spur eingeprägt haben, nämlich Kunstmaler Raffeiner und Bild¬ hauer Penz in Schwaz. Es war sein Jugend¬ traum und seine Sehn¬ sucht, diesen Männern, die er seit seiner Kind¬ heit kannte, nachzueifern und sie, zu denen er als unerreichbare Mei¬ ster aufblickte, zu er¬ reichen. So vergingen die Schwazer Lehrjahre in reicher, stiller Arbeit. Nach vollendeter Lehr¬ zeit ging er dann nach Innsbruck, wo der junge Mann die Staatsgewer¬ beschule durch einein¬ halb Jahre besuchte und von dort nach Wien an die Kunstgewerbeschule und endlich an die Aka¬ demie der bildenden Künste. Seine Lehrer waren Barwig und in der Spezialschule Bitterlich. Schon an der Akademie bekam Pontiller einige erste Preise, so für die hier reproduzierten Werke: „Eva“ und für „Aeneas“. So kam der große Krieg und mit ihm für die schaffende Künstlerwelt eine schwere Zeit. Auch für unseren jungen Künstler sollte sie einen Wendepunkt in seinem Leben bedeuten. Die österreichische Waffenfabriksgesellschaft in Steyr bestellte bei ihm, auf dessen Arbeiten einige kunstverständige Verwaltungsratsmit¬ glieder dieses Unternehmens aufmerksam ge¬ worden waren, einen überlebensgroßen Waf¬ fenschmied, der als Wahrzeichen der Zeit des Weltkrieges in der Halle der neuen Schie߬ stätte der Waffenfabrik in Steyr steht. So kam Pontiller nach Steyr, wo ihn dann noch weitere Aufträge festhielten. Die in dieser Zeitschrift reproduzierten Plastiken Pontil¬ lers geben uns ein in kurzen Amrissen gezeich¬ netes Bild des Entwicklungsganges des Künst¬ lers und zeigen auf, was er erstrebt, wie er seine Kunst als ernste Lebensarbeit auffaßt, wie strenge er mit sich zu Werke geht und welche souveräne Beherrschung des Materials er be¬ reits erreicht hat. Pontiller ist von der Holzbildhauerei ausgegangen und hat sich im Stein und auch in Bronze vielfach schon in großen und kleinen Arbeiten versucht. Er ist in allen Materialen zu Hause und hat sich so einen weiten Spielraum seines künstlerischen Schaf¬ fens gesichert. In seinen ersten größeren, selbständigen Arbeiten, die er, der mittellose Kunstschüler, der um der Existenz willen schaffen mußte, in Angriff nahm, zeigt sich noch stark der male¬ rische Einfluß; die Holztechnik ist zwar auch schon zum sicheren Besitztum seines Könnens geworden, aber die Nachwirkungen seiner Tiro¬ ler Lehrzeit in der Praxis der Werkstätte sind noch unverkennbar. Ziemlich derselben Entwick¬ lungsstufe gehört der „Hlg. Martin“ an, bei dem aber die Rassigkeit des Materials, des wei¬ chen Holzes, glücklich zum Ausdruck kommt. Seine künftigen künstlerischen Wege betritt Pontiller bereits in der Plastik des „Putten mit dem Lamm“, in Birnholz ausgeführt, wo bereits das Material zum beherrschenden Mittel der Ausdrucksart des Künstlers wird und sich die Komposition bindet und einfügt. In den reitenden Alanen“, einem Relief, gehter bereits einen Schritt weiter. Sich in der Masse auszuleben, war ihm aber vor allem im Wehr¬ mann, dem „Steyrer Waffenschmied“. möglich, Kraft und Stärke, die Eigenschaft des Waffenschmiedes früherer Jahrhunderte, mußte in der Plastik zum Ausdruck gebracht werden. And so wirkt diese massige kraft¬ strotzende Figur, die weit über Lebensgröße hat, auf uns nicht drückend, sondern erfüllt uns in ihrer Geschlossenheit mit Zuversicht in ihre Stärke. Eine Arbeit von besonderer Schwierig¬ keit, die sich aber gerade durch den Rhyth¬ mus des Aufbaues charakterisiert, war die Aeneasgruppe, der unter acht Konkurrenten der „Kaiserpreis“ zuerkannt wurde. Ein Gegen¬ stück zum „Aeneas“ ist der „Christophorus“ der allerdings nur Modell geblieben ist. „Eva“ ist wieder ein Beispiel der Komposition ins Ma¬ terial. In die festgesetzten Maße eines vorhan¬ denen Steinblocks mußte das Werk sich einfü¬ gen. Der „Hubertus“ in Ebenholz zeigt bereits alle Vorzüge des Künstlers: Beherrschung des Materials, rhythmischen Aufbau, Herausar¬ beiten des Typischen. Das sind einige Beispiele der Kunst Pon¬ tillers, die uns noch viel Schönes verspricht. Sein Heimatland Tirol kann mit berechtigtem Stolz auf seinen Sohn in der Fremde blicken. p. Obergasse in Steyr.
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