Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

52 Geheimnisträger mit einer ehrbaren und der Vernunft mehr angemessenen Kleidung und Mantel und in allem wie bei den Bruderschaften in Wien von nun an zum Vor- schein kommen werden". Am 29. Dezember 1781 erhielten die Karmeliter ein Dekret, in welchem die Lan- deshauptmannschaft ihre Pflicht betont zu wachen über Kirchenzucht, folglich auch über jene Andachten, welche statt zur Erbauung der katholischen Kirchengemeinde vielmehr zum sittlichen Verderbnis und zum Spott unserer Glaubensgegner Anlass gä- ben. Die Regierung könne daher nicht länger mehr die in der Karmeliterkirche ge- wöhnlichen Fastenandachten unter dem Namen des Falles gleichgültig ansehen. In Hinkunft solle jeden Donnerstag (in der Fastenzeit) zur Erreichung der Stiftungsbe- stimmung das Geheimnis des am Ölberg leidenden Heilandes mit Aussetzung des hochwürdigsten Gutes, Anstimmung eines musikalischen Misereres und einer be- scheidenen, auferbaulichen, dem hohen Ordinariatsbefehl angemessenen Predigt be- gangen werden; es wurde befohlen, das bis dahin auf dem Hochaltar aufgestellte The- atrum und Scenariumwie auch die mit Stricken und Flugwerk bisher bewegte Statuam Christi und des Engels bei schwerster Verantwortung künftig zu unterlassen und statt dessen eine mit dem Sinn unserer heiligen Kirche und der evangelischen Geschichte übereinstimmend gemachte Vorstellung des Heilands am Ölberg gleich andern Altar- bildern unbeweglich aufzustellen, beinebenst sowohl bei dieser als allen übrigen An- dachten bei so später Stunde die Kirche mittelst Verhängung der Fenster zu verfins- tern sich zu enthalten. Der Kammerprokurator habe Vorschlag zu machen, wie das Superplus der Stiftung verwendet werden solle, da nun die Andacht nicht mehr so kostspielig sein werde. Die Fallandacht war bei den Karmelitern gestiftet worden von Johanna de Kauth 1718 mit 8000 fl. dahin, „dass alljährlich an den Donnerstagen in der Fastenzeit Christi Gebet und Blutschwitzung dargestellt werde, cum Musica Modeta concione et litaniis lauretaniis nec non in fine: benedictione." Schon im Jahr 1774 hieß es im Volk allge- mein, dass diese Ölbergsandacht abgeschafft werde, als die Normalschule in Linz er- richtet wurde; zu deren Förderung sollte die Ölbergstiftung, deren Kapital behördli- cherseits irrigerweise auf 17—30.000 fl. veranschlagt wurde, verwendet werden. Eine ähnliche Verordnung erging auch an den Kreishauptmann des Innviertels, wo gleichfalls diese Fallandacht im Gebrauch war und durch Personen als ein Schauspiel gegeben wurde. Daher mag es auch kommen, dass bis auf den heutigen Tag in der Karmeliterkirche zu Linz (und in Kirchen des Innviertels) das Fastenbild am Hochaltar den Heiland auf dem Ölberg darstellt. Am 27. November 1781 erging eine Kundmachung an die Ordinarien: Es ist nur allzubekannt, was für schädliche Missbräuche für die heilige Religion in Ansehung der Ablässe, besonders jenes des Portiunkulafestes mit dem bisher üblichen toties quoties herrschen, deren Abstellung nach dem Geist der Kirche notwendig und daher dem Volk durch die Geistlichkeit begreiflich zu machen ist. Bei den Klöstern sind die bisher üblichen Tafeln in festo Portiunculae mit den darauf geschriebenen Worten toties quoties zu kassieren und darf keine andere solche Tafel mehr verfertigt und

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