Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

62 den gählichen Sturm (auf dem Attersee) ausgestandene Lebensgefahr in Anschlag ge- bracht werden, so würde oben angesetzter Betrag per 17 fl. 53 kr. nicht nur gänzlich abfallen, sondern von dem Herrn Abten überhin ein Rest heraus billig gefordert werden können.“ Eybel glaubt, der Kaiser werde zufrieden sein, dass er die Zeit in Mondsee nur mit Arbeit zugebracht hat statt mit Essen und Trinken. Er speiste um 11 Uhr im Refectorio mit seinem Gefolge und fing dann gleich zu arbeiten an; im Stift kehrte er ein, da es der Abt dem ersten Kommissär übelgenommen, dass dieser im Wirtshaus Quartier genom- men. Die kaiserlichen Entscheidungen in der Hauptsache erfolgten erst 1783. Unter dem 4. Februar erging die Entschließung, dass es bei der eingestellten Fortsetzung des Baues sein Bewenden habe, dass kein Neubau im Stift dürfe geführt werden, als insoweit eben ein oder anderer Zusatz notwendig wäre, um das bereits Bestehende vor dem Verder- ben zu bewahren, und dass es von der angetragenen Niederreißung des neuen Gebäu- des ganz abzukommen habe, doch solle der Abt Ersatz leisten für das eigenmächtige Bauen. Unter dem 3. Juni 1783 erging die Hofentscheidung: Da der Prälat zu Mondsee zu seinem jährlichen Unterhalt ohnehin nur 1000 fl. ausgezeichnet hat und nach allseitiger Bestätigung schon derzeit sehr eingeschränkt lebt, so werden ihm hievon 600 fl. jährlich zu seiner Subsistenz bewilligt, die übrigen 400 fl. hat er alljährlich in die Stiftskassa so- lange zu legen, bis die von ihm aus dem eigenmächtigen Bau verwendeten Unkosten eingebracht sein werden. Unsere Geschichte ist vorausgeeilt; sie hat noch einiges zu sagen vom Jahr 1781. Im Bild, das sich am Stift Mondsee aufgerollt hatte, zeigte sich der innere Zustand nicht bloß eines Klosters... auch die Zukunft der Klöster? jedenfalls schon die Gefahr! Sie drohte allen Klöstern; auch allen Mönchen — schließlich liebten sie doch alle ihr Kloster (exceptio firmat regulam), die Ereignisse, die „letzten Dinge "haben es gezeigt. Besonders fürchtete man für das Stift Lambach. Schon 1772 hatte der Abt in einem Brief an den Fürstbischof zu Passau geklagt, dass die „evangelische“ Zeitströmung in seinem Stift einige Verwirrung der Geister angerichtet habe. P. Benedikt Oberhäuser war ein Benediktiner von Lambach, eine Leuchte der Aufklärung, berühmt in der dama- ligen Gelehrtenwelt, im Stift — Novizenmeister! Der Geist tat seine Wirkung. Zum Überfluss lebte im Stift als Pensionär ein toller Graf, der in Schulden steckte und Zeter und Mordio wider den Abt schrie. Der Spektakelmacher berief das eine Mal eine Kreditorenversammlung, um seine Gläubiger an den Abt zu weisen, der ihm mehr schulde, als er ihnen allen zusammen. Dann wieder drohte er, nur um dem Abt eine Verlegenheit zu bereiten, vor dessen Augen sich zu erschießen. Es kam so weit, dass der Abt nicht mehr wagte, (von Linz) in sein Stift heimzukehren, sondern in einem Jägerhaus sich verbarg; von dort kam er einmal zur Nachtzeit heimlich ins Kloster, um mit Hilfe eines vertrauten Mönches die notwendigsten Vorkehrungen zu treffen; erbat seine Ge- treuen, ihn im Jägerhaus zu besuchen, aber mit solcher Präcaution, dass der Graf ja nicht wahrnehmen könne, wohin die Wagen fahren. Der polternde Graf rumorte mit einem Brief des Dechants Engel, worin dieser be- richte, ein Offizier habe ihm erzählt, die Hälfte der Stiftsgeistlichen werde in andere

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