Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

55 aufzunehmen, wurde er von seinen Würden abgesetzt, für immer zu solchen untaug- lich erklärt, mit sechsmonatlichem bischöflichen Arrest auf Kosten der Provinz belegt und befohlen, dass diese Strafe durch die Ordinarien allen Klöstern zur Belehrung mit dem Beisatz kundgemacht werde, dass in Zukunft derlei gegen die landesfürstlichen Gesetze ungehorsame Ordensobere aus allen k. k. Staaten abgeschafft würden. 13. Juli 1782. Mit Dekret vom 17. Juli 1781 waren die Vota conditionata et temporalia aufgeho- ben worden. 13. Berufung des Josef Valentin Eybel. Ehe die Geschichte übergeht auf die großen Klosteraktionen, welche mit Anordnun- gen umfassender Fassionen des geistlichen Vermögens eingeleitet wurden, mag es am Platz sein die Beachtung jenem Mann zuzuwenden, der bei der Durchführung der Ge- setze und Verordnungen im Land ob der Enns gegen die Klöster, die unheilvollste Tätig- keit zu entwickeln in die Lage kam. Der Mann war Josef Valentin v. Eybel. Eybel war geboren zu Wien 3. März 1741. Er studierte bei den Jesuiten und sollte Geistlicher werden, trat aber in Staatsdienst als Registratursadjunkt in Graz ein, begab sich später auf die Universität Wien, hörte die Vorlesungen Sonnenfels', Rieggers, Martinis u. a., wurde Substitut Rieggers, 1773 Doctor juris utriusque und außeror- dentlicher, 1777 ordentlicher Professor des Kirchenrechtes in Wien. Seine antikirchli- chen Lehren veranlassten die Kaiserin Maria Theresia, ihn von der Kanzel zu entfernen und er kam nach Linz als Landrat 1779. Eybel war literarisch sehr tätig. Er schrieb in lateinischer Sprache größere kirchen- rechtliche Werke, in deutscher Sprache Abhandlungen zu Tagesfragen, aber auch eine „Christkatholische nützliche Hauspostille“, 4 Bände über „Heilige nach den Volksbe- griffen“ etc. etc., böse Satyren. In Linz fand Eybel Gesinnungsgenossen genug; unter diesen stand durch Ähnlich- keit des Lebensganges und Tätigkeit ihm am nächsten Ignaz de Luca: wie Eybel ein gebürtiger Wiener (1746), ehemaliger Jesuitenschüler und Rechtshörer an der Wiener Universität, ein Jünger Sonnenfels'. 1771 war de Luca als ordentlicher öffentlicher Leh- rer der politischen Wissenschaften ans Lyzeum zu Linz berufen worden. Als Beisitzer in der Studien- und Milden-Stiftungskommission fand er reichlich Gelegenheit, gegen das Passauer Ordinariat in der Priesterhausfrage, gegen die Stifte in den Schulangele- genheiten sich zu betätigen. 1780 wurde er als Lehrer der politischen Wissenschaften nach Innsbruck übersetzt, trat 1784 in den Ruhestand, um nach Wien zu übersiedeln, wo er nach mehrjähriger Unterbrechung die Lehrtätigkeit wieder aufnahm. 1799 starb der körperlich auffallend missgestaltete, vor Lebhaftigkeit sprühende Mann mit Hin- terlassung zahlreicher in Druck erschienener und umfangreicher handschriftlicher Ar- beiten. Der Anlass, welcher den für das Land ob der Enns in trauriger Weise so bedeutend gewordenen Eybel in seine einflussreiche Stellung gebracht hat, war ein Rechtsfall im Innviertel. Ein lediger Bauerssohn zu Unteraichet, Johann Rabler, hatte beim Passauer

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