Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm
47 Wilhering ein, am 21. wurde das Skrutinium gehalten, am 22. die Wahl vorgenommen. Dem Generalvikar assistierten dabei die Äbte Leopold von Engelszell und Christian von Baumgartenberg. Die landesfürstliche Kommission bestand aus dem Landeshauptmann Graf v. Thürheim, Baron v. Stiebar, Abt Siard von Schlägl und dem Sekretär v. Moor. Die Stimmen fielen mit überwiegender Majorität auf den bisherigen Kellermeister des Stiftes P. Johann Baptist V. Hinterhölzl. 9 Am 25. Februar wurde die Infulation gehalten. Die Prälatenwahl und die Tage der Freude waren vorüber, aber die leidige Angelegen- heit, welche vor der Prälatenwahl Stift und Regierung beschäftigt hatte, noch nicht erle- digt. Das Stift musste die Stolbezüge seiner Pfarrvikare einbekennen. Von den 9 Pfarreien, darunter 7 im Land ob der Enns: Ottensheim (mit 2 Geistlichen), Gramastetten (3), Ober- neukirchen (2), Leonfelden (3), Kurzenzwettl (2), Weißenbach (2), Puchenau (1), 2 in Nie- derösterreich: Theras (2) und St. Johann bei Heinrichschlag (1), wurden nach dreijährigem Durchschnitt 1279 fl. 31 kr. ausgewiesen; das Stift bezog davon allerdings keinen Kreuzer, vielmehr musste es nicht selten den auf den Pfarreien exponierten (18) Geistlichen Geld- unterstützung leisten. Der auf Grund des Reskriptes vom 29. Dezember geforderte Ausweis führt an Domi- nikal-Empfangs- und Ausgabsrubriken bei der Herrschaft Wilhering mit Einschluss von Kürnberg und Eidenberg: Einnahmen 16.010 fl. 25 kr. 2 1/2 ₰ Ausgaben 13.660 fl. 29 kr. 1 2/3 ₰ also Reineinnahme 2349 fl. 56 kr.; bei der Herrschaft Mühldorf und Mühllacken Einnahmen 2321 fl. 26 kr., Ausgaben 641 fl. 33 kr. 2 1/2 ₰ , also Reineinnahme 1679 fl. 52 kr. und von den niederösterreichischen Gülten (Gut Eggendorf im Viertel Untermarchart- sberg und einigen Untertanen bei Heinrichschlag) das Kameralamt betreffend Einnahmen 5434 fl., Ausgaben 4969 fl. 34 kr. 3 ₰ , also Überschuss 464 fl. 25 kr., sodass die Gesamt- summe des Reineinkommens sich stellt auf 4494 fl. 13 kr. Dem neuen Abt wird von der landesfürstlichen Kommission das Inventar des Stiftes übergeben mit ausgewiesenem Wert der Realitäten per 220.912 fl. 53 kr. 2 ₰ , berechnet nach 5-prozentigem Erträgnis der Herrschaften und Gülten; das Stiftshaus mit dem Schät- zungswert von 3328 fl. und jährlichem Erträgnis von 41 fl. 36 kr. ist dabei nicht eingerech- net worden, weil es so baufällig und unnutzbar beschaffen war, dass es dem Prälaten und den Stiftsprofessen eben nur kümmerlichen Unterstand gewährte und die jährliche Steuer zur Landschaft und die anderweitigen Erhaltungserfordernisse allen vermeintli- chen Genuß überstiegen. An kurrentem Geld waren inventiert 32.380 fl. 36 kr., wovon ca. 6000 fl. von der Kommission dem P. Prior und Hofrichter zur Administration überlassen worden waren. An Kassarest und Untertanenausständen waren eingetragen 4726 fl. 46 kr. 2 an Aktivkapitalien 116.156 fl., an Passivkapitalien 27.000 fl.; das Schatzgeld, der Wein (8820 Eimer), die Getreidevorräte: 68 Mut 17 Metzen und Ausstand von 7 Mut 27 Metzen, die Malz- (4772 Metzen) und Hopfenvorräte beim Bräuhaus (250 Pfund), die ge- samte Wirtschafts- und Wohnungseinrichtung im Stift und im Freihaus zu Linz waren auf- gezeichnet, aber nicht geschätzt worden. 9 AmWahltag wurden 286 Personen aus der Stiftsküche gespeist; es mangelte an Tischen, Sesseln, Löffeln, Messern. Diemeisten Konventualen bekamen das festliche Mittagmahl zum Nachtessen. Außerdemwur- den 91 Speisebilleten à 20 kr. mit Anweisung an die Hoftaverne ausgegeben.
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