Hochland, Heft Steyr, November 1919

St. Hubertus. Nach diesem Bilde machte der Direktor des Melpomene=Theaters eine kleine=Pause und be¬ obachtete die Wirkung, die der erste Teil seiner Rede hervorrief. Er konnte zufrieden sein. Die Soubrette schluchzte laut, der dicke Postbeamte weinte bitterlich und der Charakterdarsteller wischte sich die Augen Der Direktor sprach weiter. Er begann nun alle größeren komischen Rollen aufzuzählen, die der Verstorbene gespielt hatte. Er gedachte in bewundernden Worten seines Lubowsky“ er sprach von seinem zwerchfellerschütternden „Schuster Knieriem“ und seinem überwältigend komischen „Eingebildeten Kranken“. Er war unerschöpflich in Worten der Anerkennung Da geschah etwas Seltsames. Knutzkes tränenvolles Gesicht hellte sich auf, als der Direktor von den humoristischen Hochzeitlied. (Meinem lieben Freunce Herm. v. Gilm am 24. November 1861.) Schier lang wars herganga, Bis D' a Mann wirst, mein Bue, Endling do, na, guetn Gsund, Glück und Sögn dazue! Abern groaßmächtign See, Aufs Gebirig voll Schnee Derfst iezt umi und aufsi, Da Man had das Prä. And dös zuegsiegelte Buech Springt iezt selm auf vo Dir, Bustabier drin und lös, Wann di lust't, wo und wier. Und iezt mörk, was i sag, Hast mit 'n Denka kain Plag, Nur a Sprücherl a klains, A klains Sprücherl, nur ains: St. Martin. Holzplastiken von H. Pontiller. Schöpfungen seines Freundes sprach. In den Augen stand ihm noch das helle Wasser, aber um die Mundwinkel zuckte es verräterisch, als der Direktor von dem „Schust er Knieriem“ sprach. Er schnitt greuliche Grimassen. ... And schließlich lachte er mit dem ganzen Gesicht in das Grab hinunter ... Da war's um die Beherrschung der Trauer¬ gesellschaft geschehen. Schon während der phrasenreichen Rede des Direktors hatte sich bei einigen jener ver¬ hängnisvolle Lachkitzel eingestellt, der nervöse Menschen oft in den ernstesten Momenten ergreift. Nun sahen sie die Fratzen des dicken Post¬ beamten und kämpften verzweifelt gegen die heitere Amwandlung an, die sie befiel. Sie schämten sich vor sich selbst — aber sie lachten. 6880 Steign, wanns schen is und hell Fahrn, sicher nöt z'schnell, Lösen deutli, nöt z'viel, Aberall Maß und Ziel! Das sagt dar an older, A grundgscheida Mann, Der 's drum so guet waiß, Weil er 's selm nöt had than. Franz Stelzhammer. Letzte Blume. Was Frühlingsgunst mir einst gebracht An süßem Duft, an Farbenpracht, Ich hab' es treu zum Strauß gebunden In glücklichen Stunden. Was ich geglaubt, gehofft, geträumt, Ist längst vorüber, ist längst verschäumt Nun leg' ich wunschlos zur welken Rose Die Herbstzeitlose. B. Del=Pero. Steyrer Wehrmann. Und die warme Herbstsonne flutete über den Kirchhof und trocknete die glitzernden Trop¬ fen auf den marmornen Kreuzen. Die Sonne war aus dem schweren Gewölk siegreich hervor¬ gegangen, wie Knutzkes Heiterkeit aus schwerem Leide. Und mit dieser Heiterkeit hatte er seinem toten Freunde den schönsten Tribut entrichtet. Als die seltsame Trauergesellschaft sich ent¬ fernt hatte, begann der Totengräber das Grab zuzuschaufeln. Er lachte, daß es ihn nur so schüttelte und zündete sich eine kurze Pfeife an. „Na, so ’ne damliche Gesellschaft ist mir doch nie vorgekommen!“ Heider hatte seinen Lacherfolg. En die Nacht. Komm liebe Nacht und breite deine Schwingen Auch über meinem Lager gütig aus Daß ich vergeß' des Tages heißes Ringen Und meines Herzens stürmisch wild Gebraus. Senke dich milde über alle Hütten, Sende dein Kind, den Schlaf, in jeden Raum, Tröste die Herzen, die im Sturme litten Durch leidentrückten, wonnesamen Traum. Und allen armen schmerzgequälten Kranken Tue die Güte deines Wesens kund. Allen, die mühvoll durch das Leben wanken Und deren müdgelaufene Füße wund. Alles, was Bruder Tag an Leiden brachte, Heile du, Gütige, mit milder Hand And führe alle Tränenvollen sachte In deiner Träume buntes Märchenland. Huna Lap 688O November 1919

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2