Rudolf Hittmair - Der josefinische Klostersturm

42 Von größter Bedeutung sind die Worte im Schreiben des Kardinals vom 27. August 1778, womit er den Irrtum aufdeckt, der in dem eifervollen Bestreben die Seelsorgepos- ten zu vermehren nur ein Gutes sieht und keine Gefahr; er stellt als wohlbegründet die alte Praxis dar, große Pfarreien mit zahlreicheren Geistlichen zu haben, die bann als Ex- kurrenten oder expositi capellani in entlegenere Pfarrteile nach Bedarf ausgesendet wer- den: „Das Aussetzen eines einzigen Geistlichen hat sein Bedenkliches, die Kongrua ist ge- ring, er muss kümmerlich leben, den Armen seiner Pfarrei kann er nur geistlichen Trost gewähren, im Krankheitsfall oder bei zunehmenden Jahren hat er keinen Gesellpriester, er kann sich Arznei und Wartung nicht zahlen; in jüngeren Jahren aber mangelt die stan- desgemäße Gesellschaft, utpote sine socio et teste viventes werden sie zu verächtlichsten Unternehmungen jezuweilen ausarten und bei der mindesten Entfernung voll ihrer Sta- tion sich und die ihnen allvertrauten Schäflein der Seelengefahr aussetzen. Übrigens lehrt die Erfahrung zur Genüge, dass das Volk nicht so viel von einem Andacht- oder Seeleneifer angetrieben, sondern öfter von den eigennützigen Wirten, Bäckern, Fleischhauern aufge- hetzt wird einen eigenen Seelsorger zu verlangen." dd. 9. April 1779 berichtet Wittola, dass eigene Seelsorger ausgesetzt worden seien: 1. zu Öpping ein Prämonstratenser von Schlägl, 2. zu Zell ein Benediktiner von Mondsee, 3. zu Regau und 4. zu Attnang ein Kanoniker von St. Florian, 5. zu Nußbach und 6. zu Steinbach ein Zisterzienser von Schlierbach, 7. zu Kirchberg ein Zisterzienser von Engels- zell, 8. zu St. Thoma ein Kanonikus von Waldhausen und ebenso 9. zu Allerheiligen, 10. zu Aurach, 11. zu Ohlstorf, 12. zu Weissenkirchen, 13. zu Raming, 14. zu Brambachkirchen, 15. zu Allerheiligen (Brunnenthal?), 16. zu St. Agatha, 17. zu St. Stefan, 18. zu Heiligen- berg, 19. zu Altenberg, 20. zu Marchtrenk, 21. zu Traun, 22. zu Reichenstein Weltpriester; der Weltpriester für Allerheiligen wohne allerdings noch zu Waizenkirchen; in den drei letztgenannten Orten seien bisher Benefiziaten ohne cura und iurisdictio gewesen. Als noch mit Weltpriestern zu besetzende Orte bezeichnet er: Julbach, Oberkappel, Stroham, Oftering, Urfahr, wohin allerdings schon 1775 die Kaiserin einen Weltpriester zu setzen befohlen habe, womit aber der Dechant zu Linz beständig zurückhalte; ferners Bachma- ning und Altenhofen. Nach Goldwörth und Katzdorf und Nestelbach habe St. Florian, nach Oberhofen Mondsee einen Geistlichen zu stellen, in den landesfürstlichen Markt Hall das Benediktinerstift von Kremsmünster. Zu Scharten und Pöstlingberg säßen etliche Priester; die Kommission habe vor Monaten schon beschlossen, dass sie pfarrliche Dienste leisten sollen, es sei aber bis heute noch nichts geschehen. In einem Promemoria vom 5. Juni 1779 beschwerte sich der Kardinal über das Beneh- men Wittolas; dieser gehe ungeordnet und willkürlich zu Werk mit Hinwegsetzung über die vom Kardinal gleich anfangs zugrunde gelegte von Majestät genehmigte Beneh- mungsregeln, Wittola schiebe die Beendigung der Sache hinaus, trete dem bischöflichen Referenten der Ersatz zumachen". Hollensteiner verrechnete zuerst für alle seine Bemühungen umKirche und Schule zu Öpping 400 fl. Gewinstentgang inWirtschaft undWeberei, wovon er selbst behauptet, dass sie ganz heruntergekommen sei, sodann 600 fl. Auslagen. 246 fl. 34 kr. wurden ihm zugesprochen, die er in der Öppinger Schulangelegenheit ausgelegt hat, und die ihmvon der Herrschaft Pürnstein vergütet wer- den sollten. Linz 17. Marz 1783, bestätigt vomAppellationsgericht inWien. 1792 saß der Simon wieder im Arrest „in der Stadt" (Wien oder Linz?).

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